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groß in Form

groß in Form

Titel: groß in Form
Autoren: Enid Blyton
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wirklich hinaus.“ Zum Unglück sagte sie das ausgerechnet in Hannis Gegenwart.
    Und Hanni redete sich nun von der Seele, was sie der ersten Klasse längst einmal sagen wollte: „So, ihr fühlt euch also zurückgesetzt, weil ihr nicht ins Freie dürft! Und wahrscheinlich seid ihr wütend auf Marianne und schiebt ihr alle Schuld in die Schuhe. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, wie viel von dem ganzen Ärger auf euer Konto geht?“ Mucksmäuschenstill saßen die Mädchen da. Keine wagte eine Widerrede. „Marianne übertreibt den Eifer manchmal“, fuhr Hanni fort, „wenn es um ihren geliebten Sport geht. Aber sie bringt selbst jedes Opfer dafür und versucht unermüdlich, andere dafür zu begeistern. Das ist doch nichts Schlimmes. Natürlich haben nicht alle den gleichen Geschmack. Das verlangt kein Mensch. In jeder Klasse kommt es vor, dass sich ein paar gegen etwas sträuben und sogar verrücktspielen. Aber bei euch ist das anders. Ihr seid eine abscheulich aufsässige Bande. Grundsätzlich seid ihr gegen alles, was zunächst vielleicht nur einigen nicht passt. Klassengeist ist ja recht schön. Wir halten auch zusammen, wenn es darauf ankommt. Aber wir sagen uns untereinander gründlich die Meinung, wenn die eine oder die andere sich mies aufführt. Ihr nicht. Ihr seid zufrieden, wenn eine von euch meckert, und ihr meckert sofort alle mit. Kein bisschen Kritik, sondern nur dummes Vorurteil. Wie wollt ihr euch da gegenseitig erziehen, wie es hier in Lindenhof doch gewünscht wird? Ihr seid nichts als eine Herde Schafe, die dem Leithammel nachläuft, der gerade am lautesten plärrt. So – das wollte ich euch längst einmal sagen. Vielleicht denkt ihr einmal darüber nach.“
    Hanni ging mit energischen Schritten zur Tür und entdeckte dort Jenny. „Bravo, Hanni“, rief die Freundin laut, „ich unterstreiche jedes Wort.“ Draußen aber, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, knuffte sie Hanni in die Seite. „Wenn ich noch an die hochnäsigen Zwillinge denke“, sagte sie, „wie die sich gegen alles sperrten, dann lausche ich solchen Tönen mit ganz besonderer Hochachtung.“
    Hanni lachte auch. „Du wirst uns unser dämliches Benehmen von damals wohl bis zum Schluss vorwerfen. Aber gerade wir sind ja das beste Beispiel, wie ein paar Verrückte von den anderen zur Vernunft gebracht werden. Doch diese Wichte mit ihrer einmütigen Frechheit ...“

    Für Marianne war es eine böse Zeit, wie Frau Theobald es ihr vorhergesagt hatte. Die Mädchen aus der Vierten taten freilich, als sei nichts gewesen. Carla war auch wieder gesund. Es schien alles gut zu sein. Doch zwei Dinge ließen Marianne keine Ruhe: Sie wollte unbedingt etwas Besonderes leisten, um damit ihre Fehler wieder gutzumachen. Aber sie wusste nicht, wie sie diese schreckliche Ester wieder loswerden konnte, die sich wie eine Klette an sie hängte. Was die nicht alles erzählte! Was in der Küche über den Unfall auf dem Spaziergang geredet wurde ... Was die Großen aus der Sechsten manchmal für närrische Wünsche hatten ... Was wieder einmal aus der Küche oder aus der Garderobe verschwunden war ... Ester wusste immer etwas Neues. Am meisten aber klatschte sie über Mamsell. „Sie holt sich oft am Abend noch Brot oder Saft aus der Küche“, berichtete sie mit boshaftem Lächeln.
    „Du, das darf sie aber“, wendete Marianne ein.
    „Sicher, aber keine von den anderen Lehrerinnen holt sich so viel.“ – „Sie geht ganz liederlich mit ihren Sachen um, und auch mit denen, die ihr gar nicht gehören.“ – „Sie schimpft auf euch alle und macht euch schlecht, wo sie kann.“ Dies und noch manches andere behauptete Ester. Am meisten schien sie sich darüber zu ärgern, dass die Lehrerin ein besonders enges Verhältnis zur ersten Klasse hatte. „Die zieht sie sich zu Spionen heran“, behauptete sie. „Sie erzählen ihr alles, was vorgeht. Sie petzen ihr jede Kleinigkeit.“ Immer wieder fielen ihr neue Gemeinheiten über Mamsell ein.
    Und mit der Zeit glaubte Marianne sogar manches. Sie hatte ja auch schon beobachtet, dass die Erstklässlerinnen sich mit Mamsell anscheinend sehr gut verstanden. Wenn sie irgendwo einen Rockzipfel von ihr entdeckten, liefen sie hin, knicksten ungewöhnlich höflich und schwatzten lange mit ihr. Dass die Lehrerin auf die Schmeichlerinnen hereinfiel! Ein paarmal war sie sogar schon mit zwei oder drei von den Kleinen weggegangen und sie hatten alle Pakete geschleppt. Zu stimmen schien auch, was
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