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Gold und Mitternachtsschwarz

Gold und Mitternachtsschwarz

Titel: Gold und Mitternachtsschwarz
Autoren: Megan Hart
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deine Rettung sein, so wie sie versucht hat, mich zu retten.“
    Der Edelmann war klug genug, von der bösen Fee keine Vergebung zu erbitten. „Nehmt sie mir nicht!“
    Die böse Fee lachte; im Garten zitterten die Blumen unter ihrer Schneedecke. „Ich will sie nicht, alter Mann. Einfach weil du ja auch nicht willst, dass sie ein anderer bekommt.“
    „Bitte“, flehte die Edelfrau und machte einen Schritt nach vorne. Sie war nicht weniger klug als ihr Mann, aber Frauen wissen, wie man miteinander auskommt, und schließlich war die böse Fee doch eine Frau. „Bitte, bestraft unsere Tochter nicht wegen unserer Dummheit.“
    Die böse Fee lachte. „Sorge dich nicht, edle Dame. Ich werde deine Tochter weder in eine Kreatur verwandeln, die abscheulich anzusehen ist, noch werde ich dafür sorgen, dass Kröten über ihre Lippen purzeln, sobald sie den Mund aufmacht. Nein, edle Dame, ich werde deiner Tochter stattdessen ein Geschenk machen, weil sie versucht hat, sich mir gegenüber großzügig zu zeigen. Und indem ich ihr dieses Geschenk mache, werde ich dich und deinen Mann bestrafen.“
    Die böse Fee klatschte in die Hände, und die Gäste wichen wie ein Körper zurück. Jeder hoffte, nicht ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Fee lächelte und wedelte mit der Hand. Die Schichten ihrer Umhänge und Tücher flatterten.
    „Du sollst begehrt werden“, erklärte sie Mira. „Und du sollst begehren.“
    „Das ist alles?“, schrie der Edelmann. Vielleicht war er doch nicht so klug, wie er von sich selbst glaubte. „Das soll der Fluch sein?“
    Die böse Fee schob ihre Kapuze wieder über den Kopf, ihr Gesicht versank im Schatten. Sie öffnete die Tür. Schnee wirbelte herein und schmolz auf dem Fußboden. Die versammelte Gästeschar bibberte.
    „Bis deine Tochter ihre Erfüllung findet, alter Mann, wirst du langsam alles verlieren, was du hast. Bete darum, dass sie es findet, ehe du völlig verarmt bist und dich auf die Güte Fremder verlassen musst.“
    Mit diesen Worten verschwand die böse Fee.
    Der Edelmann streckte die Hand nach Mira aus, doch sie nahm sie nicht. Ebenso wenig suchte sie Trost bei ihrer Mutter, die ihre Fäuste gegen den Mund presste und weinte. Mira blickte sich im Saal um, betrachtete die Männer und Frauen, die sich um sie versammelten. Etwas erwachte in ihr, das sie noch nie verspürt hatte.
    Hitze flammte in ihrem Unterleib auf und setzte sich zwischen ihren Schenkeln fort. Sie drückte eine Hand gegen diese Hitze, und ihre andere fuhr zu den Rundungen ihrer Brüste, wo noch mehr Hitze erwachte. Sie hielt ein Keuchen zurück, als sie den Blick eines Freundes ihres Vaters bemerkte. Seine Augen waren ein dunkles Feuer, das von einem Gefühl entzündet war, das sie nicht benennen konnte, das aber auch sie in sich spürte.
    Dann wusste sie, was es war. Diese Wildheit, dieses Brennen, das Erröten ihrer Haut und die Hitze ihres Blicks.
    Verlangen.
    Es fing augenblicklich an.
    Ohne auf ihre Eltern oder die Gäste Rücksicht zu nehmen, die sich im Saal versammelt hatten, ging Mira zu dem Mann, der sie anstarrte. Sie ließ zu, dass er seinen Mund auf ihren presste. Niemand hielt sie auf. Niemand sagte ein Wort, als er ihren Ellbogen nahm und sie die Treppe hinaufführte, wo er sie ihrer Jungfräulichkeit beraubte. Ihre Mutter klagte, und ihr Vater knirschte mit den Zähnen, aber keiner von beiden hielt sie auf.
    Niemand konnte es aufhalten.
    Miras erster Liebhaber war nicht besonders attraktiv, aber er war mutig, und er fickte sie so gründlich beim ersten Mal, dass sie am nächsten Tag nicht gehen konnte. Doch trotz des stundenlangen Beischlafs und der Küsse, die er über ihren Körper verteilt hatte, trotz all der Sachen, die er mit ihr gemacht hatte, fühlte sie sich danach nicht vollständig. Tatsächlich war das Einzige, was Mira fühlte, nachdem es endlich vorbei war und ihr Liebhaber sich aus dem Bett mit den verschwitzten Laken stahl, Einsamkeit.
    Es war offensichtlich, dass es so nicht ging.
    Die Gäste ihrer Eltern waren inzwischen geflohen. Die Dienerschaft, die einem verfluchten Haus nicht treu ergeben war, ging ebenfalls. Die Herdstellen wurden kalt, das Geflügel blieb ungebraten. Ihr Vater hatte sich in seinem Kontor eingeschlossen und zählte sein Geld. Ihre Mutter hatte sich mit jeder im Haus verfügbaren Spindel in den Daumen gestochen, aber sie konnte einfach nicht schlafen.
    Mira wusch den Geruch des Mannes von ihrem Körper, und sie entdeckte, dass ein Finger, der die
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