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Grosseinsatz Morgenröte

Grosseinsatz Morgenröte

Titel: Grosseinsatz Morgenröte
Autoren: K. H. Scheer
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Sperr­ge­biet ers­ter Ord­nung.
    Die so harm­los klin­gen­den Wor­te hat­ten mich auf­merk­sam ge­macht. Wel­chen Sinn moch­te es wohl ha­ben, in die­ser wil­den und ein­sa­men Ge­gend ei­ne Atom­bom­be zu wer­fen?
    Ich er­fuhr erst spä­ter, daß un­se­re stets wach­sa­men »Freun­de« aus Ost­asi­en al­len Grund ge­habt hät­ten, den Ge­birgs­zug des Mt. Co­lum­bia in den Him­mel zu bla­sen.
    Der schnee­be­deck­te Rie­sen­berg kam im­mer nä­her. Blin­zelnd sah ich zu der licht­re­flek­tie­ren­den Kup­pe des Fels­mas­si­ves hin­über. Mein nächs­ter Blick galt den Kon­trol­lam­pen der Fern­steue­rung.
    Auf dem Bild­schirm tauch­te kein Ge­sicht auf. Man schi­en es nicht für nö­tig zu hal­ten, mich ein­ge­hen­der zu ori­en­tie­ren. Da­ge­gen stand es für mich fest, daß man mich un­abläs­sig be­ob­ach­te­te. Die Auf­nah­me­ka­me­ra des Vi­si­phons ar­bei­te­te nach wie vor. So war es vor­ge­schrie­ben.
    Nach­dem noch­mals ei­ni­ge Mi­nu­ten ver­gan­gen wa­ren, wur­de ich ner­vös. Ich durch­flog en­ge Schluch­ten, die ich nie zu­vor ge­se­hen hat­te.
    Es er­wies sich wie­der ein­mal, daß vie­le Men­schen ih­re en­ge­re Hei­mat längst nicht so gut ken­nen wie weit ent­fern­te Ge­bie­te der Er­de, wo »man« eben un­be­dingt ein­mal ge­we­sen sein muß­te.
    Die­se Ge­gend hat­te ich schon oft über­flo­gen, aber in die­sen Mi­nu­ten be­merk­te ich zum ers­ten­mal, daß die ka­na­di­schen Moun­tains al­ler­lei Ge­heim­nis­se bar­gen.
    Mei­ne Ma­schi­ne senk­te die Na­se noch tiefer. Es ging in ei­ne en­ge Schlucht, de­ren Grund trotz der Jah­res­zeit einen me­ter­ho­hen Schnee­be­lag auf­wies. Hier oben hat­te der Früh­ling noch kei­nen Ein­zug ge­hal­ten.
    Man steu­er­te mich so scharf an über­hän­gen­den Fels­na­sen vor­bei, daß ich mehr­mals die Luft an­hielt.
    Flie­gen Sie ein­mal mit hun­dert Mei­len Fahrt durch einen ge­wun­de­nen Ca­non! Das läßt sich nur dann er­tra­gen, wenn man selbst die Hän­de am Knüp­pel hat. Ich kam mir völ­lig aus­ge­schal­tet vor, und so war es ja auch.
    Es war mir gleich­gül­tig, ob man un­ten mei­ne Flü­che hör­te oder nicht. Schließ­lich äu­ßer­te ich mich noch lau­ter, da man mich di­rekt auf ei­ne mehr als zwei­hun­dert Me­ter ho­he Fels­wand zu­ja­gen ließ.
    Kurz da­vor be­gann mei­ne Ro­tor­tur­bi­ne zu heu­len. Die Ma­schi­ne bäum­te sich auf. Dann blieb sie aus­pen­delnd in der Luft ste­hen.
    In das Knal­len der Hub­krän­ze misch­ten sich Wor­te aus dem Laut­spre­cher. Das brei­te Ge­sicht ei­nes Man­nes er­schi­en auf der Bild­flä­che. Er schau­te so ge­lang­weilt in sei­ne Fern­bild­auf­nah­me, daß ich wü­tend die Zäh­ne zu­sam­men­preß­te.
    »Fern­steu­er­zen­tra­le«, sag­te er ge­las­sen. »Sie müs­sen einen Au­gen­blick war­ten. Ihr Tur­bi­nen­treib­stoff reicht doch aus, oder?«
    »Und wenn nicht?« schrie ich.
    »Dann pral­len Sie un­ten auf die Glet­scher«, be­lehr­te er mich sar­kas­tisch.
    Tat­säch­lich – hier schie­nen die Leu­te Ner­ven aus Ny­lon­sei­len zu ha­ben.
    »Kom­men Sie al­so mit dem Treib­stoff aus?« er­kun­dig­te sich mein Ge­sprächs­part­ner er­neut.
    Ich rief Ver­wün­schun­gen in das Mi­kro­phon, die er an­schei­nend nicht er­war­tet hat­te. Er­staunt sah er mich an. Nun war er doch er­schüt­tert.
    »Okay, okay«, be­eil­te er sich zu sa­gen. »Wir wer­den so­fort öff­nen, äh – Sir.«
    Da die drei Pi­lo­ten der Raum­jä­ger auf der glei­chen Fre­quenz la­gen, konn­te ich recht gut ihr kaum un­ter­drück­tes Ge­läch­ter hö­ren. Re­si­gnie­rend lehn­te ich mich in mei­nem Sitz zu­rück. Aber ich soll­te nicht zur Ru­he kom­men.
    Wäh­rend mei­ne Fin­ger­spit­zen noch prü­fend über die Rän­der der Ge­sichts­mas­ke tas­te­ten, be­gann sich die dicht vor mir auf­ra­gen­de Fels­wand zu ver­wan­deln.
    Die über­hän­gen­den Glet­scher wur­den plötz­lich fal­tig. Es ent­stand der Ein­druck, als zö­ge sich dort ein ge­tarn­ter Vor­hang aus Kunst­stoff­bah­nen und Leicht­stahl­trä­gern aus­ein­an­der.
    Die an­geb­li­che Wand wich im­mer wei­ter zu­rück. Vor mir öff­ne­te sich ein wei­tes, von ho­hen
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