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Hear the Wind blow

Hear the Wind blow

Titel: Hear the Wind blow
Autoren: David M Pierce
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hineinbekommen? Er müßte eins nach dem anderen entweder durch den Park oder um die Zubringerstraße herumschleppen und sie dann irgendwie über den Zaun schmeißen. Klingt mir nicht plausibel. Dann bleibt natürlich noch die Frage, warum? Wer weiß, vielleicht haben sich ja auch die Bären da draußen die Viecher geschnappt, aber ich dachte immer, daß Bären, mit Ausnahme dieser weißen da, Vegetarier sind. Nüsse. Wildwachsende Zwiebeln. Honig.«
    »Da haben Sie richtig gedacht«, sagte Ricky. »Jedenfalls, was die Bären betrifft. Noch irgendwas?«
    »Nicht viel«, sagte ich. »Sie sagen, daß Sie das Gebiet nördlich des Parks sehr gut kennen. Okay. Ich glaube, daß sich irgend jemand da versteckt. Ich glaube, daß er hin und wieder einen kleinen Abstecher in den Park macht und ausgewählte Artikel aus etwas, das Ye Cat ‘n’ Fiddle heißt, abstaubt, und wer weiß, wo sonst noch. Vielleicht hängt ihm der ewige Eichhörncheneintopf zum Halse raus. Vielleicht spricht er gern mit Tieren. Ich hab nicht die leiseste Ahnung, warum er angefangen hat, corderos zu klauen. Vielleicht ist er schon so lange da, daß Schafe für ihn langsam attraktiv werden. Vielleicht ist er ein australischer Schafhirt, der sich einsam fühlt. Vielleicht will er ja geschnappt werden, so offensichtlich, wie er die Sache anstellt .«
    »Können Sie das noch mal wiederholen ?« Ricky zog eine schmerzverzerrte Grimasse.
    »Vielleicht möchte er geschnappt werden. Wissen Sie, eine Art Hilfeschrei .«
    »Scheiße, Mann«, sagte Senor Castillo. »Scheiße, Scheiße, Scheiße.« Er stand auf und schaute zum Fenster hinaus. Na ja, was soll sein, ich schaute auch hinaus. Ich wußte nicht, was er sah, aber von meinem Platz aus konnte ich ein paar Bäume erkennen, ein paar Felder und ein paar kleine Hügel in der Ferne. Und die eine oder andere Stratokumulus .
    »O Scheiße«, sagte er noch mal. »Wahrscheinlich ist es Chico .«
    »Wer ist Chico ?« fragte ich ihn.
    »Der kleine Bruder meiner Frau«, sagte er.

4

    Später, dieselbe noche .
    Ich saß in der Küche der Castillos und aß die zweite Portion einer nicaraguanischen Spezialität, die mir Rickys Frau Ellena trotz meiner schwachen Proteste auf den Teller gehäuft hatte. Die Speise war dunkel, fleischig und siedend heiß, wie ich, wenn ich einen guten Tag habe. Margarita, die sechsjährige Tochter der Castillos, war gerade ins Bett gesteckt worden, nachdem sie mir einen schallenden, feuchten beso gegeben hatte — einen Kuß, für die Nicht-Linguisten unter Ihnen. Als Ellena zurückkam, drückte sie eine halbe Limone über ein paar Streifen Salat und einer Avocado aus und blickte mich streng an, bis ich einen Happen davon nahm. Sie war eine winzige, außerordentlich schöne Frau, und wieder schwanger. Wie alle schwarzen Nicaraguaner kam sie aus der dünnbesiedelten Gegend an der Atlantikküste, wie man mir während des ersten Gangs, einer Gemüsesuppe mit Reis, mitgeteilt hatte. Zur Nachspeise tranken Ricky und ich San Miguel Bier und Ellena ein Mineralwasser, von dem ich noch nie gehört hatte. Ich hatte ziemlich dezidierte Ansichten über Mineralwasser, bis auf den heutigen Tag übrigens, aber ich behielt sie für mich.
    Die Castillos wohnten in einem kleinen, freistehenden Bungalow in einer Anlage ähnlicher Behausungen, die sich auf der Parkside in Inglewood aneinanderreihten, nahe genug am LAX, um den unablässigen Flugverkehr oberhalb mitzubekommen, aber zum Glück nicht so nah, daß jedesmal die Teller klapperten, wenn eine 747 startete oder landete. Die Küche war klein und blankgeputzt, der klitzekleine Garten, der das Haus einrahmte, offensichtlich sehr liebevoll gepflegt. Ein großes Schild am Tor zur Einfahrt der Castillos gemahnte die Unvorsichtigen, Vorsicht walten zu lassen, da es einen großen, nicht angeketteten Hund auf dem Gelände gebe, aber mir war keiner aufgefallen. Schade, ich mag Hunde, selbst große, nicht angekettete.
    Na ja. Die Geschichte der Castillos ist schnell erzählt: Zu jener schlimmen Zeit vor ein paar Jahren in Nicaragua, als die Somocistas brandschatzten, folterten und die Leute abschlachteten, ganz zu schweigen davon, daß sie alles Plünderbare plünderten, hatte man nur wenige, jedoch klar definierte Möglichkeiten, wie sie sich einem in Ländern, die von machthungrigen Irren regiert werden, immer wieder stellen — man blieb und hielt die Fresse, man blieb und kämpfte, man blieb und kollaborierte, oder man haute ab. Diese Möglichkeiten boten sich
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