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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See
Autoren: G Wollenhaupt
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Ding!«
    »David Cohn war Journalist. Er wollte sich hier in Italien mit jemandem treffen. Er erkundigte sich an der Rezeption nach einem bestimmten Hotel in Meina. Doch man konnte ihm nicht helfen, denn er geriet an einen Hotelangestellten, der aus dem Kosovo stammt.«
    »Wo ist Meina?«
    »Das ist ein kleiner Ort ein paar Kilometer von hier entfernt.«
    »Was weißt du noch über David Cohn?«
    »Nicht viel. Er war der Neffe von Frau Mahler und zu Besuch bei seinen Verwandten. Im Netz findest du einige Artikel, die er geschrieben hat. Meist historische Sachen, Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit, Probleme des Zionismus …«
    »Er ist Israeli. Vielleicht ist die Tat politisch motiviert«, sinnierte ich. »Kaltblütige Hinrichtung im Wald, ein Journalist, der an einer Geschichte arbeitet, die ihm so wichtig ist, dass er im Angesicht des Todes seine Informationen verschluckt, weil er sie weitergeben oder sogar retten will …«
    »Bisschen theatralisch, Grappa-Baby!«, mischte sich Wayne ein.
    »Der ganze Fall ist hochtheatralisch. Genau so eine Geschichte habe ich mir mal wieder gewünscht.« Ich nahm noch einen Schluck Wein. »Was ist eigentlich mit dem toten Radfahrer?«
    »Es ist immer noch nicht bekannt, wer er ist. Die Kollegen arbeiten die Vermisstenfälle ab. Der Mann hatte keinerlei Papiere bei sich. Sein Fahrrad ist von deutscher Herkunft. Vielleicht war er einfach ein Tourist. Wenn er allein reiste, können Wochen vergehen, bis sein Verschwinden auffällt.«
    »Und wie können wir dir nun helfen?«
    Kleist überlegte kurz und sagte dann: »Schreib einen Artikel und stell ihn online.«
    »Das hab ich sowieso vor.«
    »Diese Provinzkollegen hier sind überfordert. Außerdem traue ich ihnen nicht. Die Ermittlungen sollten von Interpol oder dem Bundeskriminalamt geführt werden.«
    »Und wie kriegen wir das hin? Was müsste in dem Artikel stehen?«
    »Du hast aus einer sicheren Quelle von dem USB-Stick erfahren und stellst den Behörden unbequeme Fragen, wie es sich für eine brave investigative Journalistin gehört.«
    Gegen Mitternacht war der Artikel fertig.
    Fünffachmord am Lago Maggiore –
Was verschweigen die Behörden?
    Aus Italien berichtet unsere Reporterin Maria Grappa
    Blutbad in Italien: Fünf Menschen wurden in einem Wald brutal hingerichtet. Vier von ihnen sind identifiziert: Norbert und Elise M., 56 und 50 Jahre alt, ihre Tochter Melanie (23) und David C., ein 29-jähriger Verwandter der Familie aus Israel. Der ebenfalls ermordete Radfahrer konnte noch nicht identifiziert werden. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um ein Zufallsopfer handelt; dass er getötet wurde, um ihn als Zeugen des Massakers auszuschalten.
    Erste Recherchen unserer Zeitung in Italien ergaben: David C., von Beruf politischer Journalist, arbeitete an einem brisanten Enthüllungsbericht. Galt der Anschlag nicht der Familie, sondern ihm? Wurden seine Verwandten und der Radfahrer nur hingerichtet, um das wahre Motiv der schrecklichen Tat zu vertuschen?
    Informationen aus dem internen Kreis der Ermittler nähren diese Spekulation: Bei der Obduktion wurde ein USB-Stick mit Daten entdeckt, den David C. unmittelbar vor seinem Tod verschluckt hat. Die italienischen Behörden haben eine Nachrichtensperre verhängt.
    Ich versandte den Artikel und schrieb noch ein paar Zeilen dazu, die an Schnack gerichtet waren:

    Lieber Kollege, alles läuft wie vorgesehen. Haben Kontakt zu italienischen Behörden. Weiterer Bericht folgt.
    Grüße aus Italien,
    Grappa
    Eine italienische Versuchung taucht auf
    Am nächsten Morgen legte ich Kleist den Artikel vor. Er las gründlich und runzelte einige Male die Stirn.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Die werden natürlich ahnen, dass du die Informationen von mir hast. Aber egal. Vielleicht kommen dafür die Profis zum Zuge.«
    »Und du? Bist du dann bei den Ermittlungen nicht außen vor?«
    »Nein. Ich habe gute Verbindungen zum BKA. Die Kollegen warten darauf, dass sie sich offiziell einschalten können.«
    »Wirst du keinen Ärger kriegen?«
    »Das stehe ich durch. Die Polizei in Italien ist leicht chaotisch organisiert. Im Moment ist die zivile Staatspolizei zuständig, die Polizia di Stato .«
    »Ich dachte immer, die heißen Carabinieri .«
    »Die gibt es auch, ja. Sie unterstehen allerdings dem Verteidigungsministerium und versehen nach Weisung des Innenministeriums Polizeidienst. Die dritte Polizei ist die Guardia di Finanza, eine militärisch organisierte Finanz- und
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