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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler
Autoren: Per Olov Enquist
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»Jetzt ist Papa zu Hause!« Großvater sagte, dass es allen Schriftstellern, wenn sie nicht schreiben konnten, so erging, dass sie nervös wurden und zur Axt griffen. Im Film war es ein kleiner Junge, der Strahlung hatte, und der hatte einen Kumpel, der ein alter Onkel war. Der konnte auch Botschaften herüberstrahlen und war der Einzige, der den Strahljungen ernst nahm. Und fast alle fanden, dass die Sache mit der Strahlung Unsinn war, sodass es am Ende nur der Strahljunge und der Strahlonkel waren, die zusammen funktionierten. Aber dass es Strahlung gab, war bewiesen. Sie durfte jedoch nur in lebensgefährlichen Situationen benutzt werden.
    Wie zum Beispiel bei den Vorfällen am Dreihöhlenberg vor drei Jahren. Als Großvater so hilflos und gebrochen, also beingebrochen gewesen war. Allerdings hatte er sich anschließend zusammengerissen und ein dokumentarisches Buch über die Ereignisse geschrieben, mit Marcus als Superheld, und als Marcus davon erfuhr, hatte er gesagt: »Nicht schlecht! Ein Dokumentarbuch?« Aber dann so getan, als wäre das gar nichts Besonderes.
    »Strahlungsfähigkeit«, hatte Marcus dem verwirrten Hundezüchter erklärt, »ist eine Art stumme Rede. Ein Hund muss sich einstrahlen können in, ja, Mina zum Beispiel. Wenn Mina in großer Not ist, muss sie zum Beispiel die Strahlung von einem Rettungshund wie Pelle wahrnehmen können.«
    »Hör auf!«, sagte Mina.
    »Das ist die reine Wahrheit«, sagte Marcus zu ihr.
    »Hör auf!!!«
    »Die Wahrheit. Da kannst du schnauben und holy shit sagen, so viel du willst.«
    » Holy shit «, sagte Mona. »Aber ich finde den Welpen süß, ob mit oder ohne Strahlung.«
    »Du sollst nicht einmal auf Englisch fluchen!«, sagte Großvater.
    Mina hatte einmal, vor drei Jahren, in einem klammen Schlafsack tief im Dunkel der zweiten Höhle gelegen, das Wolfsjunge an sich gedrückt, und hatte am Höhleneingang die angeschossene Wolfsmama zu ihrem Jungen zurückkehren sehen. Wenn ich da keine Angst gehabt habe, dachte sie später, dann werde ich später im Leben nie wieder Angst haben. Holy shit!
    Stark und knallhart entschlossen . Das war ich damals, sagte sie zu sich selbst. Aber als Mischa begraben wurde, stand sie doch unter dem Apfelbaum und weinte. Sie begriff nicht, wie Marcus am Grab eine Rede halten konnte. Sogar Großvater heulte.
    Danach legten sie ein großes Schneckenhaus aufs Grab. »Ein Hund hat das Recht, unter einem Apfelbaum zu ruhen, wenn er still dahingeschieden ist«, hatte Großvater gesagt.
    »Verdampft«, hatte Marcus gesagt.
    3. Pelle war ein Hund. Er war das Große in diesem Sommer, in dem sich alle im Haus am Fuß des Dreihöhlenbergs versammelten.
    Pelle war in dem Sommer noch nicht richtig ausgewachsen, ein mittelgroßer Hund mit unglaublich großem Schnauzer. Schnauzer bedeutet Schnurrbart. Daher der Name. Pelle war klug und mutig, und wenn ein größerer Hund kam und bellte und die Zähne bleckte und sabberte, bekam Pelle nie Angst, er trat nur ruhig einen Schritt zurück und wedelte mit dem Schwanz.
    Pelle hatte nur vor einem Angst, und das war Wasser.
    Als er noch richtig klein gewesen war, war er einmal in ein Eisloch gefallen, und seitdem verabscheute er Wasser. Nur wegen einer Pfütze auf der Landstraße konnte er einen Riesenumweg machen. Vor Wasser hatte er eine Heidenangst, aber Marcus fand, dass das gut war und auf einen starken Charakter schließen ließ.
    Wenn jemand fragte, wie das denn ein Zeichen für einen starken Charakter sein konnte, sagte Marcus nur, dass Pelle nicht rauchte, und wenn das kein Beweis für einen starken Charakter war, was dann.
    Man wusste nie richtig, wann Marcus etwas ernst meinte.
    Es war im Sommer 2006, als die Geschichte mit der verfälschten Karte passierte.
    4. Großvater zeichnete Karten. Darin war er gut.
    Es waren Orientierungskarten mit allen Zeichen darauf, und er zeichnete sie mit der Hand. Das hatte er getan, seit er noch ein kleines Würmchen war, sagte er, und er hatte damit angefangen, Karten des Dorfs zu zeichnen, in dem er geboren war, sehr detailliert, mit Höhenlinien und Wald und Bebauung. Zuerst hatte er die Karten genau so gezeichnet, wie alles war, dann hatte er angefangen, verfälschte Karten zu zeichnen, mit Bergen, die es nicht gab, und Häusern und Schluchten, die in der Wirklichkeit nicht existierten, wo man aber im Falle eines Krieges Panzersperren bauen konnte. Ja, so hatte er über die verfälschten Karten fantasiert. Und so hatte er seine Orientierungskarten auf
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