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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
Autoren: Maria Sveland
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jetzt, eine Woche vor Schulanfang, aufgetaucht.
    Der Trick beim Klauen war, dass man eine Kleinigkeit kaufte. Eine von ihnen musste Ewert oder Stina für einen Moment ablenken, damit die andere Süßigkeiten oder Limo einstecken konnte. Das Sicherste war, wenn sie genug Geld für ein Softeis hatten. Während Ewert mit dem Rücken zu ihnen stand und die Waffel mit dem Eis füllte, konnten sie jede Menge Schokolade und andere Köstlichkeiten einstecken. Aber jetzt fanden sie nur fünf Kronen in Emmas Tasche, Julia suchte in ihren Jeans.
    »Nein, nichts. Es muss auch so gehen.«
    »Ich kaufe ein Kaugummi und du nimmst was zu trinken.«
    »Okay.«
    Ewert saß auf einem Stuhl hinter der Kasse und atmete schwer. Die nachmittägliche Hitze und Essengerüche lagen wie eine kratzige Decke über dem kleinen Laden.
    »Hallo!«
    Emma lachte Ewert freundlich an und ging zur Kasse zu den Plastikgefäßen voller Kaugummi und Süßigkeiten, die man einzeln kaufen konnte.
    »Hallo, hallo. Heiß heute, was?«
    Er schnaufte und pustete Luft aus, um zu unterstreichen, was er gerade gesagt hatte.
    Sie nickte und studierte sorgfältig das Angebot an Süßigkeiten, schien gründlich und lange zu wählen.
    » Shake , schmeckt das nach Lakritz?«
    Ewert erhob sich mühsam von seinem Hocker und schaute das Kaugummi an, das Emma hochhielt.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann will ich es nicht. Ich kann Lakritz nicht leiden. Habt ihr ein Kaugummi, das nach Erdbeeren schmeckt?«
    Ewert betrachtete unschlüssig seine Plastikgefäße. War vielleicht erstaunt über die Ernsthaftigkeit, mit der man ein Kaugummi für fünfzig Öre wählen konnte.
    »Das da vielleicht?«
    Er hielt ein Kaugummi mit rosa Papier hoch.
    Emma studierte es mit gerunzelter Stirn.
    »Das schmeckt nach Himbeeren, glaube ich.«
    Ewert seufzte tief. Plötzlich schien sich der lange, heiße Nachmittag gegen ihn zu wenden, das letzte bisschen Dienstfertigkeit löste sich auf, er sank wieder auf den Hocker und rief:
    »Stiiina, kannst du mal kommen?«
    Seine Stimme überschlug sich, Emma drehte sich um und merkte, dass Stina nicht wie sonst hinten im Aufenthaltsraum war, sondern im Laden. Julia hockte vor den Flaschen mit den Limonaden, und zwei Flaschen beulten sich schon unter ihrem dünnen T-Shirt. Emma sah, dass Stina es sah. Dass Stina sie vermutlich schon die ganze Zeit beobachtet und auf den richtigen Moment gewartet hatte. Dreißig Mal, vielleicht noch öfter, hatten sie hier etwas gemopst. Nicht ein einziges Mal waren Ewert und Stina gleichzeitig im Laden gewesen. Aber an diesem merkwürdigen Tag schien sich die ganze Welt in etwas Neues verwandelt zu haben, mit neuen Regeln und Gesetzen.
    Stina war erstaunlich schnell, dafür dass sie so dick war. Sie packte Julia am Arm und zog sie auf die Füße. Gesicht und Hals hatten rote Flecke vor Wut und sie zischte:
    »Was zum Teufel machst du denn da, Mädchen? Was? Antworte mir!«
    Julia blickte sich verzweifelt nach einem Fluchtweg um. Emma dachte nicht lange nach, sie lief zu ihr und schlug Stina auf den Rücken.
    »Lass sie los! Du sollst sie loslassen!!!«
    Stina drehte sich erstaunt um, Julia konnte sich losreißen und zur Tür laufen. Ewert an der Kasse hatte verstanden, dass etwas im Gange war, und stand von seinem Hocker auf. Julia lief an ihm vorbei, Emma hinterher. Er machte einen vergeblichen Versuch, sie festzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Aus dem Laden hörte man Stina schreien.
    »Mach was, Ewert! Halt sie fest!«
    Sie drehten sich um und sahen, dass Ewert einen halbherzigen Versuch machte, ihnen nachzulaufen. Schon nach ein paar Metern gab er auf und fasste sich an die Brust. Sie hörten sein Schnaufen, obwohl sie schon mindestens zwanzig Meter weg waren. Sie liefen, Julias Körper verwandelte sich, die Muskeln spannten sich an, das Blut pulsierte.
    Laufen bis in alle Ewigkeit und nie mehr stehen bleiben.
    Das Gefühl, wenn der Körper funktionierte . Nichts gab ihr ein solches pochendes Freiheits- und Glücksgefühl.
    Sie kamen in die Wohngegend, wo es jede Menge Hinterhöfe gab, in denen man sich verstecken konnte. Sie setzten sich zwischen zwei Fliederbüsche. Julia zog die Limo unter ihrem Hemdchen hervor, machte die Kapsel mit den Zähnen ab und reichte Emma die Flasche.
    »Sie haben mir fast schon leidgetan!«
    Emma trank gierig und in großen Schlucken.
    »Mir auch! Als er uns hinterherlaufen wollte. Der Ärmste!«
    Sie saßen schweigend da und dachten über die Ereignisse des Tages nach. Julia studierte
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