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Grappa 03 - Grappa macht Theater

Grappa 03 - Grappa macht Theater

Titel: Grappa 03 - Grappa macht Theater
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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des »Kleinen Muck« und des »Froschkönigs« erinnert und kategorisch aufgefordert, künftig in dieser Tradition weiterzuarbeiten.
    Er gelobte Besserung und versprach, das Stück so schnell wie möglich umzuarbeiten und es dann wieder auf die Bühne zu bringen.

Nellos Hüftschwung und ein Anwalt mit Verfolgungswahn
    Die Flure im Gefängniskrankenhaus waren lang und blank geputzt. Meine Pumps karikierten mit ihrem Klack-klack das Quietschen der Gummisohle der Krankenschwester, die mit schwerem Gang vor mir hertrabte.
    »Hier liegt er«, sagte sie mürrisch und stieß die Tür auf, »aber nur zehn Minuten!«
    Ich sah ein Bett und darin einen Mann, der die Augen geschlossen hatte. Seine Haut war gelblich, und die Lippen flüsterten unverständliche Beschwörungsformeln. Ich trat an sein Bett.
    »Hallo«, begann ich, »erinnern Sie sich an mich? Ich habe im Theater neben Ihnen gesessen.«
    Nur langsam und zögernd hoben sich die Lider. Die Brikettaugen waren erloschen und sahen aus wie stumpfe Kohlen. Er stülpte seinen Blick über mich, so, als suche er einen Halt. Ich war für diesen Augenblick damit einverstanden.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte ich und nahm seine Hand. Er wollte sprechen, doch mehr als ein klägliches Krächzen brachte er nicht zustande. Mein Herz litt mit. Das Leid hübscher Männer war mir nie gleichgültig gewesen.
    »Lassen Sie sich Zeit«, schlug ich vor und setzte mich auf den Besucherstuhl, »wenn Sie wollen, dass ich bleibe, heben Sie Ihre Hand!«
    Er hob sie und ließ sie gleich wieder fallen. Schloss vor Mattigkeit die hübschen schwarzen Augen.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte er und öffnete die Augen.
    »Ich will wissen, warum Sie ausgerastet sind. Und ich will Ihnen helfen. Aber ich will mich erst mal vorstellen. Ich bin Maria Grappa, freie Journalistin beim ›Bierstädter Tageblatt‹. Ihr Name ist Boris Austerlitz, Sie sind Rechtsanwalt in einer kleinen Kanzlei im Norden von Bierstadt. Nicht vorbestraft, ledig und keine Kinder.«
    »Sie haben gut recherchiert, Frau Journalistin«, flüsterte er, »was wollen Sie von mir? Eine heiße Geschichte?«
    »Ich will wissen, warum Sie Ihr Leben zerstören. Ist es wegen Beate Elsermann? Und was hat sie mit dem Kulturkritiker zu tun?«
    »Mein Leben ist eine einzige Niederlage«, gab er bekannt, »am besten wäre es, ich wäre tot.«
    »Aber, aber! Was ist also mit dieser Schauspielerin?«
    »Ich liebe sie. Aber sie will ganz nach oben. Um jeden Preis. Der Preis sind die Männer, mit denen sie sich abgeben muss. Ich kann ihr nicht helfen bei ihrer Karriere, also sucht sie woanders.«
    »Hat sie eine Affäre mit Prätorius?«
    »Ja, mit dem auch.«
    »Warum suchen Sie sich nicht eine andere, wenn Sie auf Treue wert legen?«
    »Ich kann nicht. Noch nicht. Ist die Liebe fort, bleibt der Hass. Und der bindet Menschen noch mehr aneinander als die Liebe.«
    »Sie hassen sie doch gar nicht! Sie gehören zu den Männern, die an Frauen zugrunde gehen! Und daraus noch eine Lustgewinn erzielen. Wie haben Sie sie kennengelernt?«
    »Sie kam in meine Kanzlei, weil sie Fragen zu einem Vertragsabschluss hatte.«
    »Hat sie wirklich eine Affäre mit Prätorius gehabt? Vielleicht bilden Sie sich das alles ein!«
    »Sie halten mich auch für verrückt, oder? Dabei haben Sie nur noch nicht die wahre Leidenschaft kennengelernt!«
    Ich lachte. »Ist es normal, sich von einer Frau ständig betrügen zu lassen? Wenn Sie das brauchen und wollen, dann dürfen Sie andere dafür nicht büßen lassen! Sie haben Nello einen ganz schönen Schreck versetzt und den anderen Leuten im Theater auch! Was haben die mit Ihrem ganz persönlichen Masochismus zu tun?«
    »Sie wollte, dass er gut über sie schreibt. Deshalb ist sie mit ihm ins Bett gegangen.«
    »Blödsinn! Der Mann ist alt und krank! Hat es mit dem Herzen und humpelt. Der stürzt sich nicht in ein sexuelles Abenteuer!«
    Aber ganz sicher war ich nicht. Warum sollte er sich seine alten Tage nicht verschönern, auch wenn er die Rolle vorwärts über die Anrichte nicht mehr schaffte? Sexuelle Enthaltsamkeit ist meist nur der Mangel an Gelegenheit.
    Austerlitz brauchte Ruhe. 80 Zeilen über Hintergründe einer Verzweiflungstat aus enttäuschter Liebe waren in meinem Kopf. Die Stellungnahme von Nello würde die Sache abrunden.
    »Ich muss los! Erholen Sie sich gut«, wünschte ich Boris Austerlitz, »rufen Sie mich wieder an, wenn Sie draußen sind. Als Anwalt wissen Sie ja, wie Sie der Untersuchungshaft entgehen. Das
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