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Gone 5: Angst (German Edition)

Gone 5: Angst (German Edition)

Titel: Gone 5: Angst (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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Natur, die sie verhungern lassen, ihr die Knochen brechen, sie verletzen und vergiften konnte. Die Natur war unbarmherzig, aber nicht heimtückisch. Die Natur empfand keinen Hass.
    Nicht die Natur hatte sie dazu getrieben, das Leben ihres Bruders zu opfern.
    Astrid schloss die Augen und dann das Buch, um sich gegen die gewaltsam auf sie einstürmenden Gefühle zu wappnen. Schuld war ein faszinierendes Phänomen: Sie schien auch mit der Zeit nicht schwächer zu werden.
    Als die riesigen Kreaturen ihr Leben und das aller anderen in der FAYZ bedrohten, hatte sie ihnen ihren schwer kranken Bruder vor die Füße geworfen.
    Ihr Bruder war verschwunden.
    Und mit ihm die Kreaturen.
    Das Opfer hatte funktioniert.
    Sie hatte den kleinen Pete ermordet.
    Ja, ermordet. Sie wollte ihre Tat durch kein anderes Wort beschönigen. Es sollte hart klingen. Das Wort sollte sich auf ihrem Gewissen wie Schmirgelpapier anfühlen. Damit wollte sie auslöschen, was von der alten Astrid noch übrig war.
    Astrids Hände zitterten. Sie legte das Buch in ihren Schoß und suchte in ihrem Rucksack nach dem Beutel mit dem Gras. Das Kiffen rechtfertigte sie damit, dass sie ohne Stoff nicht einschlafen konnte. In der normalen Welt hätte ihr der Arzt ein Schlafmittel verschrieben – und daran hätte ja auch niemand etwas auszusetzen gehabt.
    So oder so, sie musste schlafen. Wenn sie jagen und fischen wollte, musste sie in der Morgendämmerung los und halbwegs fit sein.
    Sie hielt die Flamme des Feuerzeugs an den kleinen Pfeifenkopf. Zwei Züge. Das war die Regel. Nur zwei.
    Dann zögerte sie. Eine unscharfe Erinnerung tauchte in ihrem Kopf auf, nagte an ihr. Eine Warnung, dass ihr etwas Wichtiges entgangen war.
    Astrid dachte angestrengt nach und ging noch einmal Schritt für Schritt alles durch. Sie legte die Pfeife und das Buch auf den Boden und kehrte zu ihrer Vorratstasche zurück. Sie hob sie aus der Erde und spähte in das Loch. Da es bereits zu dunkel war, um etwas erkennen zu können, beschloss sie, ein paar kostbare Sekunden ihrer letzten Batterie zu verschwenden und schaltete die Taschenlampe ein.
    Sie kniete sich hin … und tatsächlich, da war es wieder. Drei Wände der Grube bestanden aus Erde, die vierte aus der Barriere. An der Barriere blieb nie etwas haften. Doch jetzt klebten ein paar Erdklumpen an ihr.
    Astrid griff nach ihrem Messer und kratzte damit an einem der Klumpen – er fiel herunter.
    Bildete sie sich das ein? Am unteren Rand der Grube sah die Barriere anders aus als sonst. Sie schien nicht mehr zu glänzen, war dunkler geworden. Die Illusion der Lichtdurchlässigkeit war weg. Jetzt war sie undurchsichtig, regelrecht schwarz.
    Sie setzte das Messer mit der scharfen Spitze an und ließ es an der Barriere entlang nach unten in das Loch gleiten.
    Was dann geschah, war so unscheinbar, dass sie es kaum wahrnahm. Die Messerspitze glitt ohne den geringsten Widerstand dahin, bis sie die dunkel verfärbte Stelle erreichte. Dort schien sie zu schleifen. Nicht sehr. Nur so, als wäre sie von einer glatten Scheibe auf poliertes Metall gestoßen.
    Astrid schaltete die Lampe aus und holte bebend Luft.
    Die Barriere veränderte sich.
    Sie schloss die Augen und stand eine Zeit lang leicht schwankend da. Dann stellte sie die Kühltasche wieder an ihren Platz. Um die Stelle genauer untersuchen zu können, musste sie das Tageslicht abwarten. Aber sie wusste auch so schon, was sie gesehen hatte. Das war der Anfang vom Ende.
    Astrid zündete die Pfeife an, nahm einen kräftigen Zug und nach ein paar Minuten noch einen. Sie spürte, wie sich der sanfte Nebel über sie legte und das Schuldgefühl verblasste. Nach einer halben Stunde trieb sie die Müdigkeit ins Zelt, wo sie in ihren Schlafsack kroch und sich mit der Schrotflinte in den Armen ausstreckte.

Zwei
    64 Stunden, 57 Minuten
    »Patrick, dein Zipfel guckt schon wieder raus!«, rief Terry und setzte ein ironisches Grinsen auf.
    »Äh … was?«, erklang jetzt Philips tiefe Stimme. Als er sich dann noch mit beiden Händen die Hose zuhielt, brandete im Publikum schallendes Gelächter auf.
    In Lake Tramonto fand die Freitagabendshow statt, mit der sich die Kids am Ende jeder Woche belohnten. Diesmal spielten Terry und Philip eine Spongebob-Episode nach. Terry trug ein gelbes T-Shirt, auf das schwammähnliche Löcher gemalt waren, während Philip als Patrick Star in einem rosa T-Shirt steckte.
    Die »Bühne« war das Oberdeck eines großen Hausboots, das für die Dauer der Show ein
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