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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: S Westerfeld
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Wasserstoffverschwendung. Den Rebellen beim Sturz des Sultans zu helfen, war sogar das Nützlichste gewesen, das er in seinem Leben getan hatte. Die Deutschen hatte er dadurch um einen Mechanisten-Verbündeten gebracht und zudem bewiesen, dass er, Prinz Aleksandar von Hohenburg, in diesem Krieg etwas bewegen konnte.
    Warum hatte er nur auf Dylan gehört und war auf diese Monstrosität von einem Luftschiff zurückgekehrt?
    »Alles in Ordnung, Prinz?«, fragte Dr. Barlow.
    »Ich wünschte nur, ich hätte eine Ahnung, was die Darwinisten vorhaben«, sagte Alek, und plötzlich zitterte seine Stimme vor Zorn. »Wenn Sie mich und meine Männer in Ketten nach London gebracht hätten, würde es wenigstens einen Sinn ergeben. Aber wozu werden wir um die halbe Welt geschleppt?«
    Dr. Barlow versuchte ihn zu trösten. »Wir gehen alle den Weg, den der Krieg uns weist, Prinz Aleksandar. Bislang hat Ihnen dieses Schiff doch nicht so großes Unglück gebracht, oder?«
    Alek verzog das Gesicht, konnte es jedoch nicht bestreiten. Die Leviathan hatte ihn schließlich davor bewahrt, den Krieg in einer eiskalten Burg in den Alpen auszusitzen. Und er war nach Istanbul gelangt, wo er seinen ersten Schlag gegen die Deutschen hatte führen können.
    Er riss sich zusammen. »Vielleicht nicht, Dr. Barlow. Aber ich würde es vorziehen, meinen eigenen Kurs zu wählen.«
    »Der Zeitpunkt wird früher eintreten, als Sie denken.«
    Alek zog eine Augenbraue hoch und fragte sich, was sie meinte.
    »Komm schon, meine Prinzlichkeit«, sagte Dylan. Der Adler trug jetzt Hauben und hockte ruhig auf ihrem Arm. »Mit den Eierköpfen zu streiten ist sinnlos. Und wir müssen den Vogel füttern.«

2. KAPITEL
    Der Adler war ausgesprochen friedlich, nachdem Deryn ihm zwei Hauben über die streitenden Köpfe gezogen hatte.
    Er saß schwer auf ihrem behandschuhten Arm, gute zehn Pfund aus Muskeln und Sehnen. Während sie mit Alek zum Heck ging, war sie schon bald dafür dankbar, dass Vögel hohle Knochen hatten.
    Der Schlag war von der Hauptgondel abgetrennt und befand sich auf halbem Weg zur Bauchflosse. Der Laufgang dorthin wurde von der Hitze im gastrischen Kanal erwärmt, doch der eiskalte Wind drückte an beiden Seiten gegen die Haut des Luftschiffs, die sich dadurch riffelte. Wenn man die Tatsache bedachte, dass sie sich in einem tausend Fuß langen Luftschiff befanden, welches aus den Lebensfäden eines Wals und hundert anderer Spezies erschaffen worden war, stank es eigentlich so gut wie gar nicht. Der Geruch erinnerte höchstens an die Mischung aus Tierschweiß und Schiet, wie man sie in jedem Stall im Sommer erleben konnte.
    Alek ging neben ihr und ließ den kaiserlichen Adler nicht aus den Augen.
    »Glaubst du, er hat zwei Gehirne?«
    »Natürlich«, meinte Deryn. »Wozu ist ein Kopf ohne Gehirn gut?«
    Bovril gluckste darüber, so als hätte er begriffen, dass Deryn beinahe einen Witz über Mechanisten gemacht hätte. Alek war allerdings den ganzen Morgen über ziemlich empfindlich gewesen, deshalb verzichtete sie auf den Witz.
    »Wenn sie sich nun darüber streiten, in welche Richtung wir fliegen sollen?«
    Deryn lachte. »Dann werden sie die Sache mit einem Kampf entscheiden, denke ich, so wie andere auch. Aber ich glaube, sie werden nicht besonders viel streiten. Das Oberstübchen eines Vogels besteht vor allem aus Sehnerven – diese Tiere können besser sehen als denken.«
    »Wenigstens weiß er nicht, wie schrecklich er aussieht.«
    Unter einer der Hauben kreischte es, und Bovril ahmte den Laut nach.
    Deryn runzelte die Stirn. »Wenn zweiköpfige Tierchen so schrecklich sind, wieso hattest du dann einen auf deinen Sturmläufer gemalt?«
    »Das war das Wappen der Habsburger. Das Symbol meiner Familie.«
    »Und was soll es symbolisieren? Zimperlichkeit?«
    Alek verdrehte die Augen und setzte zu einer ausführlichen Erklärung an.
    »Der zweiköpfige Adler wurde zuerst von den Byzantinern benutzt, um zu versinnbildlichen, dass ihr Reich sowohl den Osten als auch den Westen umfasst. Aber wenn ein modernes Königshaus dieses Symbol verwendet, verkörpert der eine Kopf irdische Macht und der andere göttliches Recht.«
    »Göttliches Recht?«
    »Das Prinzip, demzufolge die Macht eines Königs von Gott gegeben ist.«
    Deryn schnaubte. »Darf ich raten, wer auf diese Idee gekommen ist? Vielleicht zufällig ein König ?«

    »Es ist ein bisschen altmodisch, könnte ich mir vorstellen«, sagte Alek, doch Deryn fragte sich, ob er es trotzdem glaubte. Er
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