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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde
Autoren: P Costa
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gelang es ihr noch, ihre Beine rechtzeitig anzuwinkeln, sodass sie halb kniend, halb sitzend auf dem Fußabstreifer landete. Der Kopf des Fremden lag in ihrem Schoß.
    Gut gemacht, Claudia, dachte sie. Hübscher Fang. Aber was zum Teufel willst du jetzt mit ihm anfangen? Sie blickte auf sein Gesicht, das ihr inzwischen bekannt, aber doch keineswegs vertraut war.
    Aus der Nähe sah ihr geheimnisvoller Flüchtling etwas älter aus, als sie ihn ursprünglich eingeschätzt hatte. Ende zwanzig oder vielleicht auch schon Dreißig. Er war jünger als sie, aber doch nicht zu jung.
    Zu jung wofür, entgegnete sogleich eine teuflische Stimme in ihrem Inneren. Sie konnte kaum glauben, dass sie noch immer erotische Absichten bezüglich des armen Mannes hegte, obwohl dieser inzwischen ohne Bewusstsein auf ihrer Schwelle lag.
    Und trotzdem vermochte sie nicht, diese zu unterdrücken. Sie konnte sich nicht beherrschen. Sein Kopf, eingehüllt in eine wilde Lockenpracht, lag ganz in der Nähe ihres Venushügels, und sie konnte seinen warmen Atem auf ihren Schenkeln unter ihrer dünnen Robe zu spüren.
    Als sie ihn nun so aus der Nähe betrachtete, stellte sie fest, dass der Fremde in Wahrheit noch besser aussah, als sie das vom Wäldchen aus hatte beurteilen können. Sein Haar war sehr weich und sein bewusstloses Gesicht wirkte so in sich ruhend wie das eines Engels. Der richtige Mann zur falschen Zeit, dachte sie wehmütig. Für einen Moment geriet sie in Versuchung, seine geschwungenen Lippen und die markante Linie seines Kinns mit ihren Fingern nachzuziehen. Oder, fügte sie in Gedanken hinzu, der falsche Mann zur richtigen Zeit, was genauso schlecht war.

    Aber wann war überhaupt der richtige oder der falsche Zeitpunkt?
    Sie gab der Versuchung nach und strich ihm über den Kopf. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingern durch seine Haare und schob ihm die Locken aus der Stirn, damit sie die Schwere seiner Wunde genau einschätzen konnte. Er reagierte beinahe im gleichen Moment, zuckte zusammen, runzelte die Stirn und stöhnte leise auf.
    »Alles in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Claudia. Sie versuchte ihn zu beruhigen und hielt ihn an den Schultern fest, als er aufzustehen versuchte. »Sie sind in Sicherheit … Keine Angst. Niemand wird Ihnen etwas tun.«
    Er wand sich leichthin aus ihrem Griff und setzte sich auf. Die Augen hielt er geschlossen, während er vorsichtig nach seinem Kopf fasste. Als erneut ein Blitz den Himmel zerteilte, stieß er wieder einen Angstschrei aus und warf sich in Claudias Arme.
    »Nun, nun«, sagte sie mit ruhiger Stimme, klopfte ihm auf den Rücken und strich mit der Hand über den schwarzen Samtmantel, den er trug. »Keine Angst … Das Gewitter ist nicht so nahe«, flunkerte sie. »Wir sind hier in Sicherheit.« Doch das Zittern, das seinen ganzen Körper erfasst hatte, zeigte ihr, wie wenig er ihr glaubte.
    Trotz ihrer Bemühungen, den Fremden zu beruhigen, verspürte Claudia selbst alles andere als eine innere Ruhe. Sie saß schließlich auf ihrer eigenen Schwelle, ein gewaltiger Sturm toste draußen, während ihr Seidenkimono halb geöffnet war und sie ihr neues Objekt der Begierde eng an ihren Körper gedrückt hatte. Bisher hatte der Mann drei Worte gesagt, doch seine zitternde Wange mit einem leichten Stoppelbart hatte er bereits an ihre entblößte Brust gedrückt.
    »Ruhig, ruhig, es ist alles in Ordnung«, sagte sie noch einmal, wobei sie nicht so recht wusste, was sie nun tun sollte. Es
gab Dinge, die sie gern gemacht hätte – wie zum Beispiel ihn geküsst und überall berührt -, aber das war etwas, das sie nur in ihren Träumen tun konnte, während die jetzige Situation ganz und gar wirklich war.
    Wieder donnerte es, und wieder zitterte der Mann in ihren Armen. »Nein! O nein!«, schrie er und versuchte, sich mit den Händen die Ohren zuzuhalten, wobei er ganz unabsichtlich Claudias Kimono noch weiter nach unten zog. Mit geringem Erfolg versuchte sie das Kleidungsstück zu schließen, ohne den verzweifelten Fremden dabei von ihrem Schoß zu schieben.
    »Nein! Nein!«, rief er erneut und schüttelte den Kopf so heftig, als ertöne der Donner in seinem Inneren und er versuche, ihn aus sich herauszubekommen. Für einen winzigen Moment strichen seine leicht geöffneten Lippen über ihre Haut.
    An der Stelle, an der sie sich befanden, konnten sie nicht bleiben, denn der Regen, der zwar kühl und erfrischend wirkte, wurde allmählich immer stärker. Claudia, die noch immer an
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