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Haertetest

Haertetest

Titel: Haertetest
Autoren: Katri Dietz
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Krippengruppe der  Windelpupser   –  da hatten wir mit den  Patschehändchen  noch richtig Glück gehabt.
    Geladen, wie ich war, schnaubte ich Frau Fischer die Wahrheit direkt in ihr faltiges Gesicht. »Nein, tut mir leid, es ist mir  NICHT  möglich, Maja pünktlich zu bringen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie ein  Kind  ist!«
    »Ich denke, das liegt eher daran, dass Sie sich so schlecht organisieren können!«, wurde ich über meine mangelnden mütterlichen Fähigkeiten aufgeklärt. »Sie müssten ja nur eine Stunde früher aufstehen, und schon wären Sie wieder Herrin der Lage!« Damit grinste sie mich teuflisch an.
    Sollte ich Maja jemals im Wald aussetzen, konnte ich sicher sein, dass Frau Fischer dort in einem Knusperhäuschen auf sie warten würde. Dabei sollte sie mal ganz still sein! Wir zahlten immerhin über fünfhundert Euro für den Ganztageskindergartenplatz, da durfte ich wohl mal zehn Minuten später kommen. Fand  ich.
    »Es ist ja nicht so, dass es das erste Mal wäre, dass Sie sich verspäten, da müssten wir vielleicht bald mal mit dem Elternrat sprechen, ob wir den Platz nicht anderweitig vergeben«, fand Frau Fischer. »Immerhin müssen wir uns hier auch an unseren Ablauf halten.«
    Mir egal. Sollte sie doch sagen, was sie wollte. Wer zahlte hier wem den Arbeitsplatz: sie mir oder ich ihr? Wäre sie ein bisschen netter gewesen, hätte es mir leid getan. Aber so? Wohl nicht. Alte Rebellin, ich.
    Ich rupfte Maja aus ihrer Jacke und ihren Gummistiefeln, stopfte ihre Füße in die Hausschuhe und versuchte, dem gereizten Gesabbel der aufgebrachten Alten nicht zuzuhören. Das war gar nicht so leicht.
    »Sie denken auch daran, dass morgen das Backen für den Weltfrieden stattfindet? Ich habe Sie dort mit eingetragen.« Backen für den Weltfrieden? Ich weiß von nix. Die Grauhaarige deutete garstig auf das schwarze Brett, an dem Millionen Zettel hingen.
    Richtig, schwarz auf rosa stand dort, versteckt zwischen anderen bunten, angeblich ganz wichtigen Infos:  Wir backen gemeinsam mit den Kindern für den Weltfrieden!  Und das Datum von morgen:  Dienstag, 19.10.
    Darunter eine Liste mit vier Namen, von denen meiner überraschenderweise auch einer war. Wie kam der da hin? Ich hatte ihn dort nicht hingekritzelt. Wenn ich auch manchmal verwirrt war, aber das war eindeutig nicht meine Handschrift. Maja beschäftigte sich damit, ihre Gummistiefel in die Luft zu werfen, dass der Dreck nur so durch die Gegend flog. Zum Glück musste ich ja hier nicht sauber machen, hehe. Trotzdem bat ich sie, die Stiefel ordentlich hinzustellen. Aber nur halbherzig.
    »Frau Ahorn, und am Freitag kommen Sie doch zur kreativen Seidenmalerei mit Naturfarben für die Patenkinder in Afrika?«
    Ich stöhnte. Was sollten die Kindergarten-Patenkinder in Afrika mit selbst bemalten Seidentüchern? Ich zahlte meinen Patenbeitrag, und das müsste doch dann auch alles gewesen sein.
    Also echt, die Fischer kam auf verrückte Ideen – Seidenmalerei für afrikanische Patenkinder, meine Güte … Jonas hätte auch seinen Spaß dran gehabt.
    Dann wurde meine Aufmerksamkeit von ihr ab- und zur Mama von Oskar hingelenkt.
    So interessiert, wie man eine Sendung über die Paarung von Spinnen anschaut, beobachtete ich sie dabei, wie sie versuchte, ihr Kind in der Gruppe abzugeben. Oskar ließ sich aber nicht dazu bewegen, den zweckmäßig bunt gestalteten Raum zu betreten. Viel lieber klammerte er sich schreiend an den Türrahmen.
    Jetzt wurde es spannend. Wie pädagogisch wertvoll würde sich Oskars Mama in dieser Situation verhalten? Ich kenne keine andere Mutter, die jetzt dezent weggesehen hätte. Willkommen in der Manege des Zirkus  Matschepampe!  Ich war eine der Zuschauerinnen in der ersten Reihe. So wie die anderen schadenfrohen Mütter mich vorhin betrachtet und beurteilt hatten, hatte ich jetzt die Chance auf Wiedergutmachung.
    »Du kriegst auch Gummibärchen, wenn du brav bist!«, bestach die Mama ihn gerade. Aha, ertappt! Ich freute mich, dass nicht nur ich die Gummibärchenmasche benutzte, gab aber nach außen einen empörten Eindruck vor, denn das gehörte sich ja nun wirklich nicht, nein, also so was, habt ihr das gehört, mit Gummibärchen? Wirklich, Sünde! Und gleich konnte man sich selbst besser fühlen – war das nicht toll?
    »Oskar, Schatz, sei so lieb, geh doch in die Gruppe!«
    Oskars Mama, deren Namen ich nicht kannte, schien den Tränen nahe. Ich hatte sie nie richtig wahrgenommen, man kam, gab
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