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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück
Autoren: A. Lee Martinez
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Geld. Die meisten wollten Blut und Geld. Aber es gab auch noch weitere Kosten. Schweigegelübde, Armutsgelübde, Keuschheitsgelübde, Rücksichtslosigkeitsgelübde und so weiter. Alles hatte seinen Preis, selbst die geringsten und belanglosesten göttlichen Gefallen. Und Phil und Teri stellten fest, dass sie in den meisten Fällen nicht bereit waren, diesen Preis zu zahlen.
    Phil lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. Er wollte gerade vorschlagen, die Suche einfach aufzugeben, als sich Teri einschaltete.
    »Der da sieht interessant aus. Luka, Gott des Glücks und Wohlstands.«
    »Er hat einen Waschbärkopf«, bemerkte Phil. »Ich dachte, du wolltest keinen mit Tierkopf.«
    »Nein, ich wollte keinen mit Schakalkopf. Mit einem Waschbärkopf kann ich leben.«
    »Wo ist der Unterschied?«
    »Waschbären sind süß.«
    »Waschbären sind Schädlinge«, konterte er. »Außerdem übertragen sie Krankheiten.«
    Sie sah ihn finster an, und er merkte, dass er nicht einmal wusste, warum er widersprach. Abgesehen von dem seltsamen Kopf sah Luka groß, schlank und stolz aus. Er trug ein Gewand in Regenbogenfarben und hatte einen chinesisch anmutenden Hut auf. Phil wusste nicht, wie die Dinger hießen, aber es war einer dieser Hüte, die in Kung-Fu-Filmen immer von den Ratgebern der Kaiser getragen wurden. Die Hände hatte Luka in die losen Ärmel geschoben, dazu lächelte er. Viele der niedereren Götter, die sie heute gesehen hatten, hatten ebenfalls gelächelt. Doch darunter hatte sich eine stille Verzweiflung versteckt, eine Bedürftigkeit, die Phil abstoßend fand. Lukas Lächeln wirkte echt.
    Sie klickte den Abspielknopf für sein Video an.
    »Ist sie an?« Luka blickte über die Kamera hinweg. »Ja? Sie ist an? Cool.« Er glättete sein Gewand und rückte den Hut zurecht. »Hi, ich bin Luka, Gott des Glücks und Wohlstands. Ich … äh … was soll ich sagen?«
    Jemand hinter der Kamera murmelte eine Antwort.
    »Ich hasse solche Sachen wirklich.« Luka blickte finster drein. »Seien wir doch ehrlich. Euch ist egal, was ich mag oder nicht mag. Ihr wollt nur wissen, was ich euch bieten kann und was ich zum Ausgleich dafür will. Ich habe schon bessere Tage gesehen. Eigentlich eine ziemliche Ironie, wenn man bedenkt, dass ich ein Gott des Glücks bin.« Er gluckste. »Was ich brauche, ist ein Neuanfang, und vielleicht geht es euch genauso. Ich brauche euer Blut nicht. Nichts von diesem Tieropfer-Unsinn. Ihr werdet euch nicht selbst verstümmeln müssen oder versprechen, die Schuhe rückwärts zu tragen oder den Deckel von eurem Mülleimer offen zu lassen. Und ich gebe offen zu, dass ich euer Leben nicht im großen Stil verändern werde. Das ist nicht so mein Ding. Ich bin eher der Spezialist für glückliche Zufälle: Die Welt kann sich jeden Augenblick ändern, und dann komme ich ins Spiel. Ihr werdet nicht König des Universums oder von allen geliebt oder ein Supersexgott. Aber wenn ihr mich in euer Herz und Zuhause lasst, bitte ich als Gegenleistung um nicht mehr als einen Prozentsatz des Guten, das ich euch zu erlangen helfe. Sagen wir … zehn Prozent? Vielleicht könnte ich auch auf acht runtergehen. Aber das ist meine Untergrenze.«
    Er verbeugte sich und starrte noch ein paar Sekunden lang in die Kamera.
    »Ist sie noch an? Soll ich noch sagen …«
    Das Video endete.
    »Ich mag ihn«, sagte Teri.
    Phil ging es genauso. Die meisten Götter waren zu … göttlich. So eingebildet. Selbst die niedereren hatten eine anspruchsvolle Aura, als hätte man großes Glück, sie zu haben. Aber dieser hier schien anders zu sein. Luka wirkte zwar majestätisch, aber entspannt. Er wirkte erfrischend bodenständig.
    Sie lasen das ganze Profil, nur um sicherzugehen, was sie sich da aufhalsten. Keine Blutopfer, schrägen Rituale oder großen Forderungen. Bloß die standardmäßige Vereinbarung von wegen »im Zuhause willkommen heißen«. Das hatten sie erwartet. Sie hatten sogar schon die Ecke ausgesucht, in die sie ihr neues Götzenbild stellen wollten.
    »Ich glaube, er ist der richtige«, sagte Teri.
    Phil war froh, etwas gefunden zu haben, worauf er und seine Frau sich einigen konnten. Außerdem war er überglücklich, dass es endlich erledigt war. Ihm war wirklich nicht danach, noch mehr Profile durchzuscrollen. Auf der Seite stand, Luka sei bereit, also erfüllten sie seine minimalen Bedingungen. Die Annahme war nur noch einen Klick entfernt.
    Sie stachen sich mit einer Nadel in den Finger und machten sich bereit, gemeinsam
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