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Heiße Kuesse im Paradies

Heiße Kuesse im Paradies

Titel: Heiße Kuesse im Paradies
Autoren: Thea Devine
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Haushaltswaren und dem Cafe vorbeibrauste.
    Vielleicht brauchte jeder diese Art von Beständigkeit in seinem Leben. Eine kleine Stadt, eine Familie, ein Zuhause, Liebe.
    Nein! In diese Falle würde sie nicht tappen. Carrie hatte nie etwas für Heim und Herd oder für das Kleinstadtleben übrig gehabt. Sie war nie bereit gewesen, dafür irgendetwas aufzugeben.
    Alles, was sie in Paradise je gewollt oder gebraucht hatte, war ein Erholungswochenende und die Gewissheit, dass mit ihrer Mutter alles in Ordnung war. Danach konnte sie sich wieder in die hektische Arbeit stürzen, so wie sie sich früher von den Felsen in den See stürzte - kopfüber und das Ziel stets vor Augen.
    Seit dem Tod ihrer Mutter vor anderthalb Jahren war Carrie nicht mehr hier gewesen. Und selbst damals hatte es für sie nicht viel zu tun gegeben. Ihre Mutter hatte alles ordentlich geregelt hinterlassen. Ihr einziger Wunsch war es gewesen, dass Carrie das Haus nicht verkaufte und weiterhin wie gewohnt immer mal ein paar Tage darin verbrachte.
    Statt zu Besuch zu kommen, hatte Carrie das Haus
    verschlossen.
    Aber jetzt kam sie nach Hause, allerdings nicht als
    triumphierende Siegerin, wie sie sich das immer vorgestellt hatte. Sie kam auf ihrem Motorrad, ohne Arbeit und ohne Glanz und Glamour. Alles, was ihr an' Besitz geblieben war, war in einem geliehenen Möbelwagen verstaut, der vor dem Treetops Motel in der nächsten Stadt parkte.
    Präsentation war eben alles. Wenn Carrie in ihren zehn Jahren in der mörderischen New Yorker Werbebranche eines gelernt hatte, dann dass. Sie würde sich keine Blöße geben.
    Trotzdem, am Ende ist es immer dasselbe, dachte sie, während sie ihre Motelrechnung für eine Übernachtung mit Frühstück bezahlte. Letztlich kam jeder zurück, vor allem wenn man nirgendwo anders hin konnte.
    Sie wusste das besser als jeder andere. Für jeden Job, um den sie sich beworben hatte, hatte es zwanzig Mitbewerber gegeben. Außerdem waren ihr hohes Gehalt und die zehn Jahre Berufserfahrung eher ein Nachteil in einer Welt, in der man einen fünf Jahre jüngeren stellvertretenden Art Director für die Hälfte ihrer Gehaltsforderung finden konnte.
    Während sie mit dem Möbelwagen über die Route 30 zu
    dem Haus fuhr, in dem sie aufgewachsen war, stieg heftiger Groll in ihr auf. Ärgere dich nicht, ermahnte sie sich. Es ist vorbei.
    Carrie konnte dem klaren blauen Himmel über den Bäumen, die die Pond Road säumten, nichts abgewinnen. Auch das in der Ferne glitzernde Wasser reizte sie nicht, als sie die Abzweigung zum Haus erreichte.
    Sie war fast da. Wieso fühlte sie sich plötzlich so verloren?
    Sie schüttelte ihr plötzliches Unbehagen ab und bog in die Straße zum See ein. Es war kaum mehr als ein Pfad,
    ungepflastert und überwuchert. Carrie lenkte den Wagen etwa hundert Meter über Baumwurzeln und Schotter und parkte wie immer bei der Lichtung.
    Dort vor ihr, auf einer Anhöhe über dem See, lag das Haus, verfallen und mit vernagelten Fensterläden. Sie stieg aus dem Wagen und atmete tief den Geruch von vermoderndem Holz und wild wuchernden Pflanzen ein. Langsam ging sie zum See hinunter. Den See hatte sie immer geliebt. Als Kind war er ihr riesig erschienen, groß wie der Ozean und ebenso tief, umringt von Bäumen, hinter denen die Häuser ihrer nächsten Nachbarn lagen. Damals war die Einsamkeit friedvoll gewesen. Doch jetzt, wo sie auf den Felsen direkt unterhalb des Hauses stand, kam sie sich vor wie der einzige Mensch hier. Sie fühlte sich sehr, sehr einsam.
    So schwer es ihr auch gefallen war, letztlich hatte sie sich mit der unleugbaren Tatsache abgefunden, dass sie ein neues Leben anfangen würde - an einem Ort, von dem sie geglaubt hatte, dass sie nie mehr dorthin zurückkehren würde.
    Jetzt, wo sie da war, fürchtete sie sich fast, das Haus zu betreten. Mutter, dachte sie. Traurigkeit stieg in ihr auf, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie drehte sich zum Haus um und ging darauf zu. So trist sah es gar nicht aus, bis auf die mit Läden verschlossenen Fenster. So viele Jahre hatte ihre Mutter hier gelebt...
    Schluss mit den Erinnerungen, meldete sich eine energische Stimme in ihrem Kopf. Carrie suchte die Schlüssel heraus, überquerte die Veranda und schloss die Tür auf.
    Als sie das Wohnzimmer mit dem steinernen Kamin und
    dem großen Holzofen betrat, blieb sie abrupt stehen. Sie war darauf vorbereitet gewesen, dass es im Innern kalt sein würde.
    Wie modrig und feucht es in verschlossenen, unbewohnten
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