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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung
Autoren: Kate Sunday
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gelangen, wo Deanna Wilbur mit dem Rücken zu ihm an der Spüle stand. Eine heitere Melodie summend, wusch sie leuchtend rote Tomaten unter fließendem Wasser.
    Sie musste seine Schritte gehört haben, denn sie drehte den Wasserhahn ab und wandte sich um. »Sam.« Ihre kornblumenblauen Augen blitzten auf. »Wie läuft es?« Sie bemerkte den grimmigen Ausdruck in seinem Gesicht. Ihr Lächeln erstarb. »Ach Sam. Es tut mir leid. Aber geben Sie nicht auf. Sie wissen doch, es geht vorüber.«
    Sam versuchte ein Lächeln, fuhr sich über das bartschattige Kinn. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich zu rasieren.
    »Wahrscheinlich werden Sie schon morgen nicht mehr ansprechbar sein, und ich muss auf Zehenspitzen um Sie herumtapsen, damit Sie nicht gestört werden«, fuhr Deanna augenzwinkernd fort. Sie schnappte sich Messer und Holzbrett, die neben der Spüle warteten, und schnitt mit geübter Hand eine Tomate nach der anderen in säuberliche Viertel.
    »Bin ich so schlimm?« Er trat neben sie und blickte durch das Fenster auf die ungemähte Wiese und den lichten Kiefernwald dahinter.
    Deanna legte das Messer beiseite. Sie schmunzelte, als sie das Gemüse in einen gusseisernen Topf schüttete, in dem bereits Bohnen und fein geschnittene Paprika- und Zwiebelstückchen im Fett dünsteten. »Ich weiß, dass dieser Tag schwer für Sie ist. Bald sieht die Welt schon wieder anders aus. Sie werden sehen, dann klappt es auch mit dem Schreiben.«
    Deanna war eine warmherzige, sensible Person. Sie ahnte jedoch nicht im Geringsten, wie düster es gerade jetzt in seinem Inneren aussah, schätzte Sam. Auf den Tag genau vor vier Jahren hatte er Maggie verloren.
    Im Moment hatte er das Gefühl, er würde nie wieder ein vernünftiges Wort zu Papier bringen. Sicher, die Phase machte er jedes Jahr um diese Zeit durch. Diesmal aber schien sie besonders schlimm. Vielleicht, weil ihn seit Kurzem wieder diese schrecklichen Träume quälten …
    Achselzuckend schob er die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans. »Was soll’s. Dann schreibe ich eben nicht. Es gibt genügend andere Arbeit, die auf mich wartet.«
    Deanna berührte ihn flüchtig am Arm. »Sam. Nicht aufgeben.«
    Er rang sich ein Lächeln ab und straffte seine Schultern. »Ich sehe mal nach Jackson. Er müsste die Box für den Neuen bereits fertig gemacht haben .«
    »Ist es so weit?«
    »Ich habe später einen Termin bei Dan Buchanan in Spartanburg. Wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle und wir uns einig werden, gehört der Hengst noch heute uns, Deanna.«
    »Wie schön. Das sind wunderbare Nachrichten.« Um Deannas helle Augen bildeten sich winzige Lachfältchen.
    Sam hatte sich schon lange um einen besonderen Zuchthengst bemüht, ein schwarzes Tier namens Red Lightning mit edlem Stammbaum. Heute würde sich endlich entscheiden, ob der Hengst künftig die Herde auf Green Acres vergrößern würde. Sam hoffte es. Die Arbeit auf seiner Farm gab ihm Kraft, den nächsten Tag zu überstehen und lenkte ihn ebenso ab wie das Schreiben. Nur, dass Letzteres zurzeit nicht funktionieren wollte.
    »Das Chili ist gegen Mittag fertig. Ich halte es Ihnen im Crockpot heiß. Warm schmeckt es am besten.« Deanna griff nach einem Holzlöffel, um das brutzelnde Gemüse im Topf zu wenden.
    »Sie sind ein Schatz, Deanna. Ich freue mich darauf. Es riecht jetzt schon köstlich.« Er neigte sich zu der zierlichen Frau hinunter und hauchte ihr einen raschen Kuss auf die Wange. Was für ein Glück, dass es Deanna in seinem lausigen Leben gab. Sam war sich sicher, dass er ohne sie verloren wäre. Im Flur schlüpfte er in seine abgetragenen Arbeitsstiefel und griff nach seinem Stetson, um draußen bei den Stallungen nach dem Rechten zu sehen.
     
    *
     
    Langsam tauchte Shane aus der Dunkelheit auf. Motorengeräusche und Kinderlachen drangen durch den zarten Schleier seines Dämmerschlafs. Er gähnte und öffnete blinzelnd die Lider. Grelles Tageslicht, das durch einen Spalt in der Jalousie drang, blendete seine Augen. Shane wandte den Kopf ab. Schwerer Fehler. Fuck. Ein Güterzug mit mehreren Hundert schwer beladenen Anhängern donnerte durch seinen Schädel. Er schluckte, befeuchtete mit der Zunge die spröden Lippen. O Mann, er brauchte dringend einen Schluck. Nur einen. Oder zwei. Dann würde er sich besser fühlen. Ein tiefes, erwartungsvolles Grunzen entstieg seiner ausgedörrten Kehle. Mit der Rechten rieb er sich über das Gesicht, um den letzten Rest von Müdigkeit zu
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