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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers
Autoren: Gesa Schwartz
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ihn wieder: Es war der junge Mann, der Mia im Kampf gegen Seraphin beigestanden hatte. Jetzt hatten die Gargoyles auch Mia bemerkt und verfielen in aufgebrachtes Kreischen.
    »Ein Mensch!«, schrie der Gargoyle mit der Eisenstange und bekam einen puterroten Kopf »Ein Mensch in Ghrogonia! Die Mutanten haben wir davongejagt und jetzt das! Tod! Tod den Eindringlingen! Das Böse steckt in ihnen! Wir müssen sie vernichten!«
    Da breitete Grim die Schwingen aus, schoss hoch in die Luft und schlug über den Köpfen der Menge die Hände zusammen. Donnernd fielen Funken auf die Gargoyles nieder und verbrannten ihnen die steinerne Haut. Mit gezielten Blitzen schmolz er die Fesseln der Hybriden und brannte einen Kreis um sie herum, vor dem die Gargoyles zurückwichen.
    »Ihr!«, rief er und raste dicht über die Umstehenden hinweg, dass sie erschrocken die Köpfe einzogen. Mit rauschendem Schwingenschlag landete er in ihrer Mitte auf dem Podest, das Thoron für seine Hinrichtungen genutzt hatte. Wütend schaute Grim in die Menge, die geballten Klauen in die Hüfte gestemmt. »Diese Hybriden haben ihr Leben für euch riskiert«, rief er außer sich. »Trotz des Hasses, der ihnen seit dem Anbeginn der Zeit entgegenschlägt, trotz der dummdreisten Ignoranz, die sie in unserer hochwohlgeborenen Gesellschaft ertragen mussten, haben sie für euch gekämpft, sind sie für euch gestorben, während ihr blind und willenlos herumgestanden habt und für Seraphin von Athen durch die Nacht geflogen seid, um euch selbst zu entleiben!«
    Auf einmal hörte er Hels Stimme neben seinem Ohr.
Du bist ein Kind des Feuers — des Wandels — der Veränderung, und du kannst die Flamme weitergeben, wenn sie lichterloh in dir brennt.
Die Gargoyles starrten ihn an, und zum ersten Mal sah er den Funken der Sehnsucht in ihren Augen, der einst in allen Angehörigen des Gargoylevolks gewohnt hatte: das Zeichen des Feuers.
    Er ließ die Arme sinken. »Und blind seid ihr immer noch! Seht euch doch um! Erkennt ihr nicht, wohin Neid und Hass uns geführt haben? Systematisch haben Herrscher wie Thoron unsere Gedanken vergiftet und ihren eigenen Neid und ihre eigene Furcht in uns gepflanzt. Und wir haben ihnen nur zu gern geglaubt. Seit Jahrhunderten haben wir in unserem Kokon aus Angst gelebt!«
    Da reckte ein Gargoyle mit langem Bart den Hals. »Aber Thoron war unser König! Er hat uns durch viele Kriege geführt! Ohne ihn wären wir von den Korpartharen vernichtet worden!«
    Zustimmendes Gemurmel erklang, doch Grim achtete nicht darauf. Er trat einen Schritt vor. »Thorons Glanzzeit ist schon seit Jahrhunderten vorbei gewesen! Er verfolgte die Hybriden wie kein Zweiter, und warum? Weil er sie beneidete. Ja, das ist die Wahrheit! Er neidete ihnen ihre Fähigkeit zu träumen! In ihnen sah er das Wesen der Gargoyles vervollkommnet — sich selbst erkannte er als minderwertig. So verfolgte er die Hybriden unter dem Deckmantel der Inquisition und machte uns glauben, dass alle Hybriden uns Böses wollten! Ja, es gibt welche unter ihnen, die genau das vorhatten — in Seraphin haben wir es selbst erlebt. Aber das Böse wohnt nicht in einem Volk, in einer Rasse oder in unserem Blut! Es steckt in uns allen! Wisst ihr, was er in seinem Palast tat, unser ehrenwerter, hochangesehener König?« Er wartete einen Augenblick, bis es ganz still geworden war. »Er hat sich Menschen gehalten und ihnen die Träume geraubt, immer und immer wieder, bis er den Verstand verloren hat! Er, der immer Mäßigung predigte, ist seiner Gier verfallen! Am Ende war er nichts als ein alternder Gargoyle, der sich in seinem Wahnsinn und in seiner Verzweiflung das Herz aus der Brust gerissen hat!« Laute des Entsetzens drangen zu ihm herauf. »Früher war das Volk der Gargoyles stark und strahlend, und Ghrogonia war die Stadt aller! Warum muss das Vergangenheit sein? Ich kenne eure Ängste. Aber wollt ihr wirklich auf ewig in diesem steinernen Sarg liegen, gelähmt von Hass, Neid und Angst, bis ans Ende aller Zeit?«
    Mit kräftigen Flügelschlägen kehrte er auf den Balkon zurück. Er sah sie an, einen nach dem anderen, und obwohl er nur die ersten Reihen deutlich erkennen konnte, fühlte er den Herzschlag jedes einzelnen Gargoyles auf dem Platz. »Ich habe euch gerettet!«, rief er. »Aber ich bin noch lange nicht am Ende. Die Stadt liegt in Trümmern, es ist unsere Aufgabe, sie wieder aufzubauen. Ghrogonia soll in neuem Glanz erblühen — und ich werde dafür sorgen. Folgt mir in eine neue
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