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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
Autoren: Peter Schwindt
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gefunden, der ihm Sir Kay nie war.“
    Tatsächlich hatte sich zwischen Rowan und Lancelot ein Verhältnis entwickelt, das weit über das eines Ritters zu seinem Knappen hinausging. Was diesen Punkt betraf, war Gwyn durchaus zwiegespalten. Auf der einen Seite war er als König von Dinas Emrys natürlich stolz darauf, dass sich Lancelot in seine Dienste gestellt und ihm gegenüber sogar den Treueid abgelegt hatte. Andererseits jedoch verspürte er beim Anblick Rowans ein wenig Eifersucht. Gwyn würde sich Lancelot nie wieder so anvertrauen können wie in jenen Wochen, als sie gemeinsam nach Caer Goch geritten waren und unterwegs einen Abstecher nach Chulmleigh gemacht hatten – jenem Dorf, in dem seine Mutter begraben lag.
    Seine ersten vierzehn Lebensjahre hatte Gwyn bei dem Bauern Do Griflet und seinen beiden Kindern in Redruth gelebt, ohne etwas von seiner königlichen Herkunft zu ahnen. Er hatte Schweine gehütet und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Bis zu jenem Tag, als die Sachsen Cornwall überfielen und wie durch ein Wunder ein alter Ritter mit Namen Humbert von Llanwick auftauchte, um sein Leben und das der anderen zu retten. Damals hatte Gwyn gedacht, dass Sir Humbert vom Schicksal nach Redruth geführt worden wäre, bis ihm Merlin eines Tages offenbarte, dass viele Dinge in Gwyns Leben eine große Rolle spielten, der Zufall aber mit Sicherheit nicht. Humbert hatte schon Gwyns Mutter Valeria gedient und ihren Sohn bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr immer im Auge behalten. Als die Sachsen den Westen Britanniens heimsuchten, bewahrte er Gwyn vor einem tödlichen Zusammentreffen mit den Barbaren. Damals hatte Gwyn sich geschworen, erst wieder nach Redruth zurückzukehren, wenn man ihn in den Ritterstand erhoben hatte. Nun war er König und das Land seiner Kindheit lag in Schutt und Asche.
    Nach und nach hatte Gwyn mehr über seine Herkunft erfahren. Vor allem jedoch der Umstand, dass er der letzte Gralshüter war, hatte sein bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Hinzu kam, dass Camelot dem Untergang geweiht war. Ein Fluch schien auf den Pendragons zu liegen, denn nicht nur Mordred war dem Irrsinn anheimgefallen, auch sein Vater Artur sah auf seine alten Tage nur noch den Gral, den er all die Jahre gesucht und nicht gefunden hatte. Diese Starrsinnigkeit war auch der Grund dafür, dass sich die Tafelrunde aufgelöst und Prinzessin Aileen, Mordreds Tochter und Arturs Enkelin, sich insgeheim gegen den Großvater gestellt hatte, um ihn letztlich vom Thron zu stoßen.
    Sie hatte sogar versucht, Gwyn dazu zu bringen, sie bei diesem Plan zu unterstützen. Sir Kay, der immer gehofft hatte, dass sein Sohn Rowan eines Tages Aileen ehelichen würde, war von der Prinzessin niedergestochen worden und hatte schließlich freiwillig den Tod gesucht. Er konnte nicht mehr mit der Schande leben, dass die Prinzessin seinen Sohn verschmäht hatte.
    Als Gwyn erfuhr, welches Spiel Aileen trieb, um ihren Großvater zu entmachten, wandte er sich von ihr ab. Einen Tag später war sie tot, hinterrücks ermordet von Edwin Griflet, dem Sohn von Gwyns Ziehvater Do. Edwin hatte geschworen, sich an seinem Stiefbruder Gwyn zu rächen, da er ihn insgeheim für den Tod seiner Mutter verantwortlich machte. Sie war gestorben, nachdem Edwins Vater, Do Griflet, die hochschwangere Valeria bei sich aufgenommen hatte.
    Beinahe wäre Edwins Rache gelungen. In der Nacht jedoch, bevor Gwyn und Rowan für den Mord an Aileen hingerichtet werden sollten, hatten Lancelot, Tristan und Degore zusammen mit ihren Knappen und Katlyn, der Zofe von Prinzessin Aileen, die Flucht von Camelot organisiert. In einer wenn auch kurzen, so doch sehr bewegenden Zeremonie, hatten sie Gwyn ihre Treue geschworen und waren nach Norden Richtung Dinas Emrys gezogen, dem Stammsitz der Gralshüter, deren letzter Nachfahre Gwyn war.
    Doch leider war er ein Gralshüter ohne Gral, denn der Kelch des Letzten Abendmahls war in den Tagen vor Gwyns Geburt verloren gegangen. Nur so viel hatten die Gefährten herausgefunden: Valeria musste ihn kurz vor ihrer Niederkunft irgendwo versteckt haben. Dass Gwyn in etwa ahnte, wo sich der Gral befand, machte die Sache hingegen nicht einfacher. Mit der Eroberung von Chulmleigh Keep kontrollierte Arturs Sohn Mordred weite Landstriche des westlichen Britanniens. Wenn Valeria den Gral tatsächlich irgendwo in der Nähe von Chulmleigh versteckt hatte, dann war Camelots Todfeind ihm näher, als dieser ahnte.
    Zu allem Übel
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