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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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es nur ein wahres Heilmittel.
    In der langen, dunklen Bar hielten sich so früh noch keine Gäste auf, nur Buster, der in seiner Weste und mit seinem Frankenstein-Haarschnitt Gläser aufhängte.
    »Jiff. Kann kaum glauben, dass du nach all dem Bier, das du gestern Abend in dich reingeschüttet hast, schon wieder hier bist.«
    »Buster, ich brauch ’n Katerbier.«
    »Ich weiß echt nicht, wo du das hinsäufst.« Buster schob ihm ein Bier zu. »Wie läuft das Geschäft?«
    »Spritzig.«
    Die beiden lachten gleichzeitig.
    »Hab gehört, du hast den alten J. G. abserviert. Stimmt das?«
    Jiffs Schultern sackten herab. »Ja, der alte Spinner is’ sogar für mich zu schräg geworden.«
    »Ich wette, der arme alte Teufel ist völlig fertig. Wahrscheinlich springt er aus dem Fenster.«
    »Das hoff ich nich’.« Jiff verstummte kurz. »Das würd’ ’n Riesenloch in der Straße geben.«
    Die beiden Männer lachten grölend.
    »Oder vielleicht wirst du auch selbst bloß zu alt«, meinte Buster, »und willst es dir nicht eingestehen.«
    Schlagartig verfinsterte sich Jiffs Miene. »He. Jiff Butler wird nie zu alt sein, um anzuschaffen. Die Männer werden noch für mein’ harten Schwanz zahlen, wenn ich neunzig bin.«
    »Ach ja? Wie alt bist du jetzt? Achtunddreißig?«
    » Zwei unddreißig, du Penner.«
    Buster schnaubte. »Wenn du zweiunddreißig bist, ist George Clooney Republikaner.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Jiff im Fernseher den Beginn von Savannah Sammys pfiffige Räucherkammer . »Das wirste nich’ glauben, Buster, aber der Kerl hat grad bei uns eingecheckt, gleich, nachdem Collier ausgecheckt hat. Irgendwie merkwürdig, wennste mich fragst.«
    »Zwei Typen von Food Network TV am selben Tag, was? Das ist merkwürdig. Aber noch merkwürdiger ist, dass dieser Collier unlängst hier war.« Grinsend beugte sich Buster vor. »Hast du eine Nummer mit ihm geschoben?«
    »Ne ...«
    »Es wird andauernd ausgestrahlt, dass er der attraktivste Mann des Senders ist.«
    Jiff zuckte mit den Schultern, dann fiel ihm leicht verlegen ein, was er vergangene Nacht während des Unwetters beinahe getan hätte. Mann oh Mann ...
    Er konnte nur hoffen, dass sich das Haus eine Zeit lang beruhigen würde. »Er is’ hetero, glaub mir. Steht voll auf Dominique Cusher.«
    »Diese Christin?«
    Jiff nickte. »ALLE Heteros sin’ irgendwie schräg drauf, oder?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Als Jiff anzeigte, dass er ein weiteres Bier wollte, runzelte Buster die Stirn. »Hast du Geld, Jiff? Noch mal ziehst du mich nicht so über den Tisch wie neulich.«
    Jiff tat so, als sei er beleidigt, und zog den Fünfzig-Dollar-Schein hervor, den er von Justin Collier bekommen hatte. »Zapf mir einfach noch ’n kühles Blondes ... Schwuchtel.«
    »Kriegst du ... Diva.«
    Beide Männer lachten.
    Nach der Hälfte des zweiten Biers fühlte sich Jiff besser.
    »Ich hätte nichts dagegen, mit dem da eine Runde zu poppen«, meinte Buster und deutete auf den Bildschirm.
    Savannah Sammy beizte gerade Rippchen.
    »Er is’ älter, als er aussieht, hat sich wahrscheinlich liften lassen«, mutmaßte Jiff. »Und seine Zähne sin’ weiß wie Wandfarbe. Hat sie bestimmt in Kalifornien bleichen lassen. Ich mag diesen künstlichen Kram nich’ ... außer, die Kohle stimmt.«
    Wieder lachten die beiden Männer.
    Jiff blickte auf den Fünfziger, den er auf die Theke gelegt hatte. Etwas schien sich darunter zu befinden.
    Oh, einer dieser Schecks, erinnerte er sich. Er hatte ihn zusammen mit der Banknote aus seiner Tasche gezogen.
    »Was ist das?«, fragte Buster.
    Jiff zeigte ihm einen der Schecks. »Alte Lohnschecks von der ursprünglichen Gast-Eisenbahn.«
    »Aus dem Bürgerkrieg?«
    Jiff nickte.
    »Verdammt, sieh dir das an.« Buster begutachtete den Scheck. »Der ist aus dem Jahr 1862.«
    »Hab die Dinger in Colliers Zimmer gefunden.«
    »Wie sind sie da hingekommen?«
    »Wahrscheinlich hat er sie in ein’ alten Bücherregal oder Schreibtisch gefunden. Die Dinger sin’ überall in der Pension meiner Ma.« Er nahm den Scheck zurück und betrachtete ihn gelangweilt.
    Das Bier allerdings schmeckte ihm. Er hatte das Gefühl, dass er eine Weile bleiben würde.
    Jiff wollte die alten Schecks gerade zurück in die Tasche stecken, als ihm auffiel, dass einer zwar am unteren Rand unterschrieben, jedoch weder datiert noch sonst irgendwie ausgefüllt war.
    III
    Als Collier Cusher’s kurz vor Mittag betrat, war an der Bar nur ein Platz frei. Die Mitarbeiter hasteten hin
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