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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler
Autoren: Per Olov Enquist
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dabei tun soll? Und da hatte Mischa sich im Krankenhausbett aufgesetzt und mit der Pfote gewinkt, als ob sie auf etwas zeigen wollte, und gesagt: Du bist mein bester Freund, und wenn ich sage, dass du mir helfen sollst, dann musst du das tun! Es klang wie ein Befehl, und Marcus fühlte sich im Traum fast so, als träten ihm bei alldem die Tränen in die Augen und als bliebe ihm die Luft weg. Aber wie denn? , hatte Marcus gefragt, aber da hatte Mischa fast feierlich gesagt: Das wird dir offenbart werden! Und wenn ich sterbe, dann will ich direkt durch den Berg fliegen und auf der anderen Seite wieder hinaus und dann in dem blauen Tal mit Preiselbeeren und Wasserfällen landen .
    Und das Letzte klang so seltsam, dass Marcus wach geworden war und nicht wieder einschlafen konnte.
    Das blaue Tal mit Preiselbeeren und Wasserfällen , so etwas konnte man einfach nicht sagen. Aber Mischa hatte es gesagt. Dann lag Marcus da und dachte: Heute ist der Tag, an dem Großvater und ich mit Mischa zum Tierarzt gehen .
    Er hörte, wie Mischa dalag und wimmerte und Schmerzen hatte. Deshalb würden sie zum Tierarzt gehen, der dafür sorgen würde, dass Mischa einschlief und keine Schmerzen mehr haben musste, denn das hatte Großvater gesagt.
    Marcus hatte versprochen mitzugehen, und es war ein bisschen schwer, er wusste nicht richtig, ob er wollte. Aber alle anderen Kinder, Cissi und Mina und Moa, saßen nur da und schluchzten und weinten und wanden sich. Also, sie gingen ihm ein bisschen auf den Geist . Und er wollte zeigen, dass zumindest er sich beherrschen konnte.
    »Okay«, sagte er. »Also, ich komme mit zum Tierdoktor. Genug geredet«, fügte er noch hinzu.
    Aber genau genommen hatte er ziemliche Angst. Da blickte Großvater ihn an und sagte eine Weile nichts, und dann sagte er, dass es so sicher gut wäre. Denn Mischa würde ihren besten Freund bestimmt gern bei sich haben, wenn sie sich jetzt auf den Weg machte.
    »Zu dem blauen Tal mit Preiselbeeren und Wasserfällen«, hatte Marcus da gesagt, was für alle vollkommen unbegreiflich war.
    In manchen Lagen, dachte Marcus, ist es besser, man ist unbegreiflich, als dass man gar nichts zu sagen hat. Besonders in dieser Lage.
    So fuhren sie los. Es war gegen drei Uhr am Nachmittag. Großvater musste Mischa zum Auto tragen.
    4. Im Auto saß Marcus auf der Rückbank.
    Er hatte den Sicherheitsgurt angelegt, um im Falle eines Zusammenstoßes das Unglücksrisiko zu mindern, und er hatte Mischas Kopf im Schoß. Mischa hatte keinen Sicherheitsgurt. Es gab keine für Hunde, aber Marcus hielt Mischa mit einem Sicherheitsgriff um die Mitte, falls es ein Unglück gab.
    »Herrgott«, hatte Großvater einmal, ganz am Ende der Fahrt gesagt, was immer er damit meinen mochte; es war, nachdem Marcus angefangen hatte, ihn auszufragen.
    Marcus hatte fast die ganze Zeit drauflos geplappert, damit er nicht daran zu denken brauchte, wohin sie fuhren.
    »Wenn es so ist, dass wir Mischa beim Sterben helfen müssen«, hatte er gefragt, »wieso müssen wir das eigentlich?«
    »Weil Mischa blind und fast gelähmt ist und wir ihr das Hinscheiden so schonend wie möglich machen wollen«, hatte Großvater gesagt. Da hatte Marcus gefragt, was schonend bedeutete, und es bedeutete, dass es nicht wehtun sollte. Da hatte Marcus eine Weile nachgedacht und gefragt, ob es immer so sein müsste, wenn man alt wurde. Wenn man blind wurde und gelähmt war.
    Da hatte Großvater gesagt: »Ja, jedenfalls in diesem Fall. Also wo es um Mischa geht. Weil sie im Sterben liegt und wir sie so gernhaben.«
    »Soll man es immer tun?«, hatte Marcus gefragt. »Soll man es auch bei Menschen tun?«
    »Das ist eine schwere Frage«, hatte Großvater geantwortet. »Aber auf jeden Fall ist es richtig, es bei Mischa zu tun, weil sie uns so große Dienste erwiesen hat und wir sie lieben.«
    »Aber wenn man darüber nachdenkt«, hatte Marcus erwidert, »wenn man darüber nachdenkt, also an dich, Großvater! Wenn du halb blind wirst und noch tüddeliger, als du manchmal sein kannst, sollen wir dir dann auch helfen zu sterben?«
    »Ich bin doch ein Mensch!«, hatte Großvater mit beinahe lauter Stimme gesagt. »Und was meinst du eigentlich mit tüddelig?«
    »Naja, tüddelig eben. Wenn du herumtaperst und so komisch die Beine streckst.«
    »Aber hör mal!«, sagte Großvater und wurde fast wieder laut. »Das war, nachdem ich mir auf unserer ersten Expedition oben am Berg das Bein gebrochen hatte. Als ich euch aus der Gefahr gerettet habe! Das
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