Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hades

Hades

Titel: Hades
Autoren: Alexandra Adornetto
Vom Netzwerk:
miteinander rummachen.»
    «Woher hast du das denn?», fragte ich neugierig. Bisher hatte Ivy noch nie Umgangssprache verwendet. Gewöhnlich drückte sie sich so gediegen aus, dass es in der modernen Welt richtig altmodisch wirkte.
    «Ich verbringe viel Zeit mit jungen Leuten», sagte sie. «Ich versuche, hip zu sein.»
    Gabriel und ich lachten.
    «In dem Fall würde ich auf hip erst mal verzichten», empfahl ich ihr.
    Ivy beugte sich zu mir herunter, um mir das Haar zu zerwuscheln, und wechselte das Thema. «Ich hoffe, du hast keine Pläne fürs Wochenende.»
    «Kann Xavier herkommen?», fragte ich begierig, bevor sie die Gelegenheit hatte zu erklären, was sie und Gabriel vorhatten. Xavier war schon seit langem ein fester Punkt in meinem Leben geworden. Auch wenn wir mal nicht zusammen waren, dachte ich ständig an ihn, egal was ich gerade tat.
    Gabriel verdrehte betont die Augen. «Wenn es sein muss.»
    «Natürlich muss es sein», sagte ich grinsend. «Also, was ist der Plan?»
    «Zwanzig Meilen von hier liegt ein Ort namens Black Ridge», sagte er. «Wir haben gehört, dass es dort zu einigen … Störungen gekommen ist.»
    «Du meinst, dämonische Störungen?»
    «In den letzten drei Monaten sind drei Mädchen verschwunden, und eine völlig intakte Brücke ist plötzlich unter dem rauschenden Verkehr eingestürzt.»
    Ich stöhnte auf. «Darum sollten wir uns wirklich kümmern. Wann brechen wir auf?»
    «Am Samstag», sagte Ivy. «Du solltest dich also lieber ein bisschen ausruhen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    2
    Nicht ohne dich
    Am nächsten Tag saßen Molly und ich mit den anderen Mädchen an unserem neuen Lieblingsplatz im Innenhof der Bryce Hamilton High School. Seit Molly im vergangenen Jahr ihre beste Freundin verloren hatte, war sie sehr verändert. Taylahs Tod durch Jake Thorns Hand war der Weckruf für meine Familie gewesen. Erst als er ihr an jenem Tag als Botschaft an uns die Kehle aufgeschlitzt hatte, hatten wir das Ausmaß seiner Macht erkannt.
    Seitdem hatte sich Molly nach und nach von dem Kreis ihrer alten Freundinnen entfernt, und aus Loyalität hatte ich es ihr gleichgetan. Mir war das egal. Ich wusste, dass die Bryce Hamilton für Molly voll von schmerzhaften Erinnerungen sein musste und wollte sie so gut wie möglich stützen. Davon abgesehen war unsere neue Clique der alten ziemlich ähnlich. Wir hatten mit den Mädchen schon vorher ab und zu herumgehangen, aber waren nicht wirklich eng mit ihnen gewesen. Da sie aber die gleichen Leute kannten wie wir und über dieselben Dinge redeten, war es sehr einfach, von ihnen aufgenommen zu werden.
    In der alten Clique, zu der auch Taylah gehört hatte, war die Stimmung sehr verkrampft, und auch Molly war in ihrer Gegenwart nie mehr wirklich entspannt gewesen. Die Gespräche endeten manchmal einfach von einer Sekunde auf die andere und hinterließen eine unangenehme Stille. Die Art von Stille, in der man wusste, dass alle dasselbe dachten. Was würde Taylah jetzt sagen? Niemand aber konnte ihren Namen laut aussprechen. Ich hatte das Gefühl, dass für diese Mädchen nichts mehr so war wie früher, nie mehr. Sie hatten versucht, zum Alltag zurückzukehren, aber es wirkte verkrampft und gewollt. Sie lachten zu laut, und ihre Witze klangen wie einstudiert. Was immer sie sagten oder taten, alles schien sie an Taylah zu erinnern. Taylah und Molly waren der Mittelpunkt der Clique gewesen, selbsternannte Autoritäten, auf die man hörte. Jetzt war Taylah fort, und auch Molly hatte sich zurückgezogen. Die Mädchen hatten beide Anführerinnen und damit ihren Halt verloren.
    Es war hart zu sehen, wie sie gemeinsam mit der Trauer kämpften, sie aber nicht wirklich herausließen, aus Angst, dass ihre Gefühle außer Kontrolle geraten könnten. Wie gern hätte ich ihnen gesagt, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Neuanfang; hätte ihnen erklärt, dass Taylah lediglich eine andere Dimension betreten hatte, eine, die frei von jeder Körperlichkeit war. Sie sollten erfahren, dass Taylah noch immer da war, dass sie frei war. Ich wollte ihnen vom Himmel erzählen und dem Frieden, den sie dort gefunden hatte. Aber natürlich war es unmöglich, dieses Wissen mit ihnen zu teilen. Ich würde damit nicht nur unser heiligstes Gesetz brechen und unsere Existenz auf der Erde enthüllen, sondern wäre auch sofort für verrückt erklärt und aus der Clique geworfen worden.
    Unsere neuen Freundinnen hatten sich um eine Sitzgruppe unterhalb eines Torbogens gruppiert, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher