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Gralszauber

Titel: Gralszauber
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hält?«
»Worte!«, sagte Mordred verächtlich. »Man hat mich
gewarnt, dass Ihr versuchen würdet, mich mit Worten zu
verwirren.« Er stand auf. »Aber gut. Ich habe versucht, es
im Guten zu regeln. Doch es geht auch anders. Wir werden durch Euer Land ziehen, Artus, ob mit oder ohne Eurer Erlaubnis. Solange Ihr nicht versucht uns aufzuhalten,
wird niemandem etwas geschehen. Solltet Ihr es jedoch
tun, dann werden die Waffen sprechen.«
»Mordred, ich bitte Euch!«, sagte Gawain besänftigend.
»Dies ist ein Ort des Friedens. Seid Ihr wirklich hierher
gekommen, um Drohungen auszustoßen? Das kann ich
mir nicht vorstellen.«
Dulac konnte es sich durchaus vorstellen, als er den
Blick hob und in Mordreds Gesicht sah. Der Krieger hatte
sich hoch aufgerichtet und die rechte Hand auf das
Schwert in seinem Gürtel gelegt. Seine Augen blitzten
herausfordernd.
»Ich drohe nicht. Ich sage nur, was geschehen wird. Unser Heer wird in einer Woche die Grenzen im Norden
überschreiten. Wir werden eurer Stadt und der Burg nicht
einmal nahe kommen. Doch wenn ihr uns dazu zwingt,
dann werden wir uns unseren Weg freikämpfen.«
Damit ging er. Ohne ein Wort des Abschieds drehte er
sich auf dem Absatz herum und stampfte aus dem Raum.
Dulac war sicher, dass er die Tür hinter sich zugeworfen
hätte, wäre sie nicht zu schwer dazu gewesen.
Gawain wartete, bis er verschwunden war, dann seufzte
er tief und wandte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck zu
Artus um. »Das könnte man beinahe als Kriegserklärung
auslegen.«
»Du siehst zu schwarz«, antwortete Artus. Er trank von
seinem Wein, leerte den Becher mit einem zweiten Zug
und hielt ihn dann auffordernd in Dulacs Richtung. »Mehr
Wein, Junge. Und was diesen Mordred angeht – er ist
nicht der Erste, der hierher kommt und glaubt, uns mit
seinem Heer oder seinem Reichtum oder nur durch Dreistigkeit beeindrucken zu können. Wer ist er überhaupt?«
Dulac schenkte Artus nach und Parzifal antwortete:
»Niemand weiß genau, wer er ist. Aber ich kann Euch
sagen, was er ist. Er steht seit einem Jahr im Dienste König Denolds, des Herrschers der Pikten.«
»Und die Pikten liegen im Streit mit Cunningham«, fügte Gawain hinzu, ernst und in eindeutig besorgtem Ton.
»Dieser Streit geht uns nichts an«, sagte Artus. »Wir
werden uns nicht einmischen.«
»Ich fürchte, so einfach ist das nicht«, seufzte Parzifal.
»Wenn es stimmt, was ich gehört habe, dann ist Mordred
mit einem Heer von fünfhundert Mann auf dem Marsch
gegen Cunningham. Und ihr Weg führt keinen Tagesritt
an Camelot vorbei.« Er lachte leise, aber es klang nicht
besonders amüsiert. »Ich fürchte, wir mischen uns allein
durch den Umstand ein, dass es uns gibt.«
»Ganz davon abgesehen, dass Cunningham unser
Freund ist«, fügte Gawain hinzu. »Wenn er uns um Hilfe
bittet, müssen wir ihm beistehen.« Er seufzte tief. »Es
wird Krieg geben.«
»Krieg?« Artus lachte abfällig, stand auf und schlug mit
dem Knie so wuchtig gegen die Tischkante, dass er vor
Schmerz den Becher fallen ließ und um ein Haar gestürzt
wäre. Dulac sprang hastig vor und versuchte den Becher
aufzufangen, griff aber daneben und das dünne Tongefäß
prallte zu Boden und zerbrach in tausend Stücke.
»Krieg«, wiederholte Artus gepresst. »Nun, so weit sind
wir noch nicht.« Er stützte die linke Hand auf den Tisch,
humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht einige Schritte
weit davon und schüttelte den Kopf. »So weit sind wir
noch lange nicht. Junge – wisch diese Schweinerei weg.
Und dann geh und sage Dagda, dass ich mit ihm reden
muss.«
    »Krieg?« Dagda schöpfte eine Kelle des heißen Gebräus
aus dem Kessel, kostete und verzog eindeutig angewidert
das Gesicht. »Krieg«, sagte er noch einmal. »Dieser
Dummkopf hat seit zehn Jahren keinen Krieg mehr geführt. Und die, die er davor geführt hat …«
    »Ich glaube nicht, dass Artus es will«, sagte Dulac hastig.
»Aber Parzifal und Gawain klangen sehr besorgt.«
Dagda blickte stirnrunzelnd in den Suppentopf, warf eine Hand voll Salz hinein und rührte kräftig um.
»Gawain und Parzifal sind heißblütige junge Narren, die
gar nicht wissen, was das Wort Krieg wirklich bedeutet«,
sagte er. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde mit Artus
reden. Es wird keinen Krieg geben.«
»Das hoffe ich«, antwortete Dulac. Er hockte mit angezogenen Knien auf dem Sims des einzigen schmalen Fensters. Es lag hoch unter der Decke des Raumes, aber da die
Küche sich im
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