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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition)
Autoren: Olle Lönnaeus
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sie ihrem Kollegen und machte eine Kopfbewegung in Richtung der Leiche.
    Der dickliche Polizist hob den Stuhl vom Boden hoch und stieg mit einem Stöhnen darauf. Widerwillig legte er Mårten zwei Finger an den Hals.
    «Tot wie ’n Fisch», stellte er nahezu umgehend fest. «Er ist bereits kalt.»
    «Schneid ihn herunter.»
    Mit einem genervten Blick in Richtung seiner Kollegin nahm der Polizist ein Taschenmesser zur Hand und begann die Wäscheleine zu durchtrennen. Schließlich fiel Mårten herunter und blieb mit derselben verzerrten Grimasse im Gesicht und ausgebreiteten Armen wie ein Gekreuzigter auf dem Dielenboden liegen.
    «Ich rufe einen Krankenwagen», sagte der Dicke schnell.
    Langsam steckte die Frau ihre Waffe zurück ins Achselholster. Dann nahm sie ihre Mütze ab und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    «Verdammt, wie stickig es hier ist», rief sie japsend aus.
    «Das liegt am Feuer», entgegnete Joel und nahm sachte die Arme herunter. «Ich hab Holz nachgelegt, als ich aufgewacht bin.»
    «Aufgewacht …?»
    Sie fuhr sich unsicher mit der Zunge über die Lippen.
    «Ja, es war die Hölle, sich überhaupt bis hierher durchzuschlagen. Und dann … hab ich das Bewusstsein verloren.»
    Ihrer Miene nach zu urteilen, klangen seine Worte nicht ganz nachvollziehbar. Zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine Falte gebildet.
    «Und wer sind Sie?»
    «Joel Lindgren. Ich bin gerade dabei, ein Buch zu schreiben.»
    Sie warf erst einen Blick auf die Schrotflinte und die Axt und dann wieder auf den Toten am Boden.
    «Das da … das ist mein Vater», sagte er.
    Joel fingerte vorsichtig am geronnenen Blut in seinem Gesicht herum. Dann sank er mit dem Rücken an die Tapete gelehnt zu Boden, wo er sitzen blieb und sich mit den Fingern durchs Haar fuhr. Die Polizistin zog den Stuhl zu sich heran und setzte sich breitbeinig vor ihn. Sie nahm einen Notizblock aus der Jackentasche.
    «Ich heiße Fatima Al-Husseini. Ich bin Kriminalkommissarin bei der Polizei in Ystad. Und Benny Olsson hier … ja, ist mein Kollege. Wenn Sie jetzt so freundlich wären und uns erklären würden, was geschehen ist.»
    Sie wartete geduldig mit gezücktem Stift.
    Verzweifelt raufte Joel sich die Haare. In seinem Kopf herrschte absolutes Durcheinander. Und die verdammten Kopfschmerzen wollten auch nicht nachlassen. Die Eindrücke der Nacht vermischten sich zu einem einzigen angsterfüllten Brei.
    Wie vieles davon war Einbildung?
    «Ich weiß noch, dass das Telefon klingelte», sagte Joel zögerlich. «Das war er. Also Mårten …»
    Sie notierte sich ein paar Sätze in ihrem Block. «Sicher?»
    «Ja …», antwortete er und versuchte sich daran zu erinnern, wie die Stimme eigentlich geklungen hatte.
    Sie nickte. «Und dann sind Sie hergekommen?»
    «Mm …»
    «Und wie?»
    «Ich bin über die Felder gegangen, an der Eisenbahnstrecke entlang.»
    «Mitten in der Nacht? Durch den tiefen Schnee? Bei diesem Sturm?»
    «Ich bin einem Wildschwein begegnet. Glaub ich jedenfalls …»
    Ihr Blick war zweifelnd.
    Joel wollte noch etwas sagen, doch ihm fehlten die Worte.
    «Als ich heute Morgen meine Schicht antrat, hatten wir über den Notruf gerade ein Gespräch reinbekommen», erklärte sie. «Eine anonyme Stimme, die von der Rache Allahs gesprochen hat. Sie wissen ja bestimmt, dass Drohungen gegen ihn vorliegen?»
    Joel seufzte. «Nehmen Sie die denn wirklich ernst? Ich meine … Herrgott!»
    «Sie selbst scheinen sie ja ebenfalls ziemlich ernst zu nehmen.» Sie schielte erneut in Richtung der Winchester und der Axt. «Schweres Geschütz, wenn Sie mich fragen.»
    «Die haben ja wohl nicht … ich finde, dass es eher aussieht, als hätte der Alte sich erhängt.»
    «Hatte er denn irgendeinen Grund dazu?»
    Joel zuckte mit den Achseln. Wie sollte er das wissen? Die Frage bewirkte nur, dass er sich noch schlechter fühlte.
    «Was haben Sie gesehen, als Sie herkamen?»
    «Nichts. Eine Katze. Und dann ihn …»
    «Und dann sind Sie ohnmächtig geworden?»
    «Ja, es war, als ginge plötzlich das Licht aus.»
    «Sie sehen auch nicht gerade aus, als gehe es Ihnen gut.»
    Joel entgegnete nichts, und sie ließ es auf sich beruhen. Ihr Blick war inzwischen aus dem Fenster geschweift.
    «Ich musste erst beim Straßenverkehrsamt nachfragen, ob sie ein Räumfahrzeug in der Nähe hatten, das uns helfen könnte», sagte sie gedankenverloren. «Es dauerte einige Zeit, bis es kam.»
    Die Wintersonne war inzwischen noch ein Stück höher über den
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