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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück
Autoren: A. Lee Martinez
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nicht. Nicht wenn jeder Idiot, der bereit war, ein Lamm auf einen Scheiterhaufen zu werfen, im Leben vorankam, während sie sich abstrampelten. Alles wäre super gewesen, wenn sie nur einfach ein kleines bisschen göttliches Eingreifen hätten haben können.
    Sie wandte ihm den Rücken zu. »Ich halte es einfach nicht für eine gute Idee, Phil. Das ist alles.«
    »Okay, ich sag dir was. Lass uns einfach noch ein paar Tage drüber nachdenken. Versprichst du mir wenigstens, dass du darüber nachdenken wirst?«
    »Wenn es dir so wichtig ist.«
    Eine Woche verging. Phil ging online und sah sich Clips von verschiedenen Göttern an. Er dachte sogar daran, sich heimlich bei einem anzumelden. Teri musste es ja nicht wissen. Er konnte den Altar oder Schrein oder was auch immer es war, genauso gut woanders aufstellen. Vielleicht bei einem Freund zu Hause. Oder im Geräteschuppen. Er sagte sich, es wäre eine gute Sache, es würde ihr Leben verbessern, und wenn Teri nicht mit angemeldet war, wäre das erst recht super für sie, denn dann konnte sie alle Vorteile genießen, hatte aber keine Verpflichtungen.
    Er konnte es nicht. Nicht hinter ihrem Rücken. Wenn sie es taten, dann mussten sie es gemeinsam tun oder gar nicht. Teri würde ihre Meinung zu diesem Thema niemals ändern, aber vielleicht hatte sie ja auch recht. Er hatte ohnehin schon eine Menge Pflichten. Er brauchte nicht noch mehr. Ganz zu schweigen von Pflichten temperamentvollen Gottheiten gegenüber, die dazu neigten, zuerst zu strafen und sich dann nicht einmal die Mühe zu machen, hinterher die Fragen zu stellen. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass es eine schlechte Idee gewesen war und Teri ihm damit einen großen Gefallen getan hatte, dass sie es ihm ausredete. Deshalb liebte er sie. Sie hatte den gesunden Menschenverstand, der ihm fehlte.
    Am nächsten Tag rief sie ihn bei der Arbeit an.
    »Tun wir’s.«
    »Was tun?«, fragte er.
    »Die Gott-Sache. Tun wir’s.«
    Phil brauchte eine Weile, bis er sich an die Diskussion erinnerte, so weit hatte er sie in seinem Kopf nach hinten geschoben. »Aber ich dachte, du wolltest nicht …«
    »Wollte ich auch nicht. Aber jetzt habe ich meine Meinung geändert.«
    »Ach ja? Warum das?«
    »Ich habe heute eine Katze von den Toten auferstehen sehen.«
    »Okay.« Phil lehnte sich zurück. »Ich mag Katzen auch, Schatz, aber ich glaube nicht, dass man das als Zeichen betrachten kann.«
    »Hör einfach zu. Ich habe die Katze überfahren.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Lass mich ausreden«, sagte sie. »Ich bin ausgestiegen und habe nachgesehen – sie war tot. Dann kam dieses kleine Mädchen herüber, das alles gesehen hatte und berührte sie. Da war sie wieder lebendig. Einfach so.«
    Er runzelte die Stirn. »Man sollte Kindern nicht erlauben, mit göttlicher Gunst zu spielen.«
    »Es geht darum, dass sie ein Leben retten konnte. Und ich dachte, wenn ein kleines Mädchen eine Katze retten kann, was könnte ich dann mit einer solchen Macht anfangen? Und ich dachte, vielleicht hast du recht. Es sind gar nicht die Götter selbst. Es geht darum, was wir aus ihren Gaben machen.«
    »Jetzt willst du es also tun? Die Gott-Sache?«
    »Ja«, sagte sie. »Vielleicht. Ich weiß nicht. So was nimmt man nicht auf die leichte Schulter, und vielleicht überleg ich es mir später auch wieder anders. Aber es kann nicht schaden, es sich anzusehen, denke ich.«
    Phil zögerte.
    »Es war doch ursprünglich deine Idee«, erinnerte sie ihn.
    »Stimmt.« Er zuckte die Achseln. »Ich glaube auch, dass es nicht schaden kann, sich das mal anzusehen.«
    Und jetzt, sechs Stunden später, waren sie wieder auf Pantheon.com und versuchten, den richtigen Gott für sich zu finden.
    Sie sahen noch Dutzende weitere durch. Bei den meisten fand Teri einen Grund, sie zu disqualifizieren, und die paar, mit denen sie einverstanden war, gefielen Phil nicht. Einen Gott auszuwählen war nicht so einfach, wie er anfangs gedacht hatte. All die wirklich nützlichen Götter waren stark gefragt, und das wussten sie auch und nutzten es aus. Je mächtiger eine Gottheit, desto mehr verlangte sie von ihren Anhängern. Man musste eine Bonitätsprüfung machen, um Zeus’ Profil überhaupt ansehen zu dürfen, wogegen Tyr verlangte, dass man sich als Zeichen der Hingabe eine Hand abhackte, wenn man die vollen Leistungen in Anspruch nehmen wollte. Und dafür musste man überhaupt erst einmal angenommen werden. Manche Götter erwarteten Blut. Andere
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