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Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)

Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)

Titel: Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
Autoren: Roxanne St. Claire
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Sommelier kam auf sie zugehastet, die Arme voller Flaschen. Zwei weitere Kellner folgten ihm, ähnlich überladen.
    »René, ich brauche zwei Flaschen ’82er Haut-Brion, sofort.«
    »Ich muss erst die Gäste oben bedienen«, warf er zurück.
    »Dann gib mir den Schlüssel und sag mir ungefähr, wo ich die ’82er finde.«
    »Du wirst die ’82er nicht holen, Schwester.« Der falsche französische Akzent, den er vor den Gästen benutzte, war verschwunden, als er gewandt die Flaschen auf der Vorbereitungstheke abstellte. »Ein kleines Missgeschick, und du bringst uns beide um ein ganzes Monatsgehalt.«
    »Herrgott noch mal, René. Ich werde doch wohl in der Lage sein, zwei Flaschen Wein zu holen.«
    »Du kannst warten, wie alle anderen, Sam.« Er begann einem der anderen Kellner Flaschen auszuhändigen, der ihr einen triumphierenden Blick zuwarf.
    Die Türen zum Speiseraum schwangen auf, und Sam spähte den Gang entlang, um eben noch einen Blick auf Joshua zu erhaschen. Er schlenderte gerade durch den Raum, um ein hinreißendes ehemaliges Model und deren Begleitung zu begrüßen, die an Tisch zwei neben der Theke saßen. Es hatte also keine allzu große Eile mit seinem Wein. Sie sah sich die Teller auf der Durchreiche aus Edelstahl an, um genau auszurechnen, wie viel Zeit sie hatte, diesen Wein auszuschenken, bevor ihre vier Bestellungen für die Angehörigen des alten Ostküstenadels an Tisch zehn kamen.
    Nicht viel. Sie wollte den Haut-Brion vorher servieren, sonst würde sie völlig aus dem Rhythmus kommen.
    Eine weitere Kellnerin kam mit mehreren Flaschen in den Händen aus dem Keller herauf. »Das ist der Rest, René. Ich muss nur noch mal runter und abschließen.«
    »Ich schließ ab«, sagte Sam und schnappte sich die Schlüssel.
    »Nein.« René durchbohrte sie mit seinem Blick. »Ich hole sie, Sam. Nur fünf Minuten.«
    »Ach komm, René.«
    Die Tür zum Gastraum flog auf, und Keegan kam hereinmarschiert. »Sterling will seinen Wein«, verkündete er und blickte René scharf an.
    »Dann hol du ihn«, sagte René. »Nicht Sam.«
    Aber Sam war bereits auf dem Weg. »Danke, Keegan«, sagte sie ruhig im Vorbeigehen. »Du weißt ja, ich werde dich heute Abend mit Bestechungsgeld überschütten.« Während sie die Tür öffnete, rief sie René zu, »Die Bordeaux sind doch in den hinteren Regalen und der Haut-Brion in der unteren Hälfte, oder?«
    »Sam, wenn du das vermasselst – «
    »Ich werde die Flaschen abstauben! Du kannst dir morgen das Video ansehen«, fügte sie lachend hinzu. Als wenn diese prähistorische Kamera je benutzt würde.
    »Darauf kannst du Gift nehmen!«, rief René. »Ich hab gerade ein neues Band eingelegt.«
    Hastig lief sie die schlecht beleuchtete Treppe hinunter und fegte an einem der Köche vorbei, der gerade einen Sack Mehl aus der Trockenspeisekammer trug. Weiter unten fiel die Temperatur ab, und die Steinwände strahlten Kälte aus, als sie die schwere Tür zum Weingewölbe erreichte.
    Ein Luftzug ließ die Haarsträhnen wehen, die ihrem Pferdeschwanz entwischt waren, woraufhin sie stehen blieb und in den dunklen Flur spähte. Die Hilfskellner waren ständig zum Rauchen da draußen, aber sie würden ihre Lungen ja wohl hoffentlich nicht gerade dann strapazieren, wenn das Paupiette’s so überfüllt war wie heute.
    Der Duft von Estragon und Rosmarin entströmte der Trockenspeisekammer, aber die würzigen Gerüche verschwanden in dem Moment, als sie die Messingklinke des Weingewölbes hinunterdrückte und die Angeln bei ihrem Eintreten knarrten und quietschten. In diesem dämmerigen und staubigen Raum roch es nur nach Erde und Moschus.
    Sie schaltete das Deckenlicht an, aber die einzelne, nackte Glühbirne trug nicht gerade zur besseren Beleuchtung des länglichen, schmalen Gewölbes oder der Regale bei, die ein anderthalb Meter hohes Labyrinth bildeten. Sie suchte sich ihren Weg nach hinten, und ihre Gummisohlen bewegten sich geräuschlos über den Steinboden. Der Staub kitzelte in ihren Nasenlöchern, und die vierzehn Grad kalte Luft tat ihr Übriges. Sam kämpfte gar nicht erst gegen den Niesreiz an und schaffte es, rechtzeitig ein Taschentuch hervorzuzaubern, um die lautstarke Entladung aufzufangen.
    Hinter der letzten Reihe ging sie in der Ecke mit den teuersten Weinen in die Hocke. Sie begann damit, den Staub von den Flaschen zu pusten und zu wischen, und fand fast auf der Stelle das unverkennbare, weißgoldene Etikett des Haut-Brion.
    Sam zog die Flasche heraus, staubte sie ab
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