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Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman

Titel: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman
Autoren: Aufbau
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Jahre brauchte, ehe er aus einem guten Durchschnittsmaler ein Künstler wurde« (Brief an Arnold Zweig vom 29. Dezember 1953). Der Hauptton des Romantitels, heißt es in einem kurzen Beitrag für die Revue Littéraire, Sofia, liege auf »Der arge Weg der Erkenntnis«. Goya habe »seine Augen schließen wollen vor der brutalen Willkür des absoluten Königtums und vor dem wüsten, machtgierigen fanatischen Walten der Inquisition, die sich auf Gott berief. Der Glaube an das Gottesgnadentum des Königs und an die Heiligkeit der Kirche stak tief in ihm, und es bedurfte gewaltiger Stöße, seine reiche und tiefe Intelligenz zu erwecken und sie zum Widerstand gegen diese Mächte zu stacheln.«
    Die seltsamen Mißverständnisse, die sein Roman »Waffen für Amerika« (»Die Füchse im Weinberg«) in den sozialistischen Ländern hervorgerufen hatte, weil man darin ein Plädoyer für die Vormachtstellung der USA in der Welt zu erkennen glaubte, hatten ihn schon während der Niederschrift des »Goya« erneut Fehlinterpretationen vermuten lassen, »insbesondere da der erste Teil das Leben Goyas nur bis zu den ›Caprichos‹ umfaßt und erst der zweite Teil den Aufstand gegen Napoleon und Goyas Exil bringen wird«. Sie blieben aus. Dagegen erfüllte sich seine zweite Befürchtung, daß sich Gläubige durch seine Darstellung der katholischen Kirche vor den Kopf gestoßen fühlen könnten. In der Tat gab es nach dem Erscheinen des Romans kritische Stimmen, die ihn des Antikatholizismus bezichtigten.
    Von einem anderen Einwand in der amerikanischen Literaturkritik berichtet er amüsiert am 29. Mai 1951 Arnold Zweig. Er hatte zu tun mit den Trochäen, die jedes Kapitel beenden. Henry Wadsworth Longfellows Epos »Hiawatha«, in vierfüßigen Trochäen geschrieben, war Schullektüre in den USA, und alle mußten es auswendig lernen, »wie seinerzeit wir ›DieGlocke‹, und meine vierfüßigen Trochäen riefen die peinlichsten Erinnerungen an Schulzeiten wach, was kein Kritiker anzumerken vergaß. Trotzdem. ›Goya‹ hat schließlich gesiegt, und sogar die Parallele der Inquisition wurde vielfach verstanden.« Auch Arnold Zweig hatte ihm am 9. Februar geschrieben, daß die Trochäen bei einigen Leuten Befremden hervorgerufen hätten, wobei er später betonte, daß er selber sie ausgezeichnet finde, daß sie aber dem sogenannten sozialistischen Realismus widersprächen, der die Kunst für ein Panoptikum halte und der »am liebsten alle Gesetze der Form und Prinzipien der Kunst als Formalismus denunzieren und abschaffen« wolle (Brief vom 26. Februar 1951). Das veranlaßte Feuchtwanger, den Sinn dieser Trochäen zu erklären. »Ich bin gegen Ende der einzelnen Kapitel, manchmal mitten im Satz, in einen trochäischen Rhythmus übergegangen, das heißt, ich erhöhe einfach gegen Ende des Kapitels die Stimme ein wenig, und die Trochäen verdichten, glaube ich, das Atmosphärische. Wenn es die Situation erlaubt, dann behandle ich dieses Versmaß ironisch, um den Verfall einer großen Kultur und einer großen Kulturform einzufangen.« (17. Februar 1951) Verstanden hatte das sofort Thomas Mann: »Die Trochäen an den Kapitelschlüssen, oft etwas wunderlich von Ansehen, deuten durch das Karikaturistische darin auf mir unbekannte spanische Vorbilder. Sie sind eine Kaprice, auf die ich mich – vielleicht im Gegensatz zu manchem anderen Leser – recht gut verstehe. Man glaubt – besonders die Deutschen glauben –, die Prosa sei etwas unter dem Verse; sie kann aber etwas darüber sein, den Vers in sich schließen und ihn spielend aus sich herausstellen. Das mag dann etwas gauklerisch und übermütig wirken, und souveräner Laune entspringt es auch. Der Roman auf seiner Höhe kann alles.« Im gleichen Brief, geschrieben am 6. August 1951, spendet er dem gesamten Buch ein großes Lob: »… es ist ›ganz Spanien darin‹, Spanien ganz, wie ich es auf einer Reise einmal schnell und ungefähr erlebt habe – ungeheuer viel genauer und historisch fundierter natürlich, gründlichstudiert, ein düster glänzendes Riesengemälde … Die Fülle der lebendigen Figuren auf dem zugleich minutiös und breit gemalten Hintergrund, darunter eine so zum Lachen menschlich überzeugende, in ihrer Mischung originelle wie die des Premierministers Don Manuel … es ist alles ganz vorzüglich, packend, belehrend, reich und stark, und man kann Sie nur beglückwünschen zu dem Werk …«
    Die amerikanische Übersetzung des Romans erschien im April 1951 bei Viking
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