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Haben oder Nichthaben

Haben oder Nichthaben

Titel: Haben oder Nichthaben
Autoren: Ernest Hemingway
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zur Bank gehen», sagte Johnson. «Nachmittags können wir abrechnen.»
    «Wissen Sie, wieviel Tage es sind?»
    «Fünfzehn.»
    «Nein, mit heute sind’s sechzehn, und je einen Tag hin und zurück macht achtzehn. Dann kommt von heute der Angelstock zu, die Rollvorrichtung und die Leine.»
    «Das Angelzeug ist Ihr Risiko.»
    «Nein, Mr. Johnson, nicht, wenn Sie’s auf die Art und Weise verlieren.»
    «Ich hab jeden Tag dafür Leihgeld bezahlt. Das ist Ihr Risiko.»
    «Nein, Mr. Johnson», sagte ich. «Wenn’s ein Fisch kaputtgemacht hätte, und es nicht Ihre Schuld gewesen wäre, das wäre was anderes gewesen. Sie haben meine ganze Ausrüstung durch Ihre Nachlässigkeit verloren.»
    «Der Fisch hat’s mir aus den Händen gerissen.»
    «Weil Sie die Hemmung festgeschraubt hatten und die Angelrute nicht im Halfter gehabt haben.»
    «Sie haben kein Recht, mir hierfür etwas zu berechnen.»
    «Wenn Sie ein Auto mieten und damit einen Abhang runtersausen, glauben Sie nicht, daß Sie dafür zu bezahlen hätten?»
    «Nicht, wenn ich darin wäre», sagte Johnson.
    «Das ist ausgezeichnet, Mr. Johnson», sagte Eddy. «Sie sehen doch den Witz, Käptn, nicht wahr? Wenn er darin wäre, wäre er tot. Dann brauchte er nicht zu bezahlen. Das ist wirklich gut.»
    Ich kümmerte mich nicht um den Schnapser. «Für die Rute, die Rollvorrichtung und die Leine schulden Sie mir 295 Dollar», sagte ich zu Johnson.
    «Na, richtig ist es nicht», sagte er. «Aber wenn das Ihre Auffassung davon ist, warum nicht den Schaden teilen?»
    «Für unter 360 Dollar kann ich’s nicht ersetzen. Für die Leine werde ich Ihnen nichts berechnen. Ein Fisch wie der konnte mit Ihrer ganzen Leine abziehen, ohne daß Sie schuld daran wären. Wenn hier jemand außer dem Süffel wäre, würde der Ihnen sagen, wie anständig ich gegen Sie bin. Ich weiß, es kommt Ihnen wie ‘ne Menge Geld vor, aber es war auch ‘ne Menge, als ich das Angelzeug gekauft habe. Für die Art von Angeln braucht man das beste Angelgerät, das man kaufen kann.»
    «Mr. Johnson, er sagt, ich bin ein Süffel. Vielleicht bin ich einer. Aber ich sag Ihnen, er hat recht. Es ist recht und billig», sagte Eddy zu ihm.
    «Ich will keine Schwierigkeiten machen», sagte Mr. Johnson schließlich. «Ich werde dafür bezahlen, obschon ich es nicht einsehe. Das macht achtzehn Tage zu 35 Dollar und 295 extra.»
    «Sie haben mir hundert gegeben», sagte ich zu ihm. «Ich werde Ihnen eine Aufstellung geben von dem, was ich ausgegeben habe, und werde die Fressalien, die noch da sind, abziehen, das, was Sie als Proviant für die Hin-und Rückfahrt gekauft hatten.»
    «Das ist recht und billig», sagte Johnson.
    «Hören Sie mal, Mr. Johnson», sagte Eddy. «Wenn Sie wüßten, was man hier so gewöhnlich einem Fremden berechnet, dann würden Sie wissen, daß es mehr als recht und billig ist. Wissen Sie, was es ist? Es ist ganz außergewöhnlich. Der Käptn behandelt Sie, wie wenn Sie seine eigene Mutter wären.»
    «Morgen werde ich zur Bank gehen, und nachmittags komme ich runter. Übermorgen nehme ich den Dampfer.»
    «Sie können mit uns zurückfahren und die Schiffskosten sparen.»
    «Nein», sagte er. «Mit dem Dampfer spare ich Zeit.»
    «Na, wollen wir einen kippen?» sagte ich.
    «Gern», sagte Johnson. «Keine Mißstimmung mehr, nicht wahr?»
    «Nein, Mr. Johnson», sagte ich zu ihm. Da saßen wir drei also zusammen im Heck und tranken jeder einen Highball.
    Am nächsten Tag arbeitete ich den ganzen Morgen auf dem Boot herum, wechselte Öl in den Lagern und dies und jenes. Mittags ging ich in die obere Stadt und aß in einem Chinklokal, wo man für 40 Cents eine gute Mahlzeit kriegt, und dann kaufte ich ein paar Sachen, die ich meiner Frau und unseren drei Mädchen mitbringen wollte. Sie wissen schon, Parfüm, ein paar Fächer und drei solche hohen Kämme. Als ich damit fertig war, machte ich bei Donavan Station und trank ein Glas Bier, unterhielt mich mit dem Alten, und dann ging ich zurück zu den San Francisco-Docks, und unterwegs machte ich in drei oder vier Lokalen Station, um ein Glas Bier zu trinken. In der Cunard Bar spendierte ich Frankie was zu trinken, und ich ging kreuzfidel an Bord. Als ich an Bord kam, hatte ich gerade noch 40 Cents übrig. Frankie kam mit mir an Bord, und während wir dasaßen und auf Johnson warteten, trank ich mit Frankie ein paar Kalte aus dem Eiskasten.
    Eddy hatte sich die ganze Nacht und den ganzen Tag über nicht blicken lassen, aber ich wußte, sobald
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