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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel
Autoren: Horst Biernath
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Guntram aufatmend. »Ich sah unsere Felle schon davonschwimmen, als die Dicke uns erzählte, daß der Vogel bereits ausgeflogen sei.«
    »Und wie war ich als junger Kriminalassistent?« fragte Klaus Adami grinsend.
    »Sie sind ein tüchtiger Knabe, Adami«, lobte Strachwitz. »Wenn Sie nach dem Assessor in die freie Wirtschaft gehen wollen, können Sie sich ruhig bei mir melden. Ich habe eine Menge ganz guter Verbindungen.«
    »Vielen Dank, Herr Doktor, ich werde es mir wirklich merken und an Sie denken, wenn es soweit ist.«
    Vor dem Geschäft warteten Manfred Zöllner und Gerd Schickedanz. Der Erfolg des Unternehmens hob auch ihre tief unter dem Gefrierpunkt gesunkene Stimmung. Besonders Manfred Zöllner machte sich Vorwürfe, aber die Flucht Freytags war für ihn so überraschend gekommen, daß Freytag bereits in einer Nebengasse verschwunden war, ehe er sich einen Weg durch das Gerümpel gebahnt hatte.
    Während Guntram Viktoria anläutete, überprüfte Herr Balzer die zurückgebrachten Apparate. Mit absoluter Sicherheit ließ es sich im Augenblick nicht feststellen, ob es alle seien, die Freytag sich angeeignet hatte. Immerhin hatten die .wiedergekehrten Apparate einen Wert von rund 20 000 Mark, und wenn der tatsächliche Verlust auch ein wenig höher liegen mochte, so ließ er sich verschmerzen.
    Das Gespräch, das Guntram mit Viktoria führte, war kurz. Er bat sie, ins Geschäft zu kommen, und sie versprach, in wenigen Minuten bei ihm zu sein. Strachwitz verabschiedete sich von Guntram. Er hatte es eilig, in sein Büro zu kommen. Guntram drückte ihm die Hand: »Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Hilfe, Strachwitz! Ohne Sie...«
    »Hören Sie schon auf, Guntram! Es war mir ein Vergnügen, diesen Gaunern die Beute abzujagen. Ein richtiger Spaß.«
    Zugleich mit Strachwitz gingen auch die drei Freunde Adami, Zöllner und Schickedanz, Guntram schüttelte auch jedem von ihnen die Hand und versprach ihnen, daß sie bald von ihm hören würden. Die Einladungskarten zu einem Familienfest würden demnächst gedruckt, und es sei selbstverständlich, daß sie dazu als Ehrengäste geladen würden.
    »Habt ihr den Nachtigallerich gehört?« fragte Klaus Adami.
    »Er schluchzte vor Glück«, sagte Gerd Schickedanz.
    »Kauft euch Taschentücher, liebe Freunde, oder laßt eure alten Schneuzfetzen waschen«, sagte Manfred Zöllner düster, »unser Freund Barwasser wird in der nächsten Zeit das Bedürfnis haben, sich an unseren Brüsten auszuweinen...«

26

    Viktoria erhielt einen Brief aus München, ohne Absender und mit einem F. als Unterschrift. Der Brief war am Vorabend auf dem Bahnpostamt aufgegeben worden. Freytag gab darin seine Verfehlungen ohne Beschönigung zu. Eine Liste der bei Zmorski verpfändeten Apparate war dem Schreiben beigefügt. Es klang fast wie eine Entschuldigung, daß er ohne die geschäftliche Unerfahrenheit Viktorias wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen wäre, krumme Wege zu gehen. Seine Spielleidenschaft, aber auch die Wucherzinsen Zmorskis hätten ihn trotz wiederholter guter Vorsätze, sein Leben in Ordnung zu bringen, immer tiefer in Schulden und Schuld verstrickt. Er hoffe und wünsche, daß es Viktoria gelingen möge, Zmorski zur Herausgabe der verpfändeten Apparate zu zwingen, so daß dem Geschäft kein allzu großer Schaden entstehe. Sein Brief werde durch einen Bekannten, den er in München getroffen habe, zu einem Zeitpunkt aufgegeben, zu dem er selber sich bereits über die Grenze in Sicherheit gebracht habe. Der Schaden, den er angerichtet habe, sei wohl kein genügender Grund, um Interpol für ihn zu interessieren.
    Viktoria las den Brief und reichte ihn schweigend an Guntram weiter. Guntram übergab ihn Manuela, und Manuela schob ihn ohne Kommentar Gregor hinüber.
    »In den Papierkorb damit«, sagte Gregor nach einer Weile. »Für mich ist der Fall Freytag damit erledigt.« Er sah sich im Kreise um. Vielleicht war es eine Unklugheit, den Brief zu vernichten, denn er stellte als Beweis für Freytags Schuld immerhin ein wichtiges Dokument dar. Aber auch ein Dokument für Viktorias Mitschuld, auch wenn diese Schuld nur in Viktorias Kopf bestand. Sie kam von diesem Gedanken einfach nicht los, und Freytags Brief goß neues Wasser auf die Mühle.
    Guntram entzündete ein Streichholz und hielt die Flamme Gregor entgegen. Gregor führte den Brief an die Flamme, sie fraß sich in das Papier hinein, ließ es auflodern, zu einer Fackel, mit der Gregor auf den Balkon hinaustrat. Er
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