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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
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wirkte, wenn sie lachte, und daß nur ein verschämtes Lächeln dem Sex-Appeal nicht schadete. »Ein großartiger Witz«, sagte sie, »aber der zieht nicht, lieber Mann. Ich weiß, daß das nur ein Trick ist, damit ich Lance das Geld gebe, was er von mir verlangt. Sie können Ihre Nebelmaschine ruhig wieder abschalten und . . .«
    Sie verstummte, weil der Mann ihr gar nicht zuhörte. Er nahm einen großen Stempel, der sich auf seinem Schreibtisch befand, knallte ihn auf das Papier und deutete dann nach rechts. Im gleichen Moment trat eine Frau aus dem Nebel heraus, die im gleichen Alter wie Berni sein mußte — nicht in Bernis scheinbarem, sondern wahrem Alter — und ein langes Kleid mit Spitzen an den Ellenbogen trug. Sie sah aus, als wäre sie einem Bühnenstück über Martha und George Washington entsprungen.
    Berni konnte jetzt nur noch an eines denken — was ihrem Liebhaber blühen würde, wenn sie nach Hause kam und ihn noch dort vorfand.
    »Komm mit«, sagte die Frau, und Berni folgte ihr.
    Der Nebel hüllte sie noch immer ein, aber er teilte sich, sobald sie sich in Bewegung setzten. Nach einer Weile hielt die Frau vor einem Torbogen an, der ebenfalls aus vierundzwanzigkarätigem Gold bestand. Über dem Bogen stand mit goldenen Lettern »Ungläubigkeit« geschrieben.
    »Ich glaube, du hast das nötig«, sagte die Frau und wich einen Schritt zurück.
    Widerstrebend ging Berni in den Nebel hinein, der den Torbogen ausfüllte, und in den Raum dahinter.
    Es dauerte eine Weile, bis sie den Raum wieder verließ. Ihr Blick war nicht mehr zornig, sondern ein mit Angst vermischtes Staunen sprach aus ihren Augen. Sie hatte Bilder von ihrem Tod geschaut, von ihrer Beerdigung; ja, sogar die Bestattungsunternehmer beim Einbalsamieren ihres Körpers beobachtet.
    Die Frau erwartete sie am Ausgang des Raumes.
    »Fühlst du dich jetzt besser?« fragte sie Berni.
    »Wer bist du?« flüsterte Berni. »Ist das der Himmel oder die Hölle?«
    Die Frau lächelte. »Ich bin Pauline, und das hier ist weder Himmel noch Hölle. Es ist die Küche.«
    »Die Küche? Ich bin soeben gestorben und werde in die Küche versetzt?« ereiferte sich Berni.
    Pauline schien Bernis Betragen keineswegs zu beeindrucken. »Die Küche ist ein . . . ein Bereich zwischen draußen und drinnen. Eine Art Durchgangsstation, wie man das wohl in deiner Zeit genannt haben würde. Ein Raum zwischen Himmel und Hölle. Er ist nur für Frauen bestimmt — nicht für schlechte Frauen, nicht für gute Frauen, sondern für Frauen, die weder die Hölle noch den Himmel recht verdienen.«
    Berni war sprachlos, blickte die Frau mit offenem Mund an.
    »Es ist ein Ort für Frauen, die . . .« Pauline dachte einen Moment nach. »Zum Beispiel für alle jene religiösen Frauen, die Bibelverse zitieren und sich für besser halten als jede andere. Sie sind nicht im eigentlichen Sinne des Wortes schlecht gewesen, und so kann man sie nicht in die Hölle schicken; doch andrerseits wieder so dünkelhaft, daß man sie auch nicht geradewegs in den Himmel versetzen könnte.«
    »Und so werden sie also hierher geschickt? In die Küche?« wisperte Berni.
    »Richtig.«
    Pauline schien nicht bereit, ihr weitergehende Erklärungen zu geben, und Berni hatte sich noch immer nicht von der Nachricht ihres eigenen Todes erholt. »Ein hübsches Kleid«, war alles, was sie nun zu sagen wußte. »Von Halston?«
    Pauline lächelte, hatte entweder nicht die Boshaftigkeit verstanden, die hinter Bernis Bemerkung steckte, oder ging großzügig darüber hinweg. »Die Frauen, die sich hier aufhalten, entstammen den unterschiedlichsten Epochen. Du wirst hier Frauen aus jedem Zeitalter begegnen. Es gibt eine Menge Puritanerinnen in der Küche.«
    Berni schwindelte der Kopf von all diesen Neuigkeiten. »Gibt es hier irgendwo etwas zu trinken?«
    »Oh, ja. Was trinkt man denn jetzt so auf der Erde? Badewannen-Gin, nicht wahr?«
    »Das war vor meiner Zeit«, erwiderte Berni, als sie sich nun in Bewegung setzten und der Nebel sich vor ihnen lichtete.
    »Was du auch trinken möchtest oder dir wünschst — du wirst es hier finden.«
    Kurz danach hielt Pauline vor einem kleinen Tisch an, auf dem ein hohes, mit Frost beschlagenes Glas Sangrita stand. Dankbar setzte Berni sich an den Tisch und nahm einen kräftigen Schluck, während Pauline ihr gegenüber Platz nahm.
    Als Berni von ihrem Glas hochsah, sagte sie: »Warum nennt man diesen Ort die Küche?«
    »Das ist nur ein Spitzname. Ich bin sicher, daß er anders
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