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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube
Autoren: Sue Grafton
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richtigen Schatz in den Achtzigern, natürlich immer abhängig davon, wie tief und von welcher Qualität die Kiesreserven sind. Inzwischen steht fest, daß diese hier in einer idealen Kieszone liegt und sich vermutlich weitere hundert oder hundertfünfzig Jahre ausbeuten läßt. Da heutzutage niemand mehr eine Genehmigung bekommt... tja, du hast sicher begriffen, was ich damit sagen will.«
    »Wer hätt’s gedacht?«
    »Eben«, sagte sie und fuhr fort. »Bei Kies empfiehlt es sich, in der Nähe von Ortschaften zu sein, wo gebaut wird, da der größte Kostenfaktor der Transport ist. Auf jeden Fall war Bader Malek ein kleines Kraftwerk, und er hat es geschafft, seine Profite zu maximieren, indem er in andere Bereiche expandierte, die aber allesamt mit der Baubranche zu tun hatten. Malek Construction ist heute die drittgrößte Baufirma im Bundesstaat. Und sie ist nach wie vor in Familienbesitz; eine von wenigen, könnte ich hinzufügen.«
    »Und wo liegt das Problem?«
    »Dazu komme ich gleich, aber ich muß erst noch ein bißchen weiter ausholen. Bader und seine Frau Rona hatten vier Söhne — wie Orgelpfeifen, alle genau zwei Jahre auseinander. Donovan, Guy, Bennet und Jack. Donovan ist inzwischen Mitte Vierzig, und Jack vermutlich neununddreißig. Donovan ist der beste von ihnen: ein typischer Erstgeborener, zuverlässig, verantwortungsvoll und der große Leistungsträger unter den Geschwistern. Seine Frau Christie und ich waren im College zusammen auf einem Zimmer, und dadurch bin ich überhaupt erst in diese Sache verwickelt worden. Der zweite Sohn, Guy, hat sich als Nichtsnutz entpuppt. Die anderen beiden sind in Ordnung. Allerdings nichts Großartiges, zumindest danach zu urteilen, was Christie gesagt hat.«
    »Arbeiten sie für die Firma?«
    »Nein, aber Donovan bezahlt trotzdem alle ihre Rechnungen. Bennet bildet sich ein, >Unternehmer< zu sein, was heißt, daß er Jahr für Jahr bei schlechten Geschäften Riesensummen in den Sand setzt. Momentan versucht er sich in der Restaurantbranche. Er will mit zwei Teilhabern ein Lokal unten auf dem Granita eröffnen. Hinausgeworfenes Geld ist gar kein Ausdruck. Der Mann muß verrückt sein. Jack vertreibt sich die Zeit mit Golfspielen. Soweit ich weiß, ist er begabt genug, um bei den Profis mitzumischen, aber wahrscheinlich nicht so gut, daß er davon leben kann.
    Auf jeden Fall war damals in den Sechzigern Guy derjenige, der Marihuana geraucht und sich wüst aufgeführt hat. Sein Vater war für ihn ein materialistischer, kapitalistischer Drecksack, und das hat er ihm auch bei jeder Gelegenheit gesagt. Guy geriet offenbar mehrmals ziemlich böse in die Klemme — wurde mit anderen Worten straffällig — , und Bader hat ihn schließlich enterbt. Donovan zufolge hat sein Vater Guy eine Pauschalsumme gegeben, und zwar zehntausend in bar, sein Anteil am damals noch bescheidenen Familienvermögen. Bader sagte dem Jungen, er solle die Fliege machen und nicht wiederkommen. Guy Malek verschwand und ward seitdem nicht mehr gesehen. Das war im März 1968. Damals war er sechsundzwanzig, also muß er heute dreiundvierzig sein. Ich glaube, es hat niemandem wirklich etwas ausgemacht, als er ging. Vermutlich war es eine Erleichterung, nach allem, was er der Familie zugemutet hatte. Rona war zwei Monate zuvor gestorben, im Januar desselben Jahres, und Bader hat mit dem Vorhaben, sein Testament zu ändern, seinen Anwalt aufgesucht. Du weißt ja, wie das vor sich geht: >Daß ich in diesem Testament keine Verfügung zugunsten meines Sohnes Guy getroffen habe, geht nicht auf einen Mangel an Liebe oder Zuneigung meinerseits zurück, sondern liegt darin begründet, daß ich zu meinen Lebzeiten für ihn gesorgt habe und der Ansicht bin, daß diese Zuwendungen mehr als ausreichend waren< — bla bla bla. In Wirklichkeit hatte Guy ihn einen Haufen Geld gekostet, und er hatte die Nase voll.
    So. Ausblende, Einblende. 1981 ist Baders Anwalt an einem Herzinfarkt gestorben, und Bader bekam seine gesamten juristischen Unterlagen zurück.«
    Ich unterbrach sie. »Entschuldige. Ist das so üblich? Ich hätte angenommen, daß sämtliche Dokumente im Nachlaß des Anwalts aufbewahrt würden.«
    »Kommt auf den Anwalt an. Vielleicht hat Bader darauf bestanden. Ich weiß es nicht genau. Ich vermute, er hatte einen ziemlichen Dickschädel. Damals hatte ihn der Krebs bereits in den Klauen, an dem er schließlich gestorben ist. Außerdem hatte er durch die massive Chemotherapie einen Schlaganfall
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