Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
erwarten Sie sich vom Leben?« »Was sind Ihre Bedürfnisse?« »Was sind Ihre wichtigsten Ziele im Leben?« Berni hatte immer jemanden gefunden, der ihr zu einer Rechtfertigung ihres Glaubens verhalf, daß das, was sie sich wünschte, wichtiger sei als das, was andere sich wünschten.
    Pauline wandte sich mit einem leisen Seufzer wieder ab und ging weiter. »Ich habe den Eindruck, daß du diesen Ort nicht so rasch verlassen wirst«, sagte sie leise.
    Berni folgte ihr und dachte dabei, daß sich Pauline anhörte wie ihre vier Ehemänner. Die waren durch und durch egoistisch, klagten ständig darüber, daß Berni nichts für sie übrig habe und ihre Wertschätzung sich danach richtete, was sie ihr zu bieten hatten.
    Pauline blieb stehen, und Berni folgte ihrem Beispiel. Der Nebel um sie her lichtete sich, und Berni vermochte nun zu erkennen, daß sie sich in einem kreisrunden Raum befand, von dem Torbögen abgingen. Über diesen Bögen befanden sich Tafeln mit verschiedenen Aufschriften: »Romantik«, »Phantasie«, »Kleider«, »Bankette«, Müßiggang«, »Luxus«, »Gesellschaften«.
    »Wähle«, sagte Pauline.
    »Was soll ich wählen?« fragte Berni, die sich im Kreis herumdrehte und die Inschriften las.
    »Du mußt warten, bis man eine Aufgabe für dich gefunden hat, und die Wartezeit wirst du in einer dieser Hallen verbringen.« Pauline merkte, daß Berni sie noch immer nicht verstand. »Was würdest du jetzt am liebsten tun?«
    »Zu einer Party gehen«, erwiderte Berni ohne Zögern. Vielleicht würde eine Party, auf der es laut und lebhaft zuging, ihre Gedanken von ihrem eigenen Begräbnis und all dem Gerede von ihren Ex-Gatten ablenken.
    Pauline wandte sich dem Torbogen mit der Überschrift »Gesellschaften« zu, und Berni folgte ihr. Sobald sie den Torbogen passiert hatten, sah Berni einen weiteren, von Nebel erfüllten Durchgang zu ihrer Rechten, über dem eine Tafel mit der Aufschrift »Elisabethanisch« befestigt war.
    Pauline wandte sich dorthin, und Berni folgte ihr in den Nebel hinein.
    Sogleich sah sie sich mitten in ein Stück von Shakespeare versetzt. Männer in Umhängen, die Beine mit eng anliegenden Strumpfhosen bekleidet, führten Frauen in Korsetts durch die komplizierten Schrittfiguren eines Tanzes aus dem sechzehnten Jahrhundert.
    »Möchtest du dich unter diese Leute mischen?« fragte Pauline.
    »Das ist nicht meine Vorstellung von einer Party«, erwiderte Berni befremdet.
    Pauline führte sie wieder durch den Bogen aus dem Saal heraus und dann zu einem Durchgang an der gegenüberliegenden Seite.
    Sie hatten so alles in allem bei einem halben Dutzend Parties hineingeschaut, ehe Berni eine erblickte, die ihr halbwegs zusagte.
    Es war eine Regency-Party mit Frauen in Musselin-Kleidern, die Tee aus Untertassen tranken und sich über die jüngsten Eskapaden von Lady Caroline Lamb unterhielten. Da gab es eine Quadrille mit Cowboys, eine viktorianische Party mit Pfänderspielen, ein Fest im dreizehnten Jahrhundert mit ein paar gutaussehenden jungen Akrobaten, die Berni durchaus reizen konnten; eine japanische Tee-Zeremonie und einen erstaunlichen Tanz aus Tahiti; aber letztendlich entschied sie sich doch für eine Party der sechziger Jahre. Die dröhnende Musik der Stones, die leuchtend farbigen Miniröcke, die Nehru-Jacketts, der Duft von glimmendem Haschisch, die sich windenden Körper langmähniger Tanzpaare erinnerten sie an ihre Jugend.
    »Ja«, flüsterte sie und trat in den Saal. Im nächsten Moment trug sie schon ein Mikro-Mini-Kleid, ihre Haare waren lang und glatt, und ein Junge kam auf sie zu und bat sie um einen Tanz. Sie blickte sich nicht ein einziges mal um, um zu sehen, was aus Pauline geworden war.
    Berni hockte mit einem Dutzend anderer Blumenkinder zusammen, rauchte Marihuana und hörte zu, wie sich Frank Zappa mit Suzie Creamcheese unterhielt, als Pauline kam, um sie zu holen. Als Berni zu ihr hochsah, wußte sie, daß sie die Party verlassen mußte. Widerstrebend löste sie sich von der Gruppe aus Blumenkindern und folgte Pauline aus dem Raum.
    Sobald sie den goldenen Torbogen passiert hatten, hüllte der Nebel den Raum dahinter ein und verschluckte alle Gestalten und Geräusche. Bernis Perlenhalsband, buntscheckiges Hemd und Kopfband verschwanden, und sie trug wieder den seidenen Hosenanzug, in dem sie beerdigt worden war.
    »Ich bin doch eben erst zur Party gekommen«, beklagte sich Berni, »und fing gerade an, mich zu amüsieren.«
    »Nach irdischer Zeitrechnung hast du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher