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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Autoren: Peter Berling
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Frieden und Glück für den Rest der Welt. Ich war nur eine kleine unwichtige Figur, die überleben durfte. Sie wurden geopfert, noch b e vor die Partie zu Ende ging.
    Von ihnen will ich berichten .

I
MONTSÉGUR 

Die Belagerung
    Montségur, Herbst 1243
    Als schroffer Felskegel ragt der Montségur aus der zerklü f teten Niederung – entrückt, wie nicht von dieser Welt und nur himmlischen Heerscharen sich öffnend, so sie denn aus ihrer Engelsperspektive eine Handbreit platten Grundes erspähen, um ihre Himmelsleiter aufzusetzen. Naht ein menschlicher Eindringling vom Norden her, scheint der Berg zum Greifen nah wie ein abgesetzter Helm, den eine Zauberhand steil in die Höhe hebt, je n ä her sein Fuß der Flanke rückt. Schleicht er sich, dem Trug des weich abfa l lenden Bergrückens erliegend, von Osten an, wirft ihn der gereckte Schild des Roc de la Tour zurück, wenn er ihn nicht in die gischtige Klamm des Lasset schleudert, der sich so tief in die Felsen geschnitten hat, daß von dort u n ten nicht einmal mehr die Kuppe des Berges, geschweige denn die Burg zu sehen ist. Nur im Südwesten lädt nach geschwungenem Hang ein bewaldeter Sattel ein. Doch kaum hat der keuchende Kletterer den Schutz des Unte r holzes verlassen, zieht die nackte Geröllhalde steil nach oben. Und genau über ihm kragen die Mauern. Er kann das Tor erkennen, und er weiß, es wird sich ihm nicht öffnen. Sein Herz klopft wild, sein Atem geht stoßweise, die Luft ist dünn – blauviolett leuchten die Gipfel der nahen Pyr e näen herüber, auch in diesem Altweibersommer des Jahres 1243 schon mit Schnee bedeckt. Der Wind fährt raschelnd durch die Blätter des Buchsbaumes. Der Eindringling hört das Zwitschern des Armbrustbolzens nicht, der ihm die Ke h le aufreißt, ihn an den Stamm des Bäumchens nagelt. Sein Blut quillt wie aus einem erquickenden Quell, nach dem er sich während des Aufstieges so gesehnt. Es spr u delt hervor in den Stößen seines ermattenden Her z schlags. Die grauen Felsen über ihm verwachsen mit den Mauern, we r den hell, licht wie der Himmel dahinter, die Sinne haben ihn verlassen, bevo r e r rückwärts in das dunkle Grün des Waldes stürzt, den er nicht hätte verla s sen sollen.
    Das Feldlager hatte sich auf dem gegenüberliegenden Wi e senhang breitgemacht, in respektvoller Distanz zum Pog und in sicherer Entfernung vor der Reichweite der Stei n schleudern. In seiner Mitte hatten die beiden Anfü h rer ihre Zelte aufgeschlagen: Pierre Amiel, Erzbischof von Na r bonne und Legat des Papstes, der sich die Ve r nichtung der »Synagoge Satans« eifernd aufs Panier g e schrieben, und in gebührendem, wenn nicht gesuchtem Abstand zu diesem lagerte Hugues des Arcis, Seneschall von Carca s sonne, den der König zum militärischen Führer der Unte r nehmung bestellt hatte.
    Obgleich der Legat dem Heer wie jeden Morgen die Messe gelesen hatte – viel lieber wäre er wohl an dessen Spitze mit Leitern und Türmen gegen die Ketzerfestung gestürmt –, kniete der Se-neschall auch zum abendlichen Angelus-Läuten vor seinem Zelt zum Gebet nieder, umg e ben von seinen drei Feldkaplanen, als deren einer Wi l liam von Roebruk amtierte.
    Der Erzbischof, dem zuviel gebetet und zuwenig g e kämpft wurde, wartete mühsam beherrscht das Amen ab: »Das Heil Eurer Seele solltet Ihr weniger im Frieden mit Gott als im Kampf gegen seine Feinde suchen!«
    Der Seneschall genoß es, sich noch nicht erhoben zu h a ben, hielt die Augen geschlossen und die Hände gefaltet – weiß zeichneten sich die Knöchel seiner gepreßten Fäuste ab –, aber er schwieg.
    »Diese Art schonender Belagerung praktizierte der Graf von Toulouse lange genug, und mein Herr Papst –«
    »Ich diene dem König von Frankreich«, unterbrach ihn hier Hugues des Arcis; er hatte sein seelisches Gleichg e wicht wiedergefunden und ließ in Ruhe seinen Ärger an seinem geistlichen Gegenspieler aus, »und werde – so Gott will – getreulich seinen Befehl ausführen: Einnahme des Montségur!«
    Er stand auf und entließ seine Kaplane mit einer schro f fen Handbewegung. »Die Ketzerverfolgung, die Euch so am Herzen liegt, muß sich diesem Primat be u gen. Sie von einem Toulouse zu erwarten zeugt von wenig polit i schem Fingerspitzengefühl: handelt es sich doch bei den Verteid i gern um seine eigenen ehemaligen Vasa l len, oft sogar um Blutsverwandte!«
    »Faidits!« schnaubte der Erzbischof. »Treulose Verr ä ter, Aufrührer! Und der hier zuständige Lehnsherr, der V
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