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Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition)
Autoren: Thomas Fröhlich
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hinterher.
    "Wäre ja auch ein Wunder gewesen." Lohmann ging in die Hocke und hob das Leichentuch ein wenig in die Höhe, so dass er die Tote sehen konnte.
    "Armes Ding", seufzte er. Dieter war überrascht von Lohmanns plötzlichem Mitgefühl.
    "Ja", pflichtete er ihm bei, "wirklich schade. Hübsch war sie auch noch."
    "Hat ihr auch nichts genutzt", resümierte Lohmann, bevor er das Tuch wieder fallen ließ und sich aufrichtete. Dieter blickte ihn verständnislos an. Er würde seinen Chef nie verstehen.
    "Irgendwann macht er einen Fehler und dann haben wir ihn am Sack", fuhr Lohmann fort.
    "Falls Vampire überhaupt einen Sack haben", stellte Dieter trocken fest. Lohmann betrachtete seinen Assistenten einen Moment. "Du bist heute von der witzigen Sorte, oder was?"
    Dieter musste lächeln. Er freute sich jedes Mal, wenn es ihm gelang, seinen Chef zu ärgern. Unwirsch setzte Lohmann fort. "Vampire! So ein Blödsinn! Kümmere dich lieber um die Leiche. Die hat hier schon lange genug herumgelegen." Und bevor Dieter reagieren konnte, "Außerdem will ich so schnell wie möglich den Bericht der Pathologie auf meinem Schreibtisch haben. Und zwar zackig! Verstanden?"
     
     

Sobald im Frühling die ersten warmen Sonnenstrahlen auf die Stadt fielen, stellten die unzähligen Straßencafés und Restaurants sämtliche Gehsteige mit Tischen und Stühlen voll. Dort blieben sie dann bis zum Ende des Herbsts stehen. Wann immer in diesem Zeitraum die Sonne durchbrach drängten sich die Menschen ab mittags in den Stuhlreihen, um einerseits ihren Mittagshunger, aber vor allen Dingen ihre Sonnensucht zu befriedigen. Die knapp bemessene Mittagszeit wurde an solchen Sonnentagen gerne großzügig ausgelegt und die Menschen strömten nur widerwillig in ihre Büros zurück.
    In der Mittagssonne hatte ein grüner Leichenwagen der Gerichtsmedizin vor dem Seiteneingang des Krankenhauses angehalten. Sven und Björn, zwei Zivildienstleistende, die neben der gemeinsamen Vorliebe ihrer Eltern für nordische Namen auch eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit aufwiesen, waren gerade dabei, einen verschlossenen Transportsarg aus dem Leichenwagen zu wuchten, während der Fahrer des Wagens daneben stand und von seinem Brötchen mit Boulette abbiss.
    "Und da ist wirklich kein Tropfen Blut mehr drin?", wollte Sven wissen. Der Fahrer antwortete nur mit einem unverständlichen Grunzen, was an seinem vollen Mund lag.
    "Ich finde, man merkt es schon am Gewicht. Sie ist viel leichter, als eine normale Leiche", ereiferte sich Björn.
    "Wenn ich's euch doch sage", der Fahrer hatte mittlerweile seinen Mund wieder frei kommen. "Kein Blut. Nichts und nirgends!" Und machte dabei eine energische Handbewegung, um seine Aussage zu unterstreichen.
    "Voll krass, ey!" und "Ist ja echt gruselig", ergänzten sich Sven und Björn.
    "Da möchte man glatt anfangen, den Mist in den Zeitungen glauben." schob der Fahrer lakonisch hinterher, während er sein Brötchen betrachtete und überlegte, von welcher Seite er diesmal zubeißen sollten, damit Senf und Ketchup nicht heraus tropften. Inzwischen hatten die beiden Zivis die Rollen unter dem Sarg heraus geklappt und schoben ihn die Rampe hinauf und durch den Seiteneingang ins Gebäude.
    Als sie gerade den nötigen Schwung gesammelt hatten, um problemlos mit dem Sarg über die Kante des Aufzuges zu kommen, der mit geöffneten Türen im Innern auf sie wartete, zwängte sich Johannes mit allerlei Nadeln und Schläuchen in der Hand zwischen den beiden Zivis samt Sarg und der Tür hindurch.
    Abrupt mussten Sven und Björn den Sarg bremsen und der Schwung war dahin.
    "Muss das sein? Kannst du nicht einen Moment warten?" zischte Sven Johannes genervt an.
    "Echt, ey!", schnauzte auch Björn.
    "Tschuldigung", antwortete Johannes im Vorbeigehen, "Muss mich beeilen, die Patienten warten." Es tat ihm nicht im Geringsten Leid, da er die Beiden nicht sonderlich gut leiden konnte. Sven und Björn gehörten zu der Kategorie Zivildienstleistender, die gleich im Anschluss an ihre Zivizeit Medizin studieren wollten und sich schon jetzt wie Ärzte fühlten und auch so aufführten und dabei den anderen Angestellten des Hauses jeglichen Respekt entsagten. Für solchen Wichtigtuer hatte er nichts übrig. Johannes lächelte kurz und war schon um die Ecke verschwunden.
    "Arschgeige!", rief ihm Sven noch hinterher.
     
     

"Das war's dann wohl wieder", sagte Herr Schneider und setzte den Plastikbecher ab. Der fidele Rentner mit Schiebermütze saß auf der
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