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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
Autoren: Peter Schwindt
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hatte einer von Mordreds Männern Gwyn auch noch das Medaillon mit dem Einhorn abgenommen, welches er von seiner Mutter geerbt hatte. Wenn die Zeit gekommen sei, so behauptete Merlin einst, würde Gwyn mithilfe dieses Schmuckstücks den Gral erkennen. Es schien also so eine Art Schlüssel zu sein. Gwyn musste es um jeden Preis der Welt zurückgewinnen!
    Nachdem sie alle ein karges Frühstück eingenommen hatten – wegen der Nähe zu den Sachsen hatten sie es nicht gewagt ein Feuer zu entfachen – stiegen sie wieder auf die Pferde und ritten weiter nach Nordwesten.
    „Es ist seltsam“, sagte Lancelot misstrauisch. „Ich könnte schwören, dass die Sachsen sehr wohl wissen, dass wir ihr Gebiet durchqueren, und dennoch greifen sie uns nicht an.“
    „Du hast Recht, Lancelot“, sagte Tristan. „Ich habe sie gesehen. Es sind kleine Gruppen von drei, vielleicht vier Reitern, die uns bis gestern in großem Abstand gefolgt sind. Jetzt, wo wir uns der walisischen Grenze nähern, sind sie umgekehrt. Ich habe sie jedenfalls heute Morgen noch nicht gesehen.“
    Lancelot hob überrascht die Augenbrauen. „Du glaubst, sie haben uns eskortiert?“
    Tristan machte eine Geste der Hilflosigkeit. „Ich weiß, es klingt verrückt, aber wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen: Ja.“
    „Aber warum sollten uns die Sachsen beschützen?“, fragte Degore. „Und vor allen Dingen, wovor?“
    „Ich habe keine Ahnung“, sagte Lancelot. „Aber um ehrlich zu sein, diese Art der Fürsorge behagt mir überhaupt nicht. Ich bin froh, wenn wir das Wüste Land erreicht haben.“
    „Meinst du, es liegt noch immer dieser Zauber über Dinas Emrys?“, fragte Rowan.
    Katlyn sah ihn verwundert an. „Welcher Zauber?“
    „Dass man die Gralsburg nur findet, wenn man nicht nach ihr sucht“, erklärte er. „Ich vermute, dass dieser Zauber einst ausgesprochen wurde, um den Kelch des Letzten Abendmahls vor Dieben zu schützen.“
    „Dann wird uns der Weg durch das Wüste Land verschlossen bleiben“, stellte Katlyn fest.
    „Da wäre ich mir nicht so sicher“, entgegnete Lancelot. „Immerhin reitet der rechtmäßige Erbe an unserer Seite. Vielleicht verhindert dieser Umstand, dass der Zauber seine Wirkung entfaltet.“
    „Aber wir irren jetzt schon so lange umher“, stöhnte Gwyn. „Eigentlich müssten wir längst eine Landmarke erkannt haben. Eine Hügelkette, einen Fluss oder Baum, irgendetwas, was uns zeigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.“ Gwyn wandte sich an Rowan. „Ist dir vielleicht schon etwas aufgefallen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, nichts. Wir wissen, wo wir hinwollen, deswegen werden wir den Weg nicht finden.“
    Tristan richtete sich in seinem Sattel auf und ließ den Blick über die Hügel schweifen. „Du sagtest, Dinas Emrys läge im Wüsten Land? Nun, irgendwie scheint mir dieser Landstrich alles andere als eine Einöde zu sein.“
    Tatsächlich war nirgendwo auch nur ein einziger verdorrter Strauch zu sehen. In der Luft lag der satte Geruch eines Sommers, der seine Erfüllung in einem ertragreichen Herbst finden würde.
    Orlando sah sich misstrauisch um. „Und ihr glaubt tatsächlich, dass dies der richtige Weg ist?“
    „Erinnerst du dich noch an die Quelle bei der Burg, die bei unserem letzten Besuch in Dinas Emrys plötzlich wieder zu fließen begann?“, sagte Gwyn an Rowan gewandt. „Vielleicht ist das Wüste Land ja gar nicht mehr wüst! Vielleicht ist es ja mittlerweile ein Garten Eden geworden!“
    „Das könnte sein“, erwiderte Rowan. „Doch das macht die Suche nach Dinas Emrys noch schwieriger.“
    „Man findet die Gralsburg also nur, wenn man nicht nach ihr sucht“, sagte Katlyn nachdenklich. Sie überlegte kurz, dann riss sie vom Saum ihres Kleides einen Streifen Stoff ab und verband sich die Augen.
    „Aber ja!“, rief Gwyn. „Das ist die Lösung! Wir suchen einfach nicht mehr nach dem rechten Weg, wir lassen uns vom Zufall leiten!“
    Rowan blieb skeptisch. „Was ist, wenn es nichts nützt, sich die Augen zu verbinden? Ich meine, wir wollen Dinas Emrys ja immer noch finden. Suchen wir nicht also auch mit verbundenen Augen danach? Was ist, wenn die Sache mit der Suche nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern vielmehr eine Haltung des Geistes meint?“
    „Dann hätte Mordred seinerzeit Dinas Emrys niemals entdeckt, denn er war schon damals von dem Wunsch besessen, diesen Kelch endlich in seinen Händen zu halten“, entgegnete Gwyn.
    Lancelot runzelte die
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