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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei
Autoren: M Jackson
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Bildern von Jack und ihr, als sie sich liebten, dass sie sich nur schwer konzentrieren konnte. Ihr Magen schlug Kapriolen bei der Erinnerung an seine Augen; an das Gefühl, als blicke er bis auf den Grund ihrer Seele. Wenn sie allein zu Hause blieb, bis es Zeit war, die Kinder abzuholen, würde sie noch durchdrehen.
    Sie hatte sonst keinen, mit dem sie darüber sprechen konnte. Vielleicht war Emma doch zu Hause und bloß nicht ans Telefon gegangen. Also schnappte sie sich Handtasche und Autoschlüssel und knallte die Tür hinter sich zu. Zum Glück wohnte ihre Schwester nur zehn Minuten Autofahrt entfernt, sodass sie bei ihr noch schnell die unglaublichen Neuigkeiten loswerden konnte, bevor sie Tom von der Schule abholte. Sie öffnete die Tür ihres Vauxhall Zafira MPV und ließ sich auf den Sitz gleiten. Sie tastete in ihrer Tasche nach der Visitenkarte, die Jack ihr vor ein paar Stunden gegeben hatte. Er war also gesund und munter und lebte in Dublin – nur wenige Meilen von ihr entfernt. Ihr schwirrte der Kopf, und sie musste sich zusammenreißen, um sich auf die Straße zu konzentrieren. Sie war sehr neugierig, mehr über ihn zu erfahren und darüber, wo er die Jahre verbracht hatte, in denen sie getrennt gewesen waren. Hatte er eine Ehefrau? Kinder? Spielte das eine Rolle? Natürlich nicht. Hatte sie nicht selbst Mann und drei Kinder? Sie musste mit Emma reden, und zwar schnell, sonst würden ihre Gedanken sie noch erdrücken.
    Aufgrund von Bauarbeiten an der Howth Road dauerte die Fahrt fünf Minuten länger als sonst, und sie verfluchte jede Sekunde, die sie brauchte, um endlich nach Sutton zu kommen.
    In der Hoffnung, dass die Frühlingssonne den Raum erwärmen würde, ließ Emma die Gardinen offen. Es gefiel ihr, dass man von ihrem Schlafzimmer aus auf die Bucht von Dublin blickte sowie auf die vertrauten Schornsteine des ESB-Elektrizitätskraftwerks in der Ferne, die den Eingang zum Dubliner Hafen markierten. Die Dubliner Berge im Hintergrund veränderten ihre Farbe mehrmals am Tag und hatten Paul und ihr vor all den Jahren bei der Entscheidung geholfen, das Haus zu kaufen.
    »Aber ist es nicht zu teuer?«, hatte Emma ihn bei der ersten Besichtigung gefragt. Zweihunderttausend Pfund waren eine ganz schöne Stange Geld.
    »Nicht so teuer wie in zwei oder drei Jahren!«, hatte Paul ihr versichert, und natürlich hatte er recht gehabt – wie in den meisten Fällen. Trotz des Preisverfalls auf dem Wohnungsmarkt war das Haus noch immer ein Schnäppchen.
    Sie vermisste seine Unbeirrbarkeit, seinen Riecher für zukünftige Entwicklungen und seine Handhabung ihrer Finanzen.
    Aber das war nicht alles, was sie vermisste. Sein Geruch auf seinem Kissen war inzwischen verflogen, obwohl sie das Waschen der Bettwäsche so lange wie möglich hinausgezögert hatte.
    Es schellte an der Tür. Ein lautes, langes Klingeln, das ihr verriet, dass es nur ein Mensch auf der Welt sein konnte. Wenigstens war Louise daran gewöhnt, sie in diesem Zustand zu sehen, und würde sich nicht wundern. Doch ihre ungeduldige jüngere Schwester klingelte noch einmal, obwohl sie Emma bestimmt schon durch die Glastür gesehen hatte.
    »Louise!«, seufzte Emma. »Komm doch rein.«
    Louise stürmte an ihr vorbei in die Küche, wo sie sofort den Wasserkocher anknipste. Sie sah aus, als würde sie gleich platzen, und lehnte sich an die Kücheninsel mitten im Raum.
    »Emma«, stieß sie hervor und fuhr sich hektisch mit den Fingern durch ihr langes braunes Haar. »Ich muss es jemandem erzählen! Ich hab ihn gesehen! Heute in der Schnellbahn!«
    Wieder seufzte Emma, weil es so typisch für Louise war, mit schöner Selbstverständlichkeit zu erwarten, dass ihre ältere Schwester instinktiv wusste, wovon sie sprach.
    »Wen?«
    »Jack Duggan natürlich!«
    Das kam mit solcher Überzeugung, dass Emma lächeln musste. »Wir haben seit wenigstens zehn Jahren nicht mehr von ihm gesprochen. Wie in Gottes Namen soll ich also wissen, wen du meinst?«
    »Wegen wem sollte ich mich sonst so aufregen?« Louise reckte die Arme in die Luft und schüttelte die Handgelenke, sodass ihre Armreifen klimperten.
    »Hey, ich hab dich auch schon so erlebt, wenn der Frisör dir die Haare kürzer geschnitten hatte, als du es wolltest!«
    Louise schloss die Augen und atmete tief durch. »Das hier ist was anderes. Wir sprechen über Jack.«
    Emma konnte heute nicht viel Geduld für ihre Schwester aufbringen. Jack Duggan war jemand aus ihrer sehr fernen Vergangenheit. Wo lag das
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