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Heirate nie einen Italiener

Heirate nie einen Italiener

Titel: Heirate nie einen Italiener
Autoren: Lucy Gordon
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geküsst, sodass meine gesamte Verwandtschaft und alle Nachbarn es sehen konnten. Und ein solcher Kuss kommt einem Jawort gleich – jedenfalls für die Tochter einer sizilianischen Familie. Ich kann förmlich spüren, wie sich die Schlinge um meinen Hals zusammenzieht.”
    “Es wundert mich zwar, dass du den Gang zum Altar mit dem zum Galgen vergleichst, trotzdem brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Das bekomme ich schon hin.”
    “Und wie willst du das anstellen?”
    “Indem ich gar nicht erst um deine Hand anhalte”, lautete Lorenzos entwaffnende Antwort. “Ich werde deinen Eltern einfach erklären, dass wir nicht zueinander passen. Und wenn sie fragen, warum, werde ich sagen, dass du hundsmiserabel küsst – tu das nicht, Helen!”
    Nur seiner Geistesgegenwart war es zu verdanken, dass ihn das Buch, das sie nach ihm geworfen hatte, nicht mit voller Wucht am Kopf traf, sondern hinter ihm an die Wand klatschte.
    “Raus hier!”, forderte Helen ihn empört auf.
    “Sollen wir nicht vorher besprechen, wann ich mit deinen Eltern …?”
    “Raus, habe ich gesagt!”
    Lorenzo war schon an der Tür, als er sich noch einmal zu Helen umwandte. “Bleibst du heute Nacht hier?”
    “Es geht dich zwar nichts an, aber eigentlich hatte ich vor, noch zu meiner Wohnung zu fahren”, erwiderte sie barsch.
    “Dann sollten wir lieber gleichzeitig aufbrechen.”
    “Signore Martelli”, sagte Helen betont distanziert, “wenn Sie auch nur halbwegs zugehört hätten, wüssten Sie, dass ich es kaum ertrage, gleichzeitig mit Ihnen in New York zu sein, geschweige denn in einem Taxi.”
    “Ich kann mir auch Angenehmeres vorstellen, aber wenn du die Gerüchteküche nicht anheizen willst, wäre es ratsam, wenn wir das Haus gemeinsam verließen.”
    “Und wem sollte es deiner Meinung nach um diese Uhrzeit auffallen, wenn wir es nicht täten?”
    “Allen, die um diese Uhrzeit am Fenster stehen, weil es sie brennend interessiert, ob Elena Angolini und der junge Mann, den sie vorhin so innig geküsst hat, das Haus gemeinsam oder getrennt verlassen.”
    “Was so ziemlich sämtliche Bewohner der Straße sein dürften”, gab Helen sich die ernüchternde Antwort selbst. “Warte einen Moment, ich rufe uns ein Taxi.”
    Lorenzo hatte natürlich recht. Sie mussten das Haus gemeinsam verlassen, um zu verhindern, dass noch mehr Gerüchte entstanden. Davon gab es wahrlich schon genug.
    Nachdem das Taxi vorgefahren war, gingen sie schweigend die Treppe hinab. Vor der Haustür reichte Lorenzo Helen den Arm, um sie über den rutschigen Gehweg zu führen. Widerstandslos ließ sie ihn gewähren und wartete geduldig, bis er die Wagentür geöffnet hatte und sie endlich einsteigen konnte. Denn obwohl sie nicht ein einziges Mal aufgeblickt hatte, war sie felsenfest davon überzeugt, dass Dutzende Augenpaare jede ihrer Bewegungen gebannt verfolgten.
    Kaum hatte das Taxi die Mulberry Street verlassen, stieß Helens Mutter hinter der Gardine ihres Schlafzimmers einen zufriedenen Seufzer aus. “Ist dir aufgefallen, dass er ihr sogar die Wagentür aufgehalten hat?”
    “Schon”, brummelte ihr Mann, der verschlafen neben ihr stand. “Aber was mag der Lärm zu bedeuten haben, den sie eben gemacht haben?”
    “Gar nichts”, erklärte ihm seine Frau. “Ein kleiner Streit zwischen frisch Verliebten ist völlig normal.”
    “Sollten wir nicht noch irgendwo auf einen Drink einkehren?”, schlug Lorenzo vor, kaum dass das Taxi die Mulberry Street verlassen hatte.
    “Du kannst ja in die Hotelbar gehen, wenn ich dich am Elroy abgesetzt habe”, erwiderte Helen abweisend.
    “Das saß.” Lorenzo verzog das Gesicht und hielt sich die Wange, als hätte Helen ihm eine schallende Ohrfeige verpasst.
    “Sei froh, dass ich nicht wirklich zugeschlagen habe.”
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, wusste sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie kannte Lorenzo zwar erst wenige Stunden, doch gut genug, um zu wissen, dass er sich die Chance, sie in Verlegenheit zu bringen, nicht entgehen lassen würde.
    “Tu dir keinen Zwang an”, erwiderte er prompt.
    “Hör auf, Lorenzo”, bat sie ihn und musste wider Willen lächeln, weil ihn der Schalk, der ihm aus den Augen sah, unwiderstehlich machte.
    “Schlag ruhig zu”, forderte er sie auf. “Vielleicht fühlst du dich dann besser.”
    Die Versuchung war zu groß. Helen hob den Arm und deutete eine Ohrfeige an, die zu einem fast zärtlichen Streicheln geriet, als die Hand schließlich Lorenzos Wange
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