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Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache
Autoren: Michael Grant
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sicher, was sie sonst damit tun sollte.
    »Na.« Er winkte ab. »Ich glaub, es reicht jetzt. Meinst du nicht?« Um nicht zu lallen, sprach er mit äußerster Sorgfalt. Vergeblich.
    »Komm, setz dich zu mir, kleine Taylor.«
    Sie blieb unschlüssig stehen.
    »Komm schon. Ich beiß nicht. Tut gut, zu reden … mit jemand … Normalem.«
    Taylor lächelte. »Weiß nicht, ob ich normal bin.«
    »Normaler als so manche. Ich komm grad von Brittney«, sagte Sam. »Steckt in dir ein Monster, Taylor? Müssen wir dich in den Keller sperren, weil in dir ein Psychopath mit Peitschenarm drin ist? Nein? Eben. Du bist so was von normal.«
    Taylor setzte sich neben ihn. Nicht zu nah. Wie eine gute Freundin. Als wollte sie sich bloß mit ihm unterhalten.
    Sam schwieg. In ihm rangen zweierlei Arten von Verlangen miteinander. Sein Körper sagte: Tu’s! Sein Verstand hingegen … der war völlig durcheinander, nicht ganz Herr der Lage.
    Er griff nach Taylors Hand. Sie ließ es zu. Als seine Finger ihren Arm hinaufwanderten, zuckte sie zusammen, vergewisserte sich mit einem Blick nach hinten, dass niemand zusah. Oder hoffte vielleicht, dass genau das der Fall war.
    Als die Hand ihren Nacken erreicht hatte, beugte er sich zu ihr und zog sie an sich.
    Er küsste sie.
    Sie erwiderte den Kuss.
    Er küsste sie heftiger. Ihre Hand glitt unter sein Hemd, streichelte seine nackte Haut.
    Dann wich er von ihr ab.
    »Entschuldige, ich …« Er schüttelte den Kopf. Sein benebelter Verstand kämpfte gegen seinen Körper an, der auf einmal in Flammen stand.
    Sam stand abrupt auf und ging weg.
    Er hörte Taylor fröhlich lachen. »Komm mich besuchen, wenn dir deine Eisprinzessin zum Hals heraushängt.«
    Eine Windböe peitschte ihm ins Gesicht. Zu jedem anderen Zeitpunkt, in jeder anderen Verfassung hätte er sich gewundert. In der FAYZ blies sonst nie der Wind.

Zwei
    72 Stunden, 4 Minuten
    Es war erstaunlich, welche Wirkung gutes Essen auf einen fast verhungerten Körper hatte.
    Diana betrachtete sich in dem großen Spiegel. Dünn, sehr dünn. Knorrige Beine mit überdimensional großen Knien und Füßen. Sie konnte ihre Rippen zählen. Ihr Bauch wölbte sich zwischen spitzen Hüftknochen nach innen. Seit Monaten hatte sie keine Periode mehr gehabt und ihre Brüste waren so flach wie mit zwölf. Die Schlüsselbeine erinnerten sie an Kleiderhaken. Und ihr Gesicht war kaum wiederzuerkennen. Sie sah aus, als wäre sie heroinsüchtig.
    Aber ihr Haar erholte sich bereits, wurde wieder dunkler. Die rostige Farbe und das Borstige – beides eine Folge des Hungers – verschwanden allmählich.
    Auch ihre Augen wirkten nicht länger tot, wie bloße Schatten in ihrem Schädel. Jetzt glitzerten sie im warmen Licht der Lampe. Sie sah lebendig aus.
    Der Hunger hatte sie dazu getrieben, Menschenfleisch zu essen. Sie zur Kannibalin gemacht. Sie ihrer Menschlichkeit beraubt.
    »Aber nicht ganz«, sagte Diana zu ihrem Spiegelbild.
    Als Caine den Hubschrauber mit Sanjit und seinen Geschwistern zerstören wollte, hatte sie ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Sich von der Klippe fallen lassen und Caine gezwungen, eine Wahl zu treffen: Diana zu retten oder die Kinder zu töten.
    Ihre Bereitschaft, sich selbst zu opfern, musste die Sünde, ein Stück von Pandas Brust gegessen zu haben, teilweise aufwiegen, oder?
    Ihr war doch sicher vergeben? Wenigstens ein bisschen?
    Das reichte ihr aber nicht. Würde es nie. Sie musste mehr tun. Solange sie lebte. Und am besten bei Caine anfangen.
    Als er sie rettete und darauf verzichtete, die anderen zu töten, hatte er für einen Moment Herz bewiesen. Zumindest ansatzweise. Und wenn es einen Weg gäbe, ihn zu verändern …
    Ein Geräusch. Ganz leise nur. Ein Schleifen über den Teppich.
    Diana blieb seelenruhig. »Wanze, ich weiß, dass du da bist.« Sie wandte sich nicht nach ihm um. Dieses Vergnügen würde sie dem kleinen Spanner nicht bereiten. »Was meinst du, tut Caine, wenn ich ihm erzähle, dass du dich heimlich an mir aufgeilst?«
    Keine Antwort.
    »Bist du für so was nicht eine Spur zu jung?«
    »Caine wird mich nicht umbringen«, sagte die unsichtbare Wanze. »Er braucht mich.«
    Diana ging zu dem breiten Doppelbett. Sie schlüpfte in den Bademantel, den sie sich unter den vielen anderen im Schrank ausgesucht hatte. Sie gehörten der Frau, die früher hier gewohnt hatte. Einer berühmten Schauspielerin mit exquisitem Geschmack und einer Kleidergröße, die nur um eine Nummer größer war als Dianas.
    Ihre
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