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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition)
Autoren: Gisela Stelly
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Hügel.
    Der helle Kies knirschte unter den Reifen und das Automobil rutschte beim Bremsen ein wenig aus der Spur, dann öffnete ihnen der Fahrer auch schon die Wagentür. Kurz darauf passierten Dr. Willinger und Johann die schwere Eisentür zu dem durch eine große Anzahl von Lichtröhren gleißend hell erleuchteten, fensterlosen Gewölbe im Hügel.
    Obwohl auch die Produktionsanlage nicht die beeindruckende Größe aufwies, wie sie die Darstellung auf der Karte hatte erwarten lassen, sah sich Johann nun doch an einem Ort offensichtlich hochmoderner industrieller Fertigung. Seine Enttäuschung gab sich im gleißend hellen Licht langsam wieder, und er folgte Dr. Willinger mit neu erwachter Wissbegier in den Kreis der bereits anwesenden Herren. Auch sie wollten die Herstellung von industriell gewonnenem Gold kennenlernen, wie Dr. Willinger erklärte, bevor er Johann mit den einzelnen Interessenten bekannt machte. Und auch jetzt glaubte Johann wieder, bekannte Namen zu hören.
    Unversehens trat ein unscheinbarer Mann in einem weißen Kittel in die Mitte der kleinen Gesellschaft. Er stellte sich als Diplomingenieur August Lowicki vor, bat um Aufmerksamkeit und begann, die Funktion und Anordnung der Kessel und der kleineren und größeren Rohre sowie das unüberschaubare Gewirr der Schläuche zu erklären.
    Alle Anwesenden hörten gespannt zu. Als der Ingenieur jedoch immer mehr Formeln auf eine große Tafel schrieb und sie bald wieder löschte, um neue Formeln hinzuschreiben, verloren einige unter den Anwesenden die Geduld. Unruhe machte sich bemerkbar, unwilliges Gemurmel wurde laut, bis endlich ein gewichtig aussehender Mann aus der kleinen Gesellschaft heraus und vor den Ingenieur trat.
    »Man hat uns gesagt, wir würden hier im Hügel der Gewinnung von Gold beiwohnen und es am Ende in der Hand halten«, trug er dem Ingenieur mit vibrierender Ungeduld in der Stimme vor, »von Formeln verstehen wir nichts, uns ist echtes Gold versprochen worden, davon verstehen wir etwas!«
    Der Ingenieur entschuldigte sich höflich, aber Dr. Tausch verlange, dass er den Interessenten die Formel zur industriellen Herstellung von Gold, die dieser über Jahre experimentell entwickelt habe, zumindest im Ansatz zur Kenntnis bringe, gebe es doch genug Scharlatane auf diesem Gebiet.
    »Durchaus!«, pflichtete ihm nun einer der Interessenten bei.
    Allerdings, schränkte daraufhin der Ingenieur ein, müsse der entscheidende letzte Schritt der Transformation geheim bleiben, könnte doch sonst jedes beliebige Unternehmen die Erfindung des Dr. Tausch nutzen.
    In diesem Moment wurde die schwere Eisentür geöffnet und der General trat ein.
    »Dem General geht es wie Ihnen, meine Herren«, erklärte der Ingenieur, während er sich kurz in dessen Richtung verbeugte, »er kommt stets erst dann, wenn ich geendet habe, auch ihn langweilen die Formeln, er will Taten und Tatsachen sehen!«
    Einige der Anwesenden klatschten Beifall.
    Der Diplomingenieur ging nun zu einem Pult mit unterschiedlichen Armaturen, mittels eines Hebels setzte er die Anlage in Betrieb, zumindest waren jetzt Geräusche wie beim Einströmen von Gas oder Wasser zu hören. Ein Mann trat aus einer der mit Milchglas verkleideten hinteren Kabinen und ging zum Pult. Wie der Diplomingenieur, der ihm sofort Platz machte, jedoch weiter assistierte, trug auch er einen weißen Kittel.
    Dr. Willinger stieß Johann mit dem Ellenbogen an: »Das ist er«, flüsterte er, »Dr. Dr. Friedrich Tausch, Doktor der Physik und Doktor der Chemie!«
    Zur großen Überraschung von Johann war der doppelte Doktor noch recht jung, schlank, hochgewachsen und hatte dunkles volles Haar. Johann hatte einen eher fülligen, älteren, leicht gebeugten Mann mit ergrautem Haarschopf und einem grauen Bart erwartet, einen Mann der Wissenschaft, der in ihrem Dienste grau geworden war. Stattdessen stand hier ein junger Spund! Was sollte der schon wissen, was konnte der erforscht haben?! Johann spürte, wie ihm unbehaglich wurde, wie er zu zweifeln begann, ja, wie es ihn sogar drängte, umgehend das Gewölbe zu verlassen. Doch er stand vorn in der ersten Reihe neben Dr. Willinger, der mit großer Aufmerksamkeit beobachtete, wie dieser noch junge Naturwissenschaftler von Kessel zu Kessel ging, wie er auf die beginnenden Geräusche lauschte, an verschiedenen Rädchen drehte und Hebel verschob, während der Diplomingenieur auf den Anzeigegeräten am Pult den Herstellungsprozess überwachte.
    Unmerklich zunächst, jedoch
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