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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John
Autoren: Der Anw
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Augenblick herrschte Schweigen. Ginyard starrte weiter die
Straße hinab, während Plant Kyle beobachtete. In dessen Kopf jagten sich die
Gedanken. Warum wurde das FBI bei einem vermeintlichen Verbrechen aktiv, für
das die Strafverfolgungsbehörden des Bundesstaates zuständig gewesen wären? Im
zweiten Jahr seines Jurastudiums waren in einem Seminar auch die neuen Gesetze
hinsichtlich von Verhören durch das FBI zur Sprache gekommen. Heutzutage war es
strafbar, einen FBI-Beamten in einer solchen Situation anzulügen. Sollte er gar
nichts sagen? Seinen Vater anrufen? Nein, das auf keinen Fall.
      
Ginyard drehte sich um, trat drei Schritte näher, biss wie ein schlechter
Schauspieler die Zähne zusammen und gab den harten Bullen. "Kommen wir zur
Sache, Mr McAvoy, mir ist saukalt. In Pittsburgh liegt eine Anklageschrift
wegen Vergewaltigung. Sie können natürlich den abgebrühten Klugscheißer
spielen. Den brillanten Jurastudenten, der sich eiligst einen Anwalt besorgt.
Oder seinen Daddy anruft. Wenn Sie eines von beidem tun, wird morgen Anklage
erhoben. Dann sitzen Sie in der Scheiße und können sich Ihre Zukunftspläne
abschminken. Wenn Sie uns dagegen jetzt in dem Laden um die Ecke zehn Minuten
Ihrer wertvollen Zeit widmen, wird noch nicht formell Anklage erhoben.
Vielleicht wird die Sache sogar ganz fallengelassen. "
    "Und
Sie kommen davon", ergänzte Plant.
    "Warum
sollte ich Ihnen vertrauen?" Kyles Mund war völlig ausgetrocknet.
"Zehn Minuten."
    "Haben
Sie ein Aufnahmegerät dabei?"
    "Selbstverständlich.
"
     "Es
liegt auf dem Tisch, okay? Ich will, dass jedes Wort mitgeschnitten wird. Ich
vertraue Ihnen nicht."
    "Uns
soll's recht sein."
     
Die beiden schoben die Hände tief in die Taschen ihrer identischen Trenchcoats
und stapften los. Kyle schloss den Jeep auf und stieg ein. Nachdem er den Motor
angelassen hatte, drehte er die Heizung auf Maximum und dachte darüber nach, ob
er abhauen sollte.
     
    Kapitel
2
           
Das "Buster's Deli" war ein langer, schmaler Schlauch mit Nischen auf
der rechten Seite, deren Bänke mit rotem Vinyl bezogen waren. Auf der linken
Seite befand sich die Bar, hinten gab es einen Grill hinter einer Theke und
eine Reihe von Flippern. An den Wänden hingen, wahllos durcheinandergeworfen,
Fotos und Erinnerungsstücke, die alle mit Yale zu tun hatten. Während seines
ersten Jahres an der juristischen Fakultät hatte Kyle hier einige Male
gegessen, doch das war etliche Monate her.
     
Die hinteren bei den Nischen wurden vom FBI professionell gesichert. Am letzten
Tisch stand ein weiterer Typ im Trenchcoat, der mit Ginyard und Plant
plauderte. Als Kyle langsam näher kam, begrüßte ihn Nr. 3 mit dem
Standardgrinsen, bevor er in der Nische daneben Platz nahm, wo Nr. 4 bereits
bei einer Tasse Kaffee saß. Plant und Ginyard hatten Sandwiches mit Pommes
frites und Gurken bestellt, aber nichts davon angerührt. Der Tisch war mit
Essen und Kaffeebechern vollgestellt. Plant erhob sich und wechselte auf die
gegenüberliegende Bank, damit er gemeinsam mit seinem Kollegen das Opfer
beobachten konnte. Sie saßen Schulter an Schulter, noch immer in ihren
Trenchcoats. Kyle setzte sich.
     
Die Beleuchtung war schlecht, die hintere Ecke des Deli fast finster. Der Lärm
der Flipper mischte sich mit dem einer Sportübertragung auf ESPN, die auf einem
Flachbildschirm hinter der Bar lief.
    Kyle
wies mit einer Kopfbewegung auf die Nische hinter
    sich.
"Für so was braucht man vier Männer?"
    "Das
sind nur die, die Sie sehen", erwiderte Ginyard. "Möchten Sie ein
Sandwich?", fragte Plant.
     "Nein."
Vor einer Stunde hatte Kyle sich halb verhungert gefühlt. Jetzt schienen sein
Körper, sein Nervensystem und seine Verdauungsorgane kurz vor dem Kollaps zu
stehen. Während er verzweifelt den Anschein zu erwecken versuchte, als machte
ihm die ganze Geschichte nichts aus, bemühte er sich, normal und ruhig zu
atmen. Er zog einen billigen Stift und eine Karteikarte aus der Tasche und nahm
alle Kraft zusammen. "Ich würde Ihre Dienstmarken gern noch mal
sehen."
      
Ginyards und Plants Reaktion war identisch - sie starrten ihn ungläubig und
beleidigt an. Dann zogen sie ihren wertvollsten Besitz langsam hervor. Als die
beiden Lederetuis auf dem Tisch lagen, griff Kyle zuerst nach dem Ginyards. Er
notierte den vollen Namen - Nelson Edward Ginyard -, dann die Agentennummer.
Die Hand zitterte, seine Finger umklammerten den Stift krampfhaft. Er hoffte,
dass es den beiden nicht auffiel. Nachdem er
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