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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei
Autoren: M Jackson
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dem er angeblich die glücklichsten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Wie wunderbar von Paul, das für sie zu arrangieren! Doch jetzt würde er nie erfahren, wie sehr sie sich über dieses wundervolle Geschenk freute. Gefühle übermannten sie, die sie nicht mehr verspürt hatte, seit sie ihn an jenem Morgen im September kalt und leblos im Bett gefunden hatte.
    Das Telefon klingelte, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen ranzugehen. Alles, was sie tun konnte, war, ihren Teebecher zu nehmen, die Treppe hinaufzusteigen und im Bett Zuflucht zu suchen, bis Finn aus der Schule nach Hause kam.
    Louise hörte zu, wie das Telefon am anderen Ende der Leitung einmal, zweimal, dreimal klingelte, bevor es auf den Anrufbeantworter umschaltete.
    Hallo, Sie sind bei den Condells gelandet. Wir können im Moment nicht rangehen, aber wenn Sie Ihren Namen und Ihre Nummer hinterlassen, rufen wir zurück.
    Der westirische Klang der tiefen Männerstimme war Louise vertraut. Sie hatte Emma zwar nicht vorgeschlagen, Pauls Ansage zu löschen, fragte sich aber, ob es zum Trauerprozess ihrer Schwester gehörte, sie draufzulassen, oder ob es nur ein Versehen war. Vielleicht war es keine gute Idee, ausgerechnet ihre Schwester anzurufen. Sie war viel zu sehr mit ihrem eigenen Schmerz beschäftigt, um zu verstehen, wie aufgewühlt Louise nach der kurzen Fahrt mit der DART-Bahn vorhin war.
    Jack Duggan. Im Laufe der Jahre, als die Kinder kamen und sie voll und ganz in ihrer Mutterrolle aufging, hatte sie ihn völlig vergessen. Sie und Donal waren mit zwei Kindern vollauf zufrieden gewesen und umso glücklicher, weil sie mit Molly auch noch ein Mädchen bekommen hatten. Toms Ankunft zwei Jahre später war nicht geplant gewesen. Mit drei Kindern hatte es sich für Louise als schwierig erwiesen, voll zu arbeiten und nebenher noch ein Baby und einen fünfjährigen Schulanfänger unter einen Hut zu bringen. Eine Zeit lang hatte sie es mit Jobsharing versucht, schließlich aber eine Berufspause eingelegt, um sich voll und ganz den Kindern zu widmen. In ihrer neuen Rolle fiel es ihr schwer, etwas zu finden, das sie intellektuell stimulierte. Einkaufen, Kochen und Putzen hatten auf Louises Prioritätenliste nie besonders weit oben gestanden. Das passte einfach nicht zum Lebensstil einer unkonventionellen Musikerin. Andererseits war es schon sehr lange her, dass sie das eine oder das andere gewesen war. Der unkonventionelle Teil ihrer Persönlichkeit war im Klassenraum von ihrer Rolle als Lehrerin mit der Zeit erstickt worden. Und jetzt spielte sie nicht einmal mehr auf ihrem Klavier.
    Doch als sie Jack Duggan vor ein paar Stunden in der DART-Bahn gesehen hatte, war die Erinnerung an das erste Mal zurückgekehrt, als ihr bewusst geworden war, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Seit ihrem Hochzeitstag war sie nicht mehr so verzweifelt gewesen wie jetzt.
    Sie erinnerte sich, wie sie damals in ihrem Elternhaus vor dem hohen Spiegel mit dem Eichenholzrahmen gestanden und sich darin betrachtet hatte.
    »Schön siehst du aus«, hatte Emma so aufrichtig zu ihr gesagt, dass Louise ihr fast glaubte. Doch sie fühlte sich nicht schön, und eine vereinzelte Träne war ihr über die Wange gekullert.
    Emma schnappte sich ein Papiertaschentuch und wischte sie ihr weg. »Wir können doch nicht zulassen, dass du dir an deinem großen Tag dein Make-up ruinierst«, meinte sie mitfühlend.
    Louise hatte erleichtert geseufzt, weil sie wusste, dass es jemanden gab, der verstand, was sie durchmachte. Sie fragte sich, ob sie im umgekehrten Fall genauso mitfühlend gewesen wäre.
    Sie hatte nicht geplant, sich nur sechs Monate vor ihrer Hochzeit in eine Affäre mit Jack Duggan zu stürzen. Es hatte als harmloser Flirt begonnen, wie es am Arbeitsplatz häufig vorkam. Doch eines Abends im Mai hatte sich ihr Verhältnis subtil verändert, als sie erfuhr, dass Jack schon sehr bald wegginge und sie ihn vielleicht nie wiedersehen würde. Sie wussten beide, dass das, was sie taten, falsch war, waren aber wehrlos dagegen.
    Jack damals ziehen zu lassen war die richtige Entscheidung gewesen. Sie hatte sich Donal gegenüber anständig verhalten, sich in den letzten vierzehn Jahren an ihr Ehegelübde gehalten und ihm drei wunderhübsche Kinder geboren, die in ihrem Leben den absoluten Vorrang hatten. Warum also plagten sie solche Schuldgefühle, weil sie in der Schnellbahn mit Jack Duggan gesprochen hatte?
    Verdammt, dachte Louise. Sie zitterte innerlich. Ihr Kopf war so voll mit
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