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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi
Autoren: Aufbau
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»Was ist mit Kai passiert?«
    »Das wissen wir noch nicht genau.«
    Romy ließ sich in einen Sessel fallen und schlug ein Bein über das andere, nachdem sie Block und Stift bereitgelegt hatte. Bittners Gesicht war von einer ungesunden Blässe überzogen, seine Augen irrten hektisch umher, die Hände zitterten.
    »Aber er ist … tot?«
    »Ja.«
    Bittner schluckte, und der Adamsapfel hüpfte in seinem dünnen Hals auf und ab. »Mein Gott …«
    »Sie kannten ihn gut?«
    Bittner nickte. »Seit über zwanzig Jahren. Seit er nach derWende herkam, um sein Geschäft aufzubauen – anfangs zusammen mit einem Partner.«
    »In welcher Branche?«
    »Innenausstattung, gehobene Klasse. Kai hat sich auf Arztpraxen, Büro- und Geschäftsräume spezialisiert und sich in ganz Mecklenburg-Vorpommern einen Namen gemacht«, erwiderte Bittner prompt. »Wir gehen oft zusammen joggen und Rad fahren, schwimmen, sind bei Triathlons dabei … Manchmal waren wir auch mit den Kajaks unterwegs.« Seine Stimme senkte sich. Er blickte zur Seite. »Kai war besser als ich. Viel besser. Er hat härter trainiert und ist manchen Marathon zusätzlich gelaufen. Daneben hat er sogar noch die Zeit gefunden, sich an der Organisation von Wettkämpfen zu beteiligen.« Er räusperte sich und schloss kurz die Augen. »Ich fasse es einfach nicht.«
    Hartes Training, Wettkämpfe, Marathon, dachte Romy und schob tief durchatmend die stechende Wehmut beiseite. Sie hatte den Eindruck, dass Bittner zutiefst getroffen war. Der Mann wirkte überzeugend erschüttert. »Wann haben Sie Richardt zum letzten Mal gesehen?«
    Thomas Bittner blickte sie wieder an. »Gestern Morgen. Das sagte ich bereits einem Kollegen von Ihnen. Er hat eine Radtour gemacht und …«
    »Wie spät war es, als er hier eintraf?«
    »Halb acht ungefähr.«
    »So früh sind Sie an einem Samstagmorgen im Büro?«
    »Ich war gegen sieben Uhr an meinem Schreibtisch. Wie immer«, entgegnete Bittner. »Ich bin Frühaufsteher. Allerdings mache ich samstags immer gegen Mittag Feierabend.«
    »Und was wollte Richardt?«
    »Kurz klönen, einen Lauf verabreden. Nichts Besonderes. Er kam manchmal auf einen Sprung vorbei. Anschließend ist er noch nach hinten in die Werkstatt, um die Gangschaltung einzustellen.« Er schluckte.
    »Wer hat einen Schlüssel zu diesem abgelegenen Gebäude und zu der Werkstatt?«, fragte Romy.
    »Nur wir beide«, antwortete Bittner sofort. »Die Werkstatt haben wir uns vor etlichen Jahren dort eingerichtet. Die alten Gebäude werden nur noch zum Teil genutzt, und dahinten ist ja genug Platz.«
    »Verstehe. Haben Sie gesehen, wie Richardt nach seinem Werkstattbesuch wieder aufgebrochen ist?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe allerdings auch nicht darauf geachtet. Ich bin davon ausgegangen, dass er wenige Minuten später wieder in den Sattel steigen würde, um zurückzufahren.«
    »Würde es auffallen, wenn hier ein Fremder herumliefe?«
    »Kaum. Das Gelände ist weitläufig, meist geht es sehr betriebsam zu, und hinten zwischen den alten Gebäudeteilen kann man sich gut verbergen – jedenfalls, wenn man es darauf anlegt.«
    Romy überlegte kurz. »Herr Bittner, ich muss Sie das fragen: Wie haben Sie das Wochenende verbracht?«
    »Mit meiner Familie. Wir hatten Besuch von meiner Schwester und ihren Kindern«, antwortete er prompt.
    »Und wo waren Sie am Sonntagmorgen?«
    »Zu Hause, es gab ein gemeinsames Frühstück mit der Familie. Vorher war ich joggen«, erwiderte Bittner.
    »Wann?«
    »Zwischen sieben und halb neun.«
    »Allein?«
    »Ja. Ich bin von Sassnitz nach Blandow gelaufen, hin und zurück circa achtzehn Kilometer.«
    »Ganz schön schnell«, bemerkte Romy.
    »Geht so. Fünfer-Schnitt.«
    Romy nickte. Moritz war vier dreißig gelaufen. »Hat Sie jemand gesehen?«
    »Ich habe nicht darauf geachtet.«
    »Wir werden das überprüfen müssen – reine Routine«, erläuterte Romy.
    »Ich weiß.«
    »Richardt hinterlässt eine Familie, nicht wahr?«
    »Ja, seine Frau Vera und zwei kleine Kinder. Ich glaube, die sind vier und sieben oder so.«
    Die Kommissarin machte sich eine Notiz und blickte wieder hoch. »Herr Bittner, ich entnehme Ihren Worten, dass Kai Richardt ein erfolgreicher und beliebter Mann gewesen ist, der ein rundherum erfülltes Leben führte …«
    »So ist es!«
    »Wissen Sie von irgendwelchen Streitereien oder Konflikten?«
    »Nein. Nichts.«
    »Geschäftliche Probleme?«
    Bittner hob die Hände. »Die haben wir doch alle mal. Aber ich weiß
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