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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore
Autoren: Kealan Patrick Burke
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angerückt. Dass er sich auf uns versteift hat …«
    »Fühlt sich nicht richtig an, oder?«
    »Kein bisschen.«
    »Als er heute Morgen anklopfte, sah er aus, als sei er durch die Hölle gegangen, habe sich auf dem Weg ein paar Pints genehmigt und wieder zurückbegeben. Jetzt scheint er die Ruhe selbst zu sein.«
    Mansfield betrachtete ihn, und die Altersfurchen, welche die Wangen seines Hausmeisters durchzogen, die roten Adern auf seiner krummen Nase und der entspannte Blick der blauen Augen unter dem Schirm der Mütze. Zwar war er noch keine sechzig, doch jetzt mochte man ihn auf gut und gern zehn Jahre älter schätzen.
    »Was glauben Sie, hat er vor? Will er vielleicht davon ablenken, dass sie ihn verlassen hat?«
    Grady kniff die Augen zusammen und spähte in den Dunst. »Ehrlich gesagt, Sir, habe ich keine Ahnung. Der Mann ist verwirrt. Normalerweise erkennt man am Blick der Leute, wie sie ticken, aber als ich ihm heute in die Augen schaute, sah ich nur schwarze Löcher. Genauso gut hätte ich in zwei Ölpfützen glotzen können.«
    »In seiner Situation würden wir uns wohl nicht anders verhalten.«
    »Mag sein, aber am besten lassen Sie Obacht walten, was ihn angeht, Sir.« Er hob seine Peitsche hoch und zeigte damit in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Nur um sicherzugehen.«
    Mansfield nickte.
    »Ach, übrigens«, fuhr Grady fort. »Haben Sie zufällig bemerkt, dass Fowler seine Pistole mitführt?«
    »Nein. Das hätten Sie jetzt auch besser für sich behalten.«
    »Ich würde mir keine Sorgen machen«, beschwichtigte der Bedienstete mit einem Lächeln. »In Gefahr schwebt dabei wohl nur sein eigener Fuß.«
    Leises Brummeln wies die beiden darauf hin, dass die anderen näher kamen. Als sie mit Callow gleich einem Gespenst an der Spitze im Nebel auftauchten, fiel Mansfield auf, dass Royle gebeugt im Sattel hockte und stark schwitzte.
    »Sieht seekrank aus«, befand Grady.
    Callow zügelte sein Pferd vor ihnen, und Mansfield spürte, wie sich seine Eingeweide verkrampften. Grady hatte nicht übertrieben, denn das Gesicht des Mannes wirkte wie eine Theatermaske. In der Dunkelheit glichen seine Augen mandelförmigen Schlitzen.
    »Schon etwas entdeckt?«, fragte Callow.
    »Noch nicht«, enttäuschte ihn Mansfield, »aber ich kann Euch sagen, wo wir sind. Bis zum Tavy River sollte es nicht weiter als eine Meile geradeaus sein.«
    »Gut.« Callow drehte sich um und schaute noch einmal nach hinten. »Helfen Sie ihm vom Pferd.« Er meinte Royle, der vermutlich jeden Moment aus dem Sattel glitt.
    Allerdings lächelte der Mann und hob einen Arm. »Tut mir leid, wirklich schrecklich, aber vielleicht wäre es besser, ich reiße meinen alten Lightning hier herum und reite zurück nach Hause. Mir ist ziemlich übel. Schätze, ich habe gestern Abend einen schlechten Jahrgang erwischt.«
    Laws stieg ab und half Royle vom Pferd.
    Callows Lippen verzogen sich flüchtig zu einem geisterhaften Lächeln, das jedoch nicht weiter auf seinen Zügen verweilen mochte. »Den wären wir los.«
    Royle wurde hellhörig. »Wie bitte?«
    »Ich halte es für allzu typisch, dass Sie sich zurückziehen, wenn Sie einsehen, dass Sie keinen Profit aus der jeweiligen Situation schlagen können. Parasitäre Gebaren kennzeichnen Ihren Werdegang, und dies reicht so weit, dass es geradezu absurd wäre, wenn Sie jemandem einen Gefallen täten beziehungsweise … Gott bewahre! … etwas aus schierer Herzensgüte vollbrächten.«
    »Jetzt aber halblang …« Royle bekam wieder Farbe ins Gesicht.
    »Laws«, fuhr Callow fort, »da Sie ihn mit dem Alkohol versorgt haben, dessentwegen er unpässlich ist, werden Sie Royle zurück ins Dorf begleiten. Sie kennen das Gebiet auch besser als er, und ich wäre untröstlich, würde er stürzen und seinen unnützen Schädel verletzen.«
    »Ich bin nicht sicher, was Ihr gestern Abend zu Euch genommen habt, Mr. Callow«, wütete Royle, »aber es muss Euch gehörig zu Kopf gestiegen sein, denn ansonsten würdet Ihr nicht so mit den Leuten umspringen.« Er wischte sich mit einer Hand über den Mund und schüttelte Laws ab, der ihn besänftigen wollte. »Ich persönlich würde so nicht einmal mit einem Köter reden!«
    Wie im Einklang mit der Stimmung ihres Herrn schnaubte Royles Stute und trat einen Schritt zurück. Er bemühte sich nicht, sie zu beruhigen, sondern widmete sich gleich wieder Callow. »Falls Ihr so mit Eurer Frau umgeht, ist es kein Wunder, dass sie Euch den Rücken kehrte und getürmt
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