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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Autoren: Peter Berling
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an der Schwelle zu einer nie geträumten Welt großer, geheimni s voller, wi l der und gemeiner, ja perfider Geister, wie er da stand am nicht erkannten Rand eines Hexenkessels voller Abe n teuer, Nöte und Verderben – vor dem Eintritt, ach was, dem Hineinstürzen in ein Leben, gestößelt und g e quirlt in Leidenschaft, Neid, Intrigen und Haß. Ein Leben, das in mir mehr einen Spielball sah, den es nach Lust und Laune herumwarf, auf daß mir noch Hören und Sehen ve r gehen sollte. Alles das vermochte ich nicht zu erahnen, doch ich erinnere mich eines Schauers im Angesicht der Gralsburg in jenem Licht. Munsalvätsch!
    Begonnen hat es mit mir wohl an einem fernen anderen Ort. Das gräfliche Geschlecht derer vom Hennegau hatte aus Freude, einen der ihren zum Kaiser von Konstantin o pel gekürt zu sehen, auch die Pfarrei zu Roebruk mit einer Sti f tung bedacht: ein letztgeborener, viel-, wenn nicht gar mehr versprechender Kna be des Dorfes durfte, den prie s terlichen Konsens vorausgesetzt, zur höheren Ehre Gottes studieren. Ich war der Jüngste, leider! Und so und mit kirchlichem Segen, sprich obolus, hatte mein Vater mich ins nächste Franziskanerkloster geprügelt, ohne sich um mein Protestgeschrei zu kümmern. Die Tränen meiner Mutter galten auch weniger meiner Not als der Sorge, ich vermöchte ihren Ehrgeiz zu enttäuschen, einen ruhmre i chen Missionar zu ihren Söhnen zu zählen. Auch ein von Heiden erschlagener Mär ty rer wäre ihnen nur recht gew e sen!
    Ich überstand das Noviziat, dank heimlich zugesteckter Kuchen, ohne körperlichen Schaden zu nehmen, was mir schon den Glorienschein des Auserwählten verlieh. Al s bald erhob ich das Betteln aus dem niedrigen Stand einer T u gend zu einer sich stets verleugnenden, sich gleic h wohl selbst vergoldenden Kunst, so daß es mir nicht schwerfiel, meine Ordensoberen, kaum, daß die Tonsur mich veru n zierte, zu überzeugen, mir einen Platz an der Universität zu beschaffen. Mein Vater legte sich stolz eine Schweinemast zu, meine Mutter hoffte noch heftiger auf eine Art wunde r same Kanonisierung, zumindest Seligspr e chung. Mit nicht einmal neunzehn Lenzen verfrac h tete man mich – viribus unitis – nach Paris.
    Ha, welche Stadt, doch welch teures Pflaster! Hier ve r feinerte ich meine ordensmäßig anerzogene Gabe des Schnorrens zu hoher Blüte. Almosen? Welch demütige n des Konzept unwür digen Daseins! Ich hielt die Gesel l schaft derer aus, die mich aushielten: freien Austausch gegense i tiger Gunstbeweise möchte ich es genannt wi s sen!
    Dem schwer vermeidbaren Studium der klassischen Theologie entzog ich mich weitgehend, mein ›Missionar s gewissen‹ immerhin beschwichtigend, indem ich das Ar a bische als Pflichtfach auf mich nahm, um mich für den unerbetenen Fall zu wappnen, meine Kustoden würden e i nes Tages auf die Idee kommen – meine Mutter ließ nicht locker! –, mich in die Wüsten der Terra Sancta zu depo r tieren! Dort müßte ich die Heiden, wenn schon nicht um mein Leben, wenigstens um einen Schluck Wasser anfl e hen können. Die Macht des wohldozierten Wortes hatte mich schon immer beeindruckt, weshalb ich auch die Di s ziplinen der freien Predigt und der strengen Form der L i turgie nie vernachlässigte.
    Dann suchte mein König jemanden, der ihm die Sprache der Muslime beibringen könnte. Ludwig der Heilige spielte wohl schon seinerzeit mit dem erhebenden G e danken, den Sultan persönlich zur Rede zu stellen, um ihn von seinem heidnischen Glauben abzubringen. Nicht weniger mag ihn bewogen haben, daß sein kaiserlicher Cousin Friedrich di e se Zunge glänzend beherrschte und darob viel Rühmens war. Für den hochfahrenden Herrn Studiosus, den ich d a mals spielte, ein erstaunliches A n sinnen, schien mir dieses Idiom doch ein gering geschätzter Behelf für von chron i scher Schwindsucht Befallene, die Freude daran finden, sich gegenseitig anzuhusten und anzuspucken! Wenn ich heute dem Vortrag arabischer Dichter lausche, könnte ich vor Scham über meine jugendliche Ignoranz im Boden ve r sinken, erhebt mich der Wohlklang ihrer Verse doch in lichte Höhen sonst nirgendwo erfahrener sprachlicher Schönheit.
    Mein König hatte weit weniger im Sinn. Sich den eh r würdigen Meister Ibn Ikhs Ibn-Sihlon, bei dem ich lernte, an den Hof kommen zu lassen traute er sich wohl nicht recht. So wurde ich als harmloser Mittler auserkoren, denn alle hielten mich für diesem Idiom besonders zug e tan.
    Zu einem geregelten Unterricht kam es nie.
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