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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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und doch wieder nicht grau. Denn die Sprenkelungen in diesem unglaublichen Grau schillerten je nach Lichteinfall mal grün und mal bläulich, um die Pupille herum sogar ein bisschen golden. Wenn eine Frau zu tief in diese hypnotischen Augen blickte, war sie verloren. Das wusste Gwen aus Erfahrung.
    „ Mark hat Recht, wir sollten etwas unternehmen“, fand Alfred Scherer, der zwischen Mark und Vera auf dem Sofa saß. Alfred war ein junger Beamter und sah eigentlich auch aus wie ein Beamter. Zu seriös zumindest für einen Survival-Kämpfer.
    Ganz im Gegensatz zu Lutz Kiefer, einem Bio-Landwirt mit ungebändigter Haarmähne , einem ebensolchen Vollbart und einem stets optimistischen Weihnachtsmann-Lächeln. „Ja, etwas, das einschlägt wie eine Bombe!“
    „Etwas Pressewirksames“, murmelte Helen, ihren rastlosen Marsch abrupt beendend. Eine Idee begann sich in ihr herauszukristallisieren. Gwen sah es ihr deutlich an.
     
    Dirk stand an der großen Fensterfront seines Büros und blickte nach draußen. „Scheiße!“
    Neben ihm schaute Krämer gelassen runter auf die Pressefritzen und Schaulustigen, die vor Dirks Fabriktor herumlungerten. „Alle Konferenzteilnehmer sind bereits eingetroffen, Herr Statler, auch die amerikanische und die japanische Delegation. Sie warten im Tagungsraum und sind bezüglich jenes Tumultes“, er deutete eine Kopfbewegung in Richtung Fenster an, „etwas irritiert.“
    K onzentriert beobachtete Dirk die circa zehn Spinner, die gerade ein großes Spruchband am Firmentor befestigten und Flugblätter verteilten. Er erkannte unter ihnen auch die drei, die ihn schon vor ein paar Wochen mit ihrem Ökozeug zugetextet hatten. Verdammt, war das da links ein Fernseh-Übertragungswagen? Oh, fuck!
    „Darf ich fragen, was Sie in dieser Sache tun wollen?“ Krämers geduldiger Tonfall zerrte weiter an Dirks Nerven.
    Dirk antwortete: „Auf keinen Fall die Bullen! Ich bin sicher, dass diese Ökos nur darauf warten, dass ich ihnen diese Publicity verschaffe.“ Dirk ging zur Tür. „Ich werde mit ihnen reden. Kümmern Sie sich inzwischen um unsere Gäste! Beruhigen Sie sie, lassen Sie sich was einfallen!“
    Auf seinem Weg durch das Fabrikgebäude übe rlegte er, wie er sich diese Öko-Wichser vom Hals schaffen konnte. Letzte Woche war ein Brief auf seinem Schreibtisch gelegen, in dem eine Helen Bicker oder Bäcker oder so - war das nicht die Blondine? - ihm mitteilte, dass die Umweltschutzorganisation SURVIVAL nun lange genug auf seine Antwort gewartet hätte, und dass SURVIVAL sich nicht mehr hinhalten ließe und den sofortigen Einleitungsstopp von giftigen Abwässern fordere. Ansonsten drohe eine Großaktion gegen die Statler-Werke.
    Dirk hatte sich auch noch die Mühe gemacht, seine Sekretärin einen freundlichen Antwortbrief schreiben zu lassen. So im Stil von: „Vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir haben die betreffenden Unterlagen unverzüglich unserer Forschungsabteilung übergeben und warten noch auf deren Auswertung …“ Und so weiter. Was man eben schreibt in so einem Fall. Mit dem Ergebnis, dass die Umweltfanatiker jetzt sein Fabriktor belagerten, und zwar zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Dass heute die Konferenz der Statler-Werke mit den nationalen und internationalen Großkunden stattfand, war kein Geheimnis. Die Umweltfreaks wussten sicher darüber Bescheid. Es war ja in der Zeitung gestanden.
    Scheiße!
    Er atmete tief durch, als er zum Fabriktor ging. Der Menschenauflauf war inzwischen noch größer geworden. Einige der SURVIVAL-Spinner waren dabei, sich mit Handschellen an die Stahlstreben des Fabriktors zu ketten. So richtig fernsehwirksam. In einiger Entfernung sah Dirk, wie die vollbusige Blondine auf einen Reporter einredete. Dirk wollte gerade hingehen und auch ein paar Takte mitplaudern, als er fast über ein Mädchen gestolpert wäre, das vor ihm Flugblätter verteilte.
    Nein, kein Mädchen, sondern die kleine Rothaarige von neulich, Gwen O’Sowieso. Ihr Sweatshirt hatte das SURVIVAL-Emblem vorne drauf und verhüllte wie ein zu großer Sack ihre weiblichen Formen.
    Nicht, dass sie nennenswerte hatte.
    Der leichte Wind, der immer um das Fabrikgelände zog, sogar an einem Junimorgen wie di esem, wehte rote Kringellocken über das sommersprossige Gesicht der Kleinen. So dicht vor ihm wirkte sie noch zierlicher, als er sie in Erinnerung hatte. Nicht über 1,60, schätzte er.
    Dirk fragte: „Was zum Teufel soll das Ga nze?“
    Zunächst blickten ihre dunkelgrünen Augen
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