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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow
Autoren: David M Pierce
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natürlich nur denen, die noch am Leben waren. Ellenas Bruder Tomás, zärtlich Chico genannt — was grob übersetzt Knirps bedeutet —, schlug sich in die Berge durch und schloß sich einer der Guerillagruppen an, die sich später dann vereinigten und als Sandinisten bekannt wurden. Ricky, Ellena und ihre Tochter entkamen in einem Boot, das sie in Puerto Cabezas bestiegen und das sie die Atlantikküste, oder genauer gesagt die karibische Küste hinauffuhr. In Vigia Chico gingen sie an Land und setzten ihren Weg, hauptsächlich per Bus, durch Mexiko in Richtung Norden fort. Die Tochter war damals zwei Jahre alt. Sie reisten bei Nuevo Laredo legal in die Vereinigten Staaten ein, mit einem Koffer, ein oder zwei Töpfen und ein paar verkrumpelten nicaraguanischen cordobas , die ungefähr zehn US-Dollar wert waren.
    Aber es gelang den Castillos, wenngleich sie keinen Reichtum anhäuften, immerhin mehr als nur zu überleben. Ricky hatte einen Beruf gelernt und sprach ausgezeichnet englisch, da er in seiner Heimat für eine amerikanische Bananenplantage gearbeitet hatte. Ausschlaggebend war allerdings, daß die Castillos einen Bürgen besaßen, ihren Onkel Pepe, einen Geschäftsmann mit guten Verbindungen und einem amerikanischen Paß, der ihnen nicht nur bei der Beschaffung der Einwanderungspapiere behilflich gewesen war, sondern Ricky auch bei den Vorbereitungen zur Beamtenprüfung des Staates Kalifornien unterstützt hatte, die er mühelos bestand. Ricky machte seine Arbeit Spaß, und er machte sie gut; seine Frau hatte mehrere nicaraguanische Freunde, und in ihrem Teil von Inglewood , in dem es zwar Gewalt gab, lebten noch genügend Mittelklasse-Familien, die der Gegend eine gewisse Stabilität verliehen.
    Chico, der drei Jahre jünger war als Ellena , unverheiratet und ein glühender Patriot wie sein Vater vor ihm, kam knapp mit dem Leben davon. Nach zwei Jahren im Busch wurde er nahe der honduranischen Grenze von einer Streife der Guardia festgenommen, obwohl er zu dem Zeitpunkt nur Mais für die alte Witwe pflanzte, die ihm eine leere Hängematte in ihrem Haus zur Verfügung stellte. Dann machten sich die Guardia-Leute daran, Chicos Gehirn zu braten, wobei sie sich eines primitiven handgetriebenen Generators bedienten. Obwohl Ricky es in Gegenwart seiner Frau nicht ansprach, nahm ich an, daß die Guardia sich erst dann seinem Gehirn widmeten , nachdem sie damit fertig waren, seine Eier zu braten.
    Pues . Die Zeit vergeht, wie es nun mal ihre Art ist.
    Un día (eines schönen Tages) tauchte das, was von Chico übrig war, auf der Türschwelle der Castillos auf, wieder einmal dank Tio Pepe und ein paar seiner geheimnisvollen Geschäftsverbindungen. Aber Chico stellte ein gewaltiges Problem für die Castillos dar. Obwohl er meistens zahm und kindlich war, bekam er gelegentlich bösartige Anfälle. Außerdem konnte und wollte er keine großen Gebäude betreten, und für ihn war der kleine Bungalow der Castillos ein großes Gebäude. Außerdem besaß er keine Papiere. Eine Woche lang schlief Chico in einer Hängematte im Garten, dann quartierte ihn sein Schwager in einem ungenutzten Geräteschuppen ein, der gut hinter einigen Bäumen verborgen war, etwa zwei Meilen nördlich des Wonderland Parks, in einem Teil des Waldes, der sich natürlich innerhalb des Bereichs befand, für den Ricky verantwortlich war. Und da hatte er die letzten beiden Jahre allein verbracht, mit Ausnahme der regelmäßigen Besuche seines Schwagers und, etwa einmal im Monat, seiner Schwester.
    »Vielleicht will er erwischt werden«, sagte Ricky zu seiner Frau. »Als Mr. Daniel das sagte, fing ich an, mir Sorgen um ihn zu machen .«
    » Pobre Chico«, sagte sie. » Pobrecito .« Sie faltete schützend die Hände über ihrem Bauch und lächelte mich traurig an. Ich lächelte traurig zurück. Pobre Chico stimmt. Arme chicos (und die grandes auch, wenn Sie nichts dagegen haben), in allen verlorenen Paradiesen und dreckigen Städten der Welt.
    »Jedenfalls kann er nicht ewig weiter Schafe klauen, soviel ist schon mal klar«, sagte ich. »Falls sich herausstellt, daß er es ist .«
    »Ich glaube, ja«, sagte Ricky leise. »Es ist schon ein paarmal vorgekommen .«
    »Mit Schafen?«
    »Nein, mit anderen Tieren.«
    »Was macht er mit ihnen ?« fragte ich ihn. Aber Ricky wollte es mir nicht sagen, nicht zu dem Zeitpunkt, er schüttelte nur mißbilligend oder mitleidig oder in einer Mischung aus beidem den Kopf.
    Ich verabschiedete mich ein paar Minuten
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