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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore
Autoren: Kealan Patrick Burke
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ist.«
    Callows freudige Miene verschwand abrupt.
    Mansfield hielt eine Hand hoch. »Royle, lass es bleiben, um Gottes willen.«
    Leider ließ sich der Kohlehändler nicht beirren. »Ihr habt Nerven! Fahrt den anderen hier über den Mund, wie Ihr wollt, aber so sprecht Ihr nicht mit mir … egal auf welch hohem Ross Ihr hockt!«
    Grady trat vor. »Hüten Sie Ihre Zunge, Royle, und zeigen Sie ein wenig Verständnis für diesen Mann. Er ist auf der Suche nach seiner Frau und nicht nach Streit.«
    Royle wandte sich ihm zu. »Ah, hier spricht der katholische Bauer. Wie geehrt wir uns fühlen, dass Sie das Wort erheben. Zu dumm, dass Sie kein bisschen …«
    »Genug«, unterbrach Mansfield sie. »Noch ein Wort, und ich schwöre, dass ich dir ein blaues Auge verpasse.«
    »Ruhig Blut, Gentlemen«, warf Fowler mit einem nervösen Lachen ein. Nachdem ihn Grady darauf aufmerksam gemacht hatte, bemerkte er den Holster am Gürtel seines Gegenübers. Ein glänzender Griff aus Walnussholz ragte wie das obere Ende eines Fragezeichens heraus.
    Zuletzt löste Callow die Spannung auf, die in der Luft zwischen ihnen knisterte: »Wir verschwenden hier bloß unsere Zeit.«
    »Richtig«, stimmte Mansfield zu. »Laws, bring Royle heim. Wir reiten weiter.«
    Laws nickte und ging um Royles Pferd herum, wo sein eigenes wartete.
    Dann wurde offenbar, dass der Zwist von den Männern abgefärbt hatte. Als Royle seinem Gaul frustriert gegen die Flanke schlug, erschrak das Tier und ging auf den Hinterläufen in die Höhe, indem es ängstlich wieherte und große Augen machte.
    »Royle, werden Sie das verdammte Vieh wohl zügeln?«, rief Grady.
    Royle fluchte, langte nach den Zügeln und zerrte kräftig daran. »Ruhig, Lightning! Ruhig , Lightning.«
    »Laws, gehen Sie verflucht noch mal aus dem Weg!«, rief Grady weiter.
    Der Angesprochene war trotz des Aufruhrs abgelenkt. Er hatte sich mehr oder weniger von der Gruppe gelöst und versuchte, etwas im Nebel zu erkennen, wobei er einen Zeigefinger in Richtung des Weges hinter ihnen ausstreckte. »Ich habe gerade …«
    »Laws!«
    Lightning trat gleichsam fest wie unerwartet aus und machte ihrem Namen damit alle Ehre. Mit einem Geräusch, das klang, als bearbeite jemand mit einem Hammer einen Sack Fleisch, zog das Tier Laws den Boden unter den Füßen weg, wobei er die Arme von sich streckte wie jemand, der zu fliegen gedachte. Er fiel unsanft auf die Seite und wälzte sich matt auf den Rücken. Gleich einem wachenden Geist umzitterte ein einzelner Atemhauch seinen Kopf. Royle, der immer noch damit beschäftigt war, sein Pferd zurückzuhalten, schaute sich um. Die einstweilige Hektik der anderen, die zu Laws eilten, verwirrte ihn. Allein Fowler und Callow blieben auf ihren Rossen sitzen.
    Mansfield erreichte ihn zuerst. Der Wirt lag mit gespreizten Beinen am Boden und schnappte lautlos mit dem Mund. Heraus quoll nichts als Blut, während seine angeschwollenen Augen wie Rubine glommen. Da Mansfield nicht sicher wusste, ob der Mann überhaupt noch etwas sah, widerstand er dem Drang, das Gesicht zu verziehen, und legte stattdessen eine Hand auf seine Schulter.
    »Laws«, begann er. »Peter. Hörst du mich?«
    Grady ging auf der anderen Seite in die Hocke, um den Puls des Liegenden zu ermitteln, indem er ihm Zeige- und Mittelfinger ans Handgelenk legte. »Er ist tot«, schlussfolgerte er kurz darauf.
    »Aber er bewegt sich noch!«
    »Die Reflexe, Sir. Sein Kopf ist zertrümmert.«
    Royle, der sein Pferd endlich milde gestimmt hatte, ächzte laut. »Er war seine Schuld. Ich habe ihn nicht angerührt. Er hätte es besser wissen müssen und nicht …«
    »Halten Sie den Mund, verflucht noch mal«, lenkte Grady ein. Zu jeder anderen Gelegenheit, das war ihnen allen klar, hätte er sich mit dieser Aufforderung einen Satz heißer Ohren eingehandelt. Royle indes gehorchte, wohl, weil er nicht auch noch die anderen gegen sich aufbringen wollte.
    Mansfield schaute auf Laws hinab und schluckte trocken angesichts des eingedellten Schädels des Toten. Ein einziger schmaler Knochensplitter ragte aus seinem gebrochenen Wangenbein, während der Kopf langsam zur Seite sackte. Mansfield schwante, er werde diese Bewegung über Jahre hinweg immer und immer wieder in seinen Träumen Revue passieren lassen. Dann blickte er zu Callow auf, den der Unfall, so unglaublich es schien, völlig kaltließ.
    »Wir müssen weiter«, bemerkte der Jagdmeister schlicht.

    ***

    »Sir, wir können den armen Teufel nicht einfach hier
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