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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
Autoren: Maria Sveland
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Mund hervorbrechen wollte. Er sah lustig aus, wie er hin- und herlief, mit der einen Hand auf die Zweige schlug und mit der anderen immer noch sein rhabarberhartes Glied hielt.
    »Ihr verdammten Fotzen! Fotzen! Hört ihr mich!«
    Sein Rufen klang jetzt wütend.
    »Ihr seid bloß zwei jämmerliche Fotzenmädchen! Versteckt euch nur, ihr habt ja keine Ahnung, was ich mit euch mache, wenn ich euch erwische!«
    Er brach einen Zweig ab und schlug damit auf den Boden. Der Kies spritzte auf, flog ihm um die Beine. Er war offensichtlich ein Mann, der nicht zögerte, kurz und klein zu schlagen, was ihm in den Weg kam.
    Emma lachte breit, Julia grinste zurück und hob den Mittelfinger in Richtung des Mannes. Sie schüttelten sich vor zurückgehaltenem Lachen. Dann hörte das Schreien des Mannes plötzlich auf, und die normalen Geräusche des Waldes kehrten zurück. Erst das Rascheln des Laubes im Wind, dann die Vögel, die einander vorsichtig zuriefen, dass die Gefahr vorüber war. Das leise Knirschen auf dem Kies, als der Mann sich entfernte. Sie warteten noch ein paar Sekunden, schauten sich dabei die ganze Zeit an, und das Lachen wuchs zu einem großen Brüllen, das sich nicht mehr zurückhalten ließ. Ein Lachen aus dem tiefsten Innern quoll hervor und übernahm die Körper. Ein todesverachtendes Höllenlachen, sie bogen sich und mussten sich anstrengen, nicht von den Ästen zu fallen. Sie pressten die Luft aus den Lungen, aber am Ende konnten sie nur noch keuchen. Julia versuchte, sich den Speichel aus den Mundwinkeln zu wischen, die Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Der Anblick der weinenden und lachenden Julia brachte Emma so zum Lachen, dass sie schließlich doch das Gleichgewicht verlor und mit einem harten Plumpsen auf die Erde fiel.
    »Ist dir etwas passiert?«
    Julia schaute zu Emma hinunter, die sich auf der Erde rollte.
    »Es tut verdammt weh!«
    »Lass mich schauen, ob man was sieht!«
    Julia kletterte vom Baum und pfiff, als Emma die Hose runterzog und den roten Fleck zeigte, der schon am Steißbein zu sehen war.
    »Das wird noch richtig schick!«
    Der Schmerz war angenehm und passte zur Erregtheit, pochte um die Wette mit dem Blut in den Adern und ließ sie noch mehr schwitzen.
    Vorsichtig schlichen sie auf dem Waldweg zurück zum Schotterweg, Emma ging voraus, Julia folgte ihr dicht auf. Die ganzen Sommerferien waren ohne jegliches Ereignis vorübergegangen. Bis auf die zwei Wochen, die Julia mit ihrer Familie auf dem Hof der Großeltern in Schonen verbracht hatte, waren sie immer nur zu Hause gewesen. Tagelang stromerten sie planlos im Vorort umher, gelangweilt schauten sie durch die Büsche in die Gärten der Nachbarn, in der Hoffnung, etwas zu sehen. Ganz egal was. Aber die Welt schien sich unter der Hitzewelle zu krümmen, und die Nachbarn waren ein Ausbund an Langeweile. Entweder schnitten sie mit manischer Präzision ihre gepflegten Rasen oder sie lagen mit einem Buch im Liegestuhl. Es war immer nur still und heiß, und am Ende hatten sie einfach aufgegeben. Sie saßen oft viele Stunden im Baum und sehnten sich danach, dass die Schule wieder losging. Das Wort Oberstufe schmeckte besonders. Eine ganz neue Schule! Zwei zementgraue fünfstöckige Gebäude beherbergten das Versprechen von einer Art Erwachsensein, und sie durften bald eintreten. Die Schule war dreimal so groß wie die bisherige Mittelschule. Aber wie spannend all das Neue, das sie erwartete, auch sein mochte, es war nicht mit dem hier zu vergleichen. Das Adrenalin, das durch die Körper strömte, war berauschend und klärte die Sicht. Emma blinzelte in das unbarmherzig grelle Sonnenlicht. Das war das Leben, das Herz pochte plötzlich, endlich, vor Erregung. Von nun an war alles anders, alles konnte geschehen. Emmas braun gebrannte Arme bekamen eine Gänsehaut, dünne blonde Härchen standen ab. Julia sah es und strich mit den Fingerspitzen über ihren Arm. Auch das verursachte einen wohligen Schauer, und Emma musste ihre Arme unter ihr Oberteil stecken, während sie auf dem schmalen Pfad weiterstolperten.
    Wie schon so oft tat ihr Herz in Julias Nähe weh vor Zärtlichkeit. Wenn sie mit Julia zusammen war, dann war die Luft immer voller Sauerstoff, das Flattern in der Brust verschwand, und das Lachen lauerte immer um die Ecke. Jeden Moment konnte es hervorkommen.
    »Wir gehen zu dir, nicht wahr?«
    Julia schaute sie fragend an.
    »Unbedingt!«
    Sie waren nur selten bei Julia zu Hause, obwohl sie in einem Haus wohnte, während Emma und
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