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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola
Autoren: Die Farbe von Kristall
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es besser?«
    »Vater
ist ein alter Mann. Er...«
    »Das
ist keine Entschuldigung.«
    »Warum
kommst du auch so spät?«
    »Das
Gesindel in dieser Stadt kümmert es herzlich wenig, ob meine Tochter heute
Geburtstag hat.«
    »Du tust,
als wärst du der einzige Polizeibeamte in ganz Frankfurt!« erwiderte Victoria
verärgert.
    Er ging
an ihr vorbei und läutete nach einem Dienstmädchen. Louise kam herein.
    »Bringen
Sie mir bitte meinen Mantel.«
    Louise
nickte.
    »Was
hast du vor?« fragte Victoria.
    »Ich
gehe aus.«
    »Am
Geburtstag deiner Tochter? Das ist nicht dein Ernst.«
    »Ich
hatte dich gebeten, im kleinen Kreis zu feiern.«
    »Marias
Familie, David und Vater - noch kleiner geht es ja wohl kaum! Floras
Freundinnen
    »Wenn
du Bankette liebst, hättest du keinen Beamten heiraten dürfen.«
    Victoria
schossen Tränen in die Augen. »Du bist gemein -und ungerecht dazu!«
    Louise
kam mit dem Mantel. Richard nahm ihn ihr aus der Hand. »Der größte Fehler, den
ich in meinem Leben begangen habe, war, in dieses Haus zu ziehen«, sagte er und
ging.
    »Wollen
Sie sich ein wenig frisch machen?« fragte Louise.
    Victoria
wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich glaube, es könnte nichts schaden,
oder?«
    Als sie
in den Salon zurückkam, war auch ihr Vater verschwunden. Sie wußte nicht, auf
welchen der beiden Männer sie wütender sein sollte. »Richard läßt sich
entschuldigen. Er fühlt sich nicht wohl«, sagte sie lächelnd und setzte sich.
    Die
Enttäuschung in Floras Gesicht tat weh. »Aber Papa hat mir doch versprochen
    »Morgen
abend hat er bestimmt Zeit für dich, Liebes.«
    »Tja,
diese Preußen«, bemerkte Victorias Schwager. »Ein falsches Wort, und schon
fühlen sie sich in ihrer Ehre gekränkt.«
    »Du
hast kein Recht, so über Papa zu reden, Onkel Theodor!« sagte Flora empört.
    Theodor
Hortacker grinste. »Das war ein Scherz, du Dummerchen.«
    »Ich
bin kein Dummerchen!«
    Die
jüngere der beiden Hortacker-Töchter kicherte.
    »Adina!«
sagte Maria. Die pummelige Vierzehnjährige wurde rot und starrte auf ihren
Dessertteller.
    Maria
Hortacker zupfte am Ärmel ihres aufwendig gearbeiteten Kleides, das sich über
ihrer drallen Figur spannte, und führte mit gezierter Geste ein Löffelchen
Schokoladenmousse zum Mund. »Deine Nachspeise ist excellent, Schwester. Schade
nur, daß deinem Mann diese Köstlichkeit entgeht.« Der dezente Hinweis auf
Richards Etikettebruch machte Victoria noch zorniger, als sie ohnehin schon
war.
    »Keine
Sorge, meine Liebe«, sagte sie. »Ich habe ein Schälchen zurückstellen lassen.
Du kannst also ohne Bedenken eine weitere Portion essen.«
    Beleidigt
schob Maria den halbvollen Teller von sich.
    »Hast
du dir denn schon einen Namen für deinen Hund überlegt?« fragte David Könitz
seine Nichte.
    Flora schüttelte
den Kopf. »Weißt du nicht einen?«
    Er sah
zu dem Klavier, das neben dem Durchgang zum Herrenzimmer stand. »Mit ein
bißchen Musik würde mir bestimmt ein halbes Dutzend einfallen.«
    Flora
sprang auf. »O fein! Ich spiele dir etwas auf meinem neuen Piano vor! Was
möchtest du hören, Onkel David? Schubert? Beethoven?«
    »Ich
lasse mich überraschen.«
    Victoria
nickte ihrem Bruder dankbar zu. Flora stimmte eine Sonate an.
    »Mama,
aufwachen! Wir sind da!«
    Victoria
schrak zusammen. Ihr Rücken schmerzte, und ihre Finger waren trotz der
gefütterten Handschuhe eiskalt. Der Wagen fuhr durch einen Torbogen in eine
gekieste Einfahrt und hielt vor einem Gehöft, das aus einem Wohnhaus und mehreren
Nebengebäuden bestand. Der Kutscher öffnete den Schlag. Neben ihm stand ein
Mann mit Schnauzbart und einer Fellmütze auf dem Kopf. Er hatte einen
geflickten Reitdreß an, der vor Nässe triefte.
    »Ich
hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise?« sagte er und half Victoria aus dem
Wagen.
    »Wenn
ich ehrlich bin: Es ist zu kalt zum Ausfahren«, entgegnete sie.
    Flora
sprang aus der Kutsche. »Sterbenslangweilig war's. Wo sind die Hündchen?«
    »Flora,
bitte!« mahnte Victoria.
    Der
Mann lachte. »Was hältst du davon, wenn wir vorher deine Mitreisenden
aussteigen lassen, kleines Fräulein?«
    »Ich
bin schon zwölf!« sagte Flora empört.
    Er nahm
ihre Hand und deutete einen Kuß an. »Wenn Sie bitte vielmals entschuldigen,
Gnädigste? Ich bin schon vierzig.«
    Flora
kicherte. »Ich heiße Flora Henriette Biddling, und du darfst ruhig du zu mir
sagen.«
    »Gestatten:
Karl Emanuel Hopf«, sagte der Mann.
    Victoria
war so überrascht, daß sie sogar vergaß, ihre
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