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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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vertreiben. Verdammt! Wie ein glühender Blitz fuhr ein stechender Schmerz durch seinen Daumen. Ein wildes Pochen setzte ein. Was zum Henker war das? Irgendetwas stimmte mit seiner Hand nicht. Shane hob den Arm und versuchte, zu fokussieren. Der Güterzug beschleunigte seine Fahrt. Besser nicht bewegen. Mit einem leisen Aufstöhnen sank er zurück in die weichen Polster.
    »Hannah?« Er verlagerte sein Gewicht und schob die unverletzte Hand in die linke Vordertasche seiner ausgebeulten Sweathose. In dem Plastiktütchen, das er herauszerrte, befanden sich noch ungefähr zehn von den kleinen grünen Pillen. Er musste unbedingt Bob anrufen und um Nachschub bitten. Einen Moment lang hielt er die Tüte abwägend in der Hand, dann stopfte er sie mit leisem Bedauern zurück in die Hose. Besser, wenn Hannah das Zeug nicht sah. Es würde nur wieder unnötige Diskussionen geben.
    »Hannah, bring mir etwas Anständiges zu trinken !« Sein Ruf verhallte in der Stille des Raums. »Hannah!« Wo zum Teufel steckte das Weib? Shane presste eine Faust gegen seine Schläfe, um den Zug zu stoppen. Hatte Hannah einen Termin? Wollte sie einkaufen gehen? Durch den zähen Nebel seines Bewusstseins drang schemenhaft die Erkenntnis, dass irgendetwas Fatales geschehen war. Etwas Schreckliches, das spürte er. Sein Magen krampfte. Während er regungslos im Halbdunkel lag, kroch die Erinnerung zurück wie eine heimtückische Schlange. Hannah antwortete nicht, weil sie nicht im Haus war. Sie hatte ihn verlassen. Nachdem sie ihn mit einem Messer attackiert hatte. Ruckartig schnellte er hoch.

2. Kapitel
     
     
     
    W ie ein geheimnisvoller Spiegel schimmerte das dunkle Wasser des New River zwischen den dicht bewaldeten Ufern in der fahlen Morgensonne Virginias. Hannah hatte für diese stille Schönheit keinen Blick, als sie die Brücke in der Höhe von Austinville überquerte. Dort, wo Shane sie getroffen hatte, brannte ihre rechte Wange noch immer wie Feuer. Sie nahm eine Hand vom Steuer und berührte sanft die Stelle. Ihr Telefon klingelte. Ohne nachzudenken, nahm sie das Handy vom Beifahrersitz und klemmte es zwischen Schulter und linkes Ohr.
    »Hallo?«
    »Wo zur Hölle steckst du?«
    Shane. Sofort überfiel sie das schlechte Gewissen. »Bist du in Ordnung? Ich meine, hast du die Blutung stillen können?«
    »Tu doch nicht so, als ob es dich interessiert, wie es mir geht«, fauchte er. »Du bist mit dem Messer auf mich losgegangen, Sweetheart. Glaub nicht, dass du mir so einfach davonkommst!«
    »Du hast mich geschlagen, Shane.«
    »Warum hast du auch wieder mit diesem Scheiß angefangen? Von wegen du erträgst es nicht mehr, wie es zwischen uns läuft, du bist am Ende – bla, bla, bla. Du hast mich provoziert. Ich hab einfach rotgesehen.«
    »Du warst betrunken«, unterbrach sie ihn kalt. »Schon wieder.« Nein, er hatte ihr Mitleid nicht verdient.
    »Fang nicht mit der alten Leier an, bloß weil ich ab und zu einen guten Schluck zu schätzen weiß«, schnaubte er. »Ich kann den Mist nicht mehr hören. Dauernd faselst du davon, dass du mich verlassen und unsere Ehe aufgeben willst!«
    »Ich lasse mich von dir nicht misshandeln. Egal, was ich zu dir gesagt habe, du hast nicht das Recht, mich zu schlagen.«
    Einen Augenblick blieb es still am anderen Ende der Leitung. »Okay«, lenkte Shane schließlich ein. »Vielleicht hab ich einen Fehler gemacht. Aber deswegen gleich alles hinzuschmeißen – findest du das nicht übertrieben?« Plötzlich schnurrte er wie ein Kätzchen, das um ein Schälchen Milch bettelte. »Komm heim, Baby. Lass uns den Quatsch vergessen.«
    »Ich verlasse dich, Shane.«
    »Hast du nicht verstanden? Ich sagte, dass es mir leidtut.« Lautstark zog er seine Nase hoch.
    »Das ändert nichts an meinem Entschluss.« Hannah warf einen raschen Blick in den Rückspiegel. Der Himmel im Westen verdüsterte sich.
    »Fängst du schon wieder damit an? Verdammt noch mal!« Ein glucksendes Geräusch war zu hören. Vermutlich trank er wieder. »Was ist mit unseren Plänen?« Jetzt änderte er seine Taktik.
    »Unsere Pläne? Du hattest niemals irgendwelche.«
    »Wir können jetzt darüber sprechen.«
    »Dafür ist es zu spät.« Wie hatte sie sich danach gesehnt, diese Worte von ihm zu hören. Monat für Monat. Jahr für Jahr. »Zu spät«, wiederholte sie. Entschieden klappte sie das Telefon zusammen und legte es auf den Beifahrersitz zurück. Sie konnte es nicht fassen. Jetzt, wo sie sich entschieden hatte, alles aufzugeben,
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