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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
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sich beide auf der Polsterbank niedergelassen hatten, begann der Schirm vor ihnen klar zu werden.
    »Es ist jetzt Weihnachten 1897«, sagte Pauline, »auf den Tag genau ein Jahr nach deiner Abreise, und Jace und Nellie sind inzwischen ein Jahr verheiratet.«
    Der Nebel lichtete sich, und Berni konnte das Grayson-Haus sehen, das geschmückt war für das Weihnachtsfest und voller Menschen. »Was sind das für Leute?«
    »Jace’ Verwandte sind bis aus Maine hierhergekommen, und Terel kam mit ihrem Mann, desgleichen Charles mit seiner zweiten Frau. Und dann sind da noch die Taggerts aus Chandler.« Pauline lächelte. »Nellie weiß es zwar noch nicht, aber sie ist bereits mit ihrem zweiten Kind schwanger. Sie . . .«
    »Pst«, sagte Berni. »Ich möchte das alles aus erster Hand erleben.«
    Chandler, Colorado
    Weihnachten 1897
    »Wann wird das neue Haus fertig sein?« fragte Ring Montgomery, Jace’ Vater, Charles Grayson, der am anderen Ende der Couch saß. Während er sprach, streckte er den Arm aus und fing einen von den Tyler-Jungen ein, die im vollen Galopp durch das Haus preschten, sah ihn warnend an und ließ ihn dann wieder los.
    »In drei Monaten«, brüllte Charles, um sich bei dem Lärm, der im Haus herrschte, Gehör zu verschaffen. Er wohnte mit seiner Frau in Denver, bis das alte Fenton-Haus nach dem Geschmack seiner Frau umgebaut und eingerichtet war. Es kostete ihn jeden Penny, den er besaß, aber das lohnte sich auch, wenn sie mit dem neuen Haus glücklich war. Ihm war es gleichgültig, wieviel er dafür ausgeben mußte. »Gefällt es dir hier in Chandler?« brüllte er dann.
    »Sehr.« Ring schien im Unterschied zu Charles der Lärm, den elf Kinder und vierzehn Erwachsene verursachten, nicht im mindesten zu stören. In einer Ecke des Raumes spielte Pamela Taggert laut auf dem Piano, während Jace und seine Mutter ein Weihnachtsduett für die Kirche einübten, das sie heute abend singen sollten. »Du singst diese Note eine Idee zu tief, mein Sohn«, sagte Ring über die Köpfe von vier Kindern mit schmutzigen Gesichtern hinweg.
    Wie er das bei diesem Lärm hatte hören können, war Charles unbegreiflich. Vor einer Stunde hatte sich Charles’ reizende neue Gattin entschuldigt und war nach oben gegangen, um sich hinzulegen. Charles wünschte, er könnte ihrem Beispiel folgen.
    »Sollten diese Kinder denn so etwas essen?« fragte Charles.
    Ring blickte zu den drei Wickelkindern in einer Ecke des Raumes hin, von denen zwei Kane Taggert und eines dem Schweinebauern gehörten. »Ein bißchen Schmutz kann keinem Kind etwas schaden, soweit ich das beurteilen kann. Aber Hank«, sagte er zu seinem zwölf Jahre alten Neffen, »schau mal nach, was die Knirpse dort essen.«
    Hank zog einen Flunsch, weil er sich einen Moment von seinen beiden Vettern, dem achtzehn Jahre alten Zachary und dem fast erwachsenen einundzwanzigjährigen Ian Taggert, trennen mußte. Hank war in einem Alter, wo er noch nicht recht erwachsen, aber auch kein Kind mehr war. Gehorsam entfernte Hank drei Käfer aus den Händen der Wickelkinder, und alle drei Kinder fingen sogleich zu plärren an.
    »Bring sie nach draußen«, sagte Ring, wobei Hank zu stöhnen begann.
    »Worüber lacht ihr beiden denn?« wollte Kane von seinem Sohn Zachary und seinem Neffen Ian wissen. »Geht nach draußen und spielt dort mit den Kindern.«
    Die beiden hörten auf, Hank auszulachen, nahmen jeder ein Kind und gingen mit ihm ins Freie.
    »Also was hast du mir da eben gesagt?« fragte Ring, an Charles gewandt.
    »Das Haus sollte in drei Monaten fertig sein, aber . . .« Er verstummte, als Kane und Rafe Taggert und John Tyler, die am Fuß der Treppe beisammenstanden, in ein schallendes Gelächter ausbrachen.
    »Johnny, Honey«, sagte Terel von einer anderen Ecke des Raumes her, wo sie sich in einem Lehnstuhl räkelte, »ich glaube, ich habe Durst. Hol mir doch ein Glas Limonade.«
    Charles beobachtete, wie John Tyler und drei seiner schmutzigen Kinder fast übereinander stolperten, als sie sich bemühten, in die Küche zu gelangen und Terel zu besorgen, was sie sich wünschte. Daß Terel einen mittellosen Schweinebauern heiraten würde, hatte Charles nicht in den Kopf gehen wollen, bis er diese Leute selbst erlebte. Die armen Tylers, die weder lesen noch schreiben konnten, hatten sich geehrt und privilegiert gefühlt, daß sie Terel in ihre Familie aufnehmen durften, und behandelten sie wie eine königliche Hoheit. Sie saß herum und pflegte sich, aß, was die Tylers
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