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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59
Autoren: Douglas Edwards
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Besser also bei Tag agieren, solange es noch hell war.
    Die nächste große Sache war da draußen, lauerte in einem umgebauten Lagerhaus in San Franciscos »Multimedia Gulch« oder sie hing in einem winzigen Büro herum, teilte sich Stromkosten und die Kaffeemaschine mit anderen Erfolgsaspiranten. Geniale Pläne gingen auf wie Popcorn. Die meisten verstarben jedoch still und leise; halb gar, zu lange erwärmt, ungenießbar. Aber gelegentlich explodierte die eine oder andere in einen Riesenerfolg und das Valley kam angelaufen, bewarf das neue Wunder aus Versprechen und warmer Luft mit Visitenkarten und Beteiligungskapital.
    Ich sprach mit jedem, der einen Businessplan vorweisen konnte – und das Wort »Internet« mit Bleistift darüber gekritzelt hatte –, und über genügend Rücklagen verfügte, um mein Gehalt für einen Monat zu zahlen – von iTix und Bits2Go to AllBusiness und NexTag. Ich sprach mit Sinanet, obwohl jedes Wort auf ihrer Website Chinesisch war. Ich bettelte um ein Vorstellungsgespräch bei InsWeb, einem Unternehmen, das Versicherungen übers Internet anbot, weil es sich irgendwie nicht so lahm anhörte zu sagen: »Ich verkaufe KFZ-Versicherungen«, wenn man das magische Wort »online« hinzufügen konnte.
    Ich schraubte meine Ansprüche runter und schickte das nächste Dutzend Bewerbungen raus, in der Hoffnung, irgendwo landen zu können. Ich schickte sogar eine zu diesem kleinen Start-up-Unternehmen – wie hieß es noch gleich? Ach, ja, Google. Es war vermutlich nur Verschwendung gelbbraunen Briefpapiers und einer 33-Cent-Marke, denn ich wartete ja auf die nächste große Sache und das war diese Firma bestimmt nicht. So lief die Suche im Jahr 1997.
    Aber da ich Google meinen Lebenslauf geschickt hatte, konnte ich genauso gut deren Produkt ausprobieren. Ich ging auf die Google-Seite und gab den Namen eines Mädchens ein, das ich an der Highschool gekannt und von dem ich seit 20 Jahren nichts mehr gehört hatte. Nicht einmal Alta Vista, die ich für die beste zur Verfügung stehende Suchmaschine hielt, hatte eine Spur dieses Mädchens gefunden. Von daher hatte ich keine hohen Erwartungen, als ich die Entertaste drücke.
    Und da war sie.
    Google listete ihre aktuellen Kontaktinformationen an erster Stelle. Ich probierte weitere Suchen aus. Alle brachten bessere Ergebnisse als Alta Vista. Ich missgönnte Google nicht länger das Briefpapier und die Marke.
    Und es gab Hinweise darauf, dass dieses Unternehmen irgendwie aus dem Rahmen fiel. Sequoia Capital und Kleiner Perkins waren die Montagues und Capulets der Silicon-Valley-Venture-Capital-Firmen. Beide hatten beeindruckende Erfolgsbilanzen vorzuweisen – Yahoo, Amazon, Apple, Cisco Systems, Sun Microsystems – und hegten eine ausgeprägte Rivalität, die sie normalerweise davon abhielt, in dasselbe Start-up zu investieren. Und doch hatten sie zusammengenommen 25 Millionen in dieses junge Unternehmen gesteckt? Was hatte Google, das die beiden dazu brachte, ihren ewigen Groll beiseitezulegen?
    Ich suchte in den Biografien der Google-Gründer und des Managementteams nach Hinweisen. Es gab eine Fülle von Stanford-Abschlüssen und akademischen Graden, was aber nicht ungewöhnlich war. Dass jedoch Mitarbeiter der Stanford University ihr eigenes Geld in dieses Unternehmen investiert hatten, dagegen schon. Ich wusste so gut wie nichts über Suchtechnologie, aber Leute, die das vermutlich taten, schienen zu glauben, dass Google Potenzial hatte. Und wenn dich das Start-up-Fieber packt, dann braucht es nicht viel, um die Visionen anzuheizen, die durch deinen Kopf tanzen. Als Google mich zu einem Vorstellungsgespräch einlud, druckte ich ein paar frische Lebensläufe aus, warf meine Aktentasche in unseren alten Taurus und fuhr gen Norden nach Mountain View.
    Die erste Begegnung
    Wie läuft ein Vorstellungsgespräch für einen Job bei einem Start-up-Unternehmen in Silicon Valley ab? Als ich auf den Parkplatz von Google bog, hatte ich bereits einige Übung in Bewerbungsgesprächen dieser Art. Es war ein warmer Novembertag in der Bay Area und es überraschte mich nicht, als ich sah, dass ein Teil des Parkplatzes mit Polizeiabsperrband abgetrennt war und dort an jedem Ende jeweils ein Hockeytor stand. Das beigefarbene Gebäude graste inmitten anderer auf grünen Wiesen mit geschmackvollen Springbrunnen und vieldeutigen Skulpturen. Als ich das Erdgeschoss des Gebäudes betrat, sah ich auf Kopierpapier gedruckte Pfeile an den Wänden, die in Richtung Treppe
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